Javaneraffe

Javaneraffe

1.905 Javaneraffen wurden allein 2022 in Deutschland für Tierversuche eingesetzt

Trotz ihres Namens erstreckt sich das Verbreitungsgebiet der Javaneraffen über ganz Süd- und Südostasien. Allerdings wird ihr Lebensraum durch Rodungen immer weiter eingeschränkt, Jagd und Tierhandel setzen ihnen zusätzlich zu. In Bangladesch gilt der Javaneraffe bereits als ausgestorben.

  • Status: Stark gefährdet (IUCN-Bewertung von 2022)
  • Population: unbekannt, wissenschaftliche Studien notwendig
  • Lebensraum: Regen-, Bambus- und Mangrovenwälder
  • Verbreitung: Süd- und Südostasien

Die Vielseitigkeit der Javaneraffen

Javaneraffen (Macaca fascicularis) gehören zur Gattung der Makaken. Derzeit werden zehn Unterarten unterschieden, ihre Populationen sind jedoch aufgrund der Zerstörung ihres Lebensraums stark fragmentiert. Charakteristisch für Javaneraffen ist ihr Backenbart und ihr langer Schwanz. Bei Männchen kann er bis zu 70 cm lang werden und damit länger als das Tier selbst. So erklärt sich auch ihr zweiter Name: Langschwanzmakake.

Die Affen sind sehr sozial und leben wie alle Makakenarten in großen Gruppenverbänden von 6 bis 60 Tieren. Die Gruppen bestehen aus mehreren Männchen und Weibchen sowie Jungtieren, die in festen Hierarchien organisiert sind. Die Weibchen bleiben zeitlebens bei ihrer Geburtsgruppe und kümmern sich allein um ihren Nachwuchs.

Javaneraffen sind tagaktiv, besitzen ausgeprägte Schwimm- und Tauchkünste und können bis zu fünf Meter springend zurücklegen. Sie sind Allesfresser, aber bevorzugen Früchte, Blätter und Insekten. In den Küstenregionen fressen sie gerne Krabben, weswegen sie auch unter einem dritten Namen bekannt sind: Krabbenesser.

Am liebsten halten sich Javaneraffen auf Bäumen auf und kommen nur für die Nahrungssuche runter. Javaneraffen sind sehr anpassungsfähig. Sie bewohnen unterschiedlichste Lebensräume – darunter tropische Regenwälder, Mangroven, Berge, Küsten, Plantagen und sogar städtische Gebiete.

Javaneraffe
Javaneraffe © Kjorgen

Javaneraffen sind stark gefährdet

Lebensraumverlust, Jagd und nicht zuletzt das unkontrollierte Fangen von Wildtieren für den Tierhandel dezimieren die natürlichen Populationen immer weiter. Obwohl Javaneraffen international durch das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) geschützt sind, werden jährlich zigtausend Tiere weltweit gehandelt.

446.189 Javaneraffen wurden von 2012 bis 2021 international gehandelt. Versuchslabore in den USA, in der Europäischen Union und in Japan die größten Importeure. Angeblich stammten die meisten Tiere aus Zuchtfarmen. Woher die Tiere tatsächlich stammen kann aber häufig nicht nachvollzogen werden, denn noch immer werden die Tiere in Herkunftsländern aus freier Natur gefangen und illegaler Handel und gefälschte Dokumente verschleiern die wahre Herkunft. Bis vor wenigen Jahren waren chinesische Zuchtfarmen die größten Exporteure – 2019 stoppte die Regierung die Exporte aufgrund der Coronakrise. Kambodscha, Vietnam, Thailand, Indonesien, die Philippinen und Laos gehören zu den Ländern, in denen Javaneraffen in freier Natur leben, und die Exporte genehmigen. Darüber hinaus ist Mauritius ein großer Exporteur – hier war die Art ursprünglich nicht heimisch, sondern wurde eingeführt.

In Europa kostet ein Tier rund 2.600 Euro, in Südostasien werden sie für 150 US-Dollar angeboten. Ein Riesengeschäft, das binnen zehn Jahren 1,25 Mrd. US-Dollar Umsatz machte. (Quelle: cites.org)

In den 1980er Jahren wurde ihr Bestand noch auf fünf Mio. geschätzt, 20 Jahre später nur noch auf drei Mio. Tiere. Ihre massenhafte Entnahme aus der Natur und zunehmende Umweltbelastungen setzen ihnen weiter zu: Die Populationen brachen so stark ein, dass Javaneraffen auf der Internationalen Roten Liste 2022 als stark gefährdet klassifiziert wurden. Die Art hat in den letzten drei Generationen (ca. 40 Jahre) einen Rückgang von mindestens 40 % erlebt. In Kambodscha sind die Bestände in den letzten 10 Jahren sogar um 50 % zurückgegangen. In Laos leben nur noch zwischen 300 bis 500 Tiere, das entspricht einem Populationsrückgang von rund 90 % innerhalb der letzten 11 Jahre. In Bangladesch gilt die Art als ausgestorben.

Irreführende Urlaubseindrücke

Wer sie schon auf Reisen in Südostasien an Tempelanlagen oder Parks angetroffen hat, bekommt den Eindruck, sie seien allgegenwärtig. Da ihr natürlicher Lebensraum immer weiter zerstört wird, wird diese Schnittstelle zwischen Menschen und Makaken auch immer größer. Allein in Malaysia wurden von 2011 bis 2018 493.823 Langschwanzmakaken getötet, weil sie als „Konfliktmakaken“ eingestuft wurden.

Javaneraffen im Affenwald von Ubud (Bali) © Nvelichko
Javaneraffen im Affenwald von Ubud (Bali) © Nvelichko

Dem Menschen zu ähnlich

Der Javaneraffe gehört zu den am häufigsten verwendeten Affenarten in der Forschung. Die Tiere werden in Zuchtstationen als Gebärmaschinen für die Forschungsindustrie missbraucht oder leiden teils Jahre lang in grausamen Tierversuchen. Stellvertretend für den Menschen werden Javaneraffen von Pharmakonzernen beispielsweise bei der Entwicklung von neuen Impfstoffen eingesetzt oder wenn Nebenwirkungen für das Fortpflanzungssystem oder mögliche Risiken bei der Einnahme von Medikamenten während der Schwangerschaft getestet werden sollen. Aber auch bei toxikologischen Tests und in der Grundlagenforschung werden die Tiere häufig eingesetzt.

Bei Experimenten deutscher Autobauer im Jahr 2014 wurde eine Gruppe von Affen den Abgasen eines neueren Diesel-Volkswagens ausgesetzt, während eine andere Gruppe die Abgase eines älteren Ford Diesel-Pickups einatmete. Nachdem die Affen vier Stunden lang verdünnte Abgase eingeatmet hatten, wurden sie untersucht, und die Forscher entnahmen Proben von Lungengewebe, um nach Entzündungen zu suchen.

Große Aufmerksamkeit erreichte im Januar 2018 die Meldung chinesischer Forscher, dass es ihnen gelungen war, zwei Javaner-Äffchen zu klonen. In der Publikation ist die Rede von 109 erzeugten SCNT-Embryonen, von denen 79 in 21 Javaneraffen als „Leihmütter“ übertragen wurden. Sechs Schwangerschaften konnten nachgewiesen werden, die zu zwei Lebendgeburten führten.

Im April 2021 erschien ein Forschungsbericht über eine erfolgreiche Zeugung eines Mischwesens aus Javaneraffe und Mensch in der Petrischale. Die menschlichen Stammzellen überlebten in Affenembryonen, vermehrten sich und bildeten mehrere peri- und frühe post-implantäre Zelllinien. Affen könnten in der Zukunft als Ersatzteilproduzenten für Menschen gezüchtet werden. (Quelle: cell.com)

Das tut Pro Wildlife

Seit November 2022 verbietet es die Europäische Union, Wildfänge in Versuchen oder der Zucht zu verwenden, mit entsprechender Begründung sind Ausnahmen jedoch noch immer möglich. Solange CITES den Handel mit Javaneraffen nicht grundsätzlich verbietet und die Behörden im Exportland bescheinigen, dass die Tiere aus „legalen“ Quellen stammen, werden weiterhin wild gefangene Javaneraffen in Versuchslaboren leiden und sterben. Pro Wildlife setzt sich daher in der EU und im Rahmen des Washingtoner Artenschutzabkommens für Handelsverbote für Javaneraffen ein.

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