Flusspferd

Flusspferd

Das Flusspferd wird auch Nilpferd genannt. Mit Pferden ist es aber nicht verwandt – allerdings mit Walen.

Die skurrilen Wasserbewohner Afrikas

Das Flusspferd (Hippopotamus amphibius), auch als Nilpferd oder Hippo bekannt, gehört zu den bekanntesten afrikanischen Wildtieren und kann in freier Wildbahn bis zu 40 Jahre alt werden. Kaum bekannt ist, dass Flusspferde vor Jahrmillionen auch in europäischen Gewässern badeten. Damals hatte sich die Familie der Flusspferde (Hippopotamidae) über den Rhein bis nach England ausgebreitet und war ausgesprochen arten- und formenreich. Heutzutage sind das (Groß-)Flusspferd und das Zwergflusspferd (Choeropsis liberiensis) die letzten lebenden Vertreter dieser einst großen Familie.

Es ist recht einfach, die beiden Arten, die jeweils eine eigene Gattung repräsentieren, zu unterscheiden. Das amphibisch lebende Flusspferd ist der größte Vertreter dieser Familie und kommt südlich der Sahara, insbesondere in Ost- und Südafrika, vor. Sein deutlich kleinerer Verwandter, das Zwergflusspferd, ist nur noch in einigen wenigen Regenwaldgebieten Westafrikas Zuhause.

Wilderei und die Zerstörung ihres Lebensraums haben dazu geführt, dass beide Arten auf der Internationalen Roten Liste (IUCN) als gefährdet bzw. stark gefährdet eingestuft wurden. Von den Flusspferden leben noch ca. 115.000 bis 130.000 Tiere, die Bestandszahlen wilder Zwergflusspferde werden auf rund 2.000 bis 2.500 erwachsene Tiere geschätzt.

Europäische Siedler entdeckten das Flusspferd erstmals am Ufer des Nils, was die veraltete Bezeichnung Nilpferd prägte. Heutzutage würde man sie dort übrigens in weiten Teilen vergebens suchen, denn am Unterlauf des Nils sind sie mittlerweile fast ausgerottet. Trotz ihres irreführenden Namens sind Flusspferde nicht näher mit der Familie der Pferde (Equidae) verwandt. Ende des 20. Jahrhunderts enthüllten genetische Analysen, dass Wale (Cetacea) die nächsten Verwandten der Flusspferde sind. Eine verblüffende Erkenntnis, bedenkt man, dass Hippos kaum schwimmen können.

Schlechte Schwimmer mit eigener Sonnencreme

Flusspferd-Familie im Fluß Chobe
Flusspferd-Familie im Fluß Chobe

Flusspferde sind extrem schlechte Schwimmer und das, obwohl sie den Großteil des Tages im Wasser verbringen. Durchschnittlich bleiben Flusspferde nur fünf Minuten unter WasserWährend sie am Gewässergrund schlafen, tauchen sie vollkommen automatisch auf, um Luft zu holen. Sie nutzen ihr stattliches Körpergewicht von bis zu 4,5 Tonnen, um sich auf den Gewässerboden sinken zu lassen und bewegen sich dort laufend vorwärts.

So können sich die grauen Schwergewichte erstaunlich leichtfüßig fortbewegen und schützen sich gleichzeitig vor Überhitzung. Alte Mythen sprachen von Flusspferden, die Blut schwitzen. Doch in Wirklichkeit haben Flusspferde ihre eigene antibakterielle „Sonnencreme“ entwickelt. Da sie nicht schwitzen können, sondern Hippos ein rötliches Sekret ab, das sie vor den ultravioletten Strahlen der Sonne schützt, ihre Körpertemperatur reguliert und desinfizierend wirkt – quasi der ultimative Rundumschutz.

Flusspferde sind nachtaktiv. Im Schutz der Dunkelheit kommen sie an Land, um auf naheliegenden Weiden zu äsen. So nehmen sie pro Nacht etwa 70 Kilogramm Gras zu sich. Obwohl Flusspferde eigentlich Pflanzenfresser sind, wurde bereits mehrfach beobachtet, dass sie auch Fleisch zu sich nehmen. Hierbei machen sie selbst vor ihren eigenen Artgenossen nicht halt. Unklar ist allerdings, welchen Nutzen die fleischlichen Appetithäppchen haben.

Sanfte, langsame Dickerchen? Weit gefehlt!

Ausgewachsene Flusspferde haben außer dem Menschen kaum Feinde. Selbst Löwen, Hyänen und Krokodile meiden die grummeligen Zeitgenossen. Flusspferde zu unterschätzen, ist ein fataler Fehler. Die schwerfällig wirkenden Säugetiere mögen zwar sanftmütig aussehen, in Wirklichkeit jedoch sind sie äußerst territorial und mit bis zu 40 km/h schneller, als man denkt. Gewässer sind ihr Zuhause und wer ihrem Revier zu nahe kommt, kann das mit seinem Leben bezahlen.

Männchen markieren ihr Revier, indem sie ihren Kot mithilfe propellerartiger Bewegungen ihres Schwanzes verteilen. Flusspferde führen ein Leben als gesellige Einzelgänger, Ausnahmen bilden Mütter mit Jungtier. Nachts äsen sie alleine und tagsüber schließen sie sich zu Gruppen von durchschnittlich zehn bis 15 Tieren zusammen. Diese Ansammlungen sind jedoch rein zufällig und es bestehen keine sozialen Verbindungen zwischen den Gruppenmitgliedern.

Jagd nach Hippo-Elfenbein

Hippos haben enorme Eckzähne
Hippos haben enorme Eckzähne

Früher lebten riesige Herden von Flusspferden über ganz Afrika verteilt. Heutzutage kommen sie hauptsächlich in Schutzgebieten vor, da der Mensch sie in weiten Teilen Afrikas ausgerottet hat. Wilderer machen erbarmungslos Jagd auf sie. Früher wurden Flusspferde hauptsächlich wegen ihres Fleisches getötet, doch mittlerweile treibt die Gier nach Elfenbein die Jagd an.

Der legale und illegale Handel mit dem Hippo-Elfenbein ist äußerst lukrativ und Flusspferde sind international bislang nur unzureichend geschützt. Aus ihren großen Eckzähnen werden Elfenbein-Schnitzereien und Messergriffe gefertigt und weltweit exportiert.

Das tut Pro Wildlife

Pro Wildlife kämpft gegen Wilderei und Elfenbeinhandel. Wir unterstützen das afrikanische Anti-Wilderer-Netzwerk EAGLE, das regelmäßig Hippo-Elfenbein beschlagnahmt und gegen kriminelle Händler vorgeht. Darüber hinaus setzen wir uns für einen besseren internationalen Schutz der Tiere ein. Des Weiteren kämpft Pro Wildlife für Importverbote von Trophäen in die EU und nach Deutschland – auch Flusspferde gehören zu den von Hobbyjägern bejagten Arten.

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