Zahl der Tierversuche mit Affen in Deutschland gestiegen

Pro Wildlife fordert ein sofortiges Importverbot und ein Ende der Affenversuche

München, 19. Dezember 2023. Die Zahl der Affen in deutschen Versuchslaboren ist gestiegen. Das zeigt die kürzlich veröffentlichte Versuchstierstatistik des Bundesinstituts für Risikobewertung. Demnach wurden 2022 in Deutschland 2.204 Affen und Halbaffen in Tierversuchen eingesetzt, 17 Prozent mehr als im Vorjahr. „Diese Entwicklung ist schockierend. Nicht nur, weil die Tiere bei den fragwürdigen Versuchen enorm leiden, sondern auch, weil die bedrohten Affen zum Teil aus der Natur stammen, sagt Biologin Katharina Lameter von Pro Wildlife. „Der Import für Versuchslabore sowie die Versuche an den Primaten müssen in Europa endlich ein Ende haben.“

Affen aus der Natur in Versuchslaboren?

Vor allem Javaneraffen sind hoch begehrt. Rund 86 Prozent der 2022 in Tierversuchen neu verwendeten Affen waren Javaneraffen. Die Tiere stammen fast ausschließlich (99,5 Prozent) aus dem nicht-europäischen Ausland. Obwohl sie bedroht und international geschützt sind, gehören sie weltweit zu den meistgehandelten Arten. „Die Populationszahlen von Javaneraffen gehen seit Jahrzehnten massiv zurück und ihre massenhafte Entnahme für Tierversuche aus der Natur setzt ihnen noch weiter zu“, erklärt Lameter.

Um Handelsbeschränkungen zu umgehen, werden aus der Natur gefangene Tiere häufig als gezüchtet ausgegeben. Immer wieder werden Fälle von illegalem Handel mit wildgefangenen Javaneraffen aufgedeckt. So kam es im November 2022 beispielweise zum Eklat, als ein Regierungsvertreter aus Kambodscha auf dem Weg zur CITES-Artenschutzkonferenz in den USA wegen des illegalen Handels mit 3.000 wildgefangenen Javaneraffen festgenommen wurde.

Illegaler Handel mit Javaneraffen

Aktuell müssen sich mehrere südostasiatische Länder beim Artenschutzabkommen CITES verantworten, weil ihnen vorgeworfen wird, wildgefangene Javaneraffen zu Nachzuchten umzudeklarieren. Darunter auch Vietnam, von wo die Hälfte der nach Deutschland eingeführten Javaneraffen stammt.

„Der illegale Handel mit Javaneraffen boomt. Woher die Tiere wirklich stammen und ob es sich um Wildfänge handelt, ist für die Versuchslabore kaum nachvollziehbar. Illegaler Schmuggel und gefälschte Dokumente verschleiern die wahre Herkunft der Tiere“, sagt Lameter. „Aus Wäldern und dubiosen Zuchtfarmen gelangen die Affen schlussendlich nach Europa, wo sie Tierversuche über sich ergehen lassen müssen. Tatsachen, die im Namen der Forschung gerne ignoriert werden.“

International sind Nachfrage und Preise für Javaneraffen in den letzten Jahren stark gestiegen. Während ein Javaneraffe in Europa früher rund 2.600 Euro kostete, hat sich der Preis nach der Corona-Pandemie auf mehr als 18.000 Euro pro Tier erhöht.

Stärkere Handelskontrollen und ein Ende von Affenversuchen notwendig

Seit November 2022 ist es in der Europäische Union verboten, wildgefangene Affen in Versuchen oder der Zucht zu verwenden. Der hohe Bedarf an Versuchstieren in Kombination mit den undurchsichtigen Handelsrouten lässt jedoch daran zweifeln, dass das Verbot der EU wirklich effektiv umgesetzt wird.

„Obwohl mittlerweile stark angezweifelt wird, dass Erkenntnisse, die in Tierversuchen gewonnen wurden, eins zu eins auf den Menschen übertragbar sind und in vielen Bereichen anerkannte Alternativmethoden existieren, werden Versuche an Affen weiterhin durchgeführt“, sagt Lameter. Pro Wildlife fordert daher nicht nur ein Importverbot für Affen in die EU, sondern auch ein Ende von Tierversuchen mit Primaten.

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