Wildtierhaltung

Wildtierhaltung

Pro Wildlife setzt sich bereits seit mehr als 20 Jahren für den Schutz von Wildtieren ein. Wir stehen im regelmäßigen Dialog mit Politiker*innen, nehmen an Konferenzen teil und klären über die vielseitigen Probleme und Missstände beim Thema Wildtierhaltung auf.

+++ Im Februar 2024 wurde der erste Entwurf des neuen Tierschutzgesetzes an die Länder und Verbände geschickt. Wir haben nun vier Wochen Zeit, offiziell Stellung zu beziehen. Der Entwurf sieht vor, den Schutz von Wildtieren im Zirkus und im Verkauf zu verbessern. Die vorgesehenen Änderungen sind ein Schritt in die richtige Richtung, reichen aber bei Weitem nicht aus, um dem Staatsziel Tierschutz gerecht zu werden. Helfen Sie uns dabei und unterzeichnen Sie unsere Petition: Stoppt Wildtiere als Haustiere +++

Wildwuchs im Wohnzimmer

Warane und Kobras im Wohnzimmer, Flughunde an der Gardinenstange oder Äffchen und Löwen auf der Couch: Wildtiere sind als exotische Haustiere der letzte Schrei. Über das Internet, Tierbörsen und Zoogeschäfte sind selbst die ausgefallensten Wildtiere leicht zu bekommen.

Das Artenspektrum ist nahezu unbegrenzt und jede*r kann sich hier nahezu alles kaufen. Aufklärung, Beratung und Kontrollen bei der Wildtierhaltung sucht man meist vergebens. Videos und Fotos in den Sozialen Medien befeuern den Trend noch zusätzlich.

Die größten Probleme bei der privaten Wildtierhaltung:

Die Privathaltung von Wildtieren geht mit unzähligen Tier-, Arten- und Naturschutzproblemen einher:

  • Wildtiere können in Privathand nicht artgerecht gehalten werden. Enormes Tierleid und der frühe Tod zahlloser Tiere sind die Folge.
  • Viele der als Heimtiere gehaltenen Wildtierarten stammen bis heute aus der Natur.
  • Gefahrtiere wie Löwen und Kobras sind ein großes Risiko für den*die Halter*in, aber auch für Dritte.
  • Entkommene oder ausgesetzte Tiere stellen eine Bedrohung für unsere heimische Artenvielfalt dar.
  • Wildtiere übertragen eine Vielzahl an Krankheiten, die auch für den Menschen gefährlich werden können.
  • Besondere Farb- und Mustervarianten liegen im Trend. Auch bei häufig gehaltenen und gezüchteten Wildtierarten gibt es immer mehr Qualzuchten.

Während sich domestizierte Tiere wie Hunde und Katzen über Jahrtausende an ein Leben mit dem Menschen gewöhnt haben, ist dies bei Wildtieren nicht der Fall. Sie sind und bleiben Wildtiere, die dieselben Instinkte und Bedürfnisse wie ihre in der Natur lebenden Verwandten haben.

Wildtiere eignen sich weder für die Privathaltung noch als Kuscheltier. Die anfangs niedlichen kleinen Jungtiere werden schnell groß, wild und häufig auch gefährlich und teuer. Gerade bei vermeintlich anspruchslosen Tierarten wie Reptilien und Amphibien unterschätzen viele Käufer den technischen Aufwand der Terrarien-Anlagen und die enormen Stromkosten.

Die Folgen: Viele Besitzer sind bereits nach kürzester Zeit überfordert oder ihrer neuen Errungenschaft überdrüssig. Die Tiere werden ausgesetzt oder landen in Tierheimen und Auffangstationen. Diese sind mit der Menge an Tiere, der enormen Artenvielfalt und den besonderen Ansprüchen der Wildtiere hoffnungslos überfordert und schlagen bereits seit Jahren Alarm.

Endstation Wohnzimmer: Exotische Haustiere

Es ist erschreckend leicht, sich einen Löwen oder Affen über das Internet zu bestellen. Um zu dokumentieren, welche exotischen Säugetieren in deutschen Wohnzimmern gehalten werden, hat Pro Wildlife den Handel mit exotischen Säugetieren untersucht. 2015 veröffentlichten wir unsere Studie Endstation Wohnzimmer. Diese zeigt, dass innerhalb von fünf Jahren fast 300 verschieden Säugerarten und insgesamt mehr als 10.000 exotische Säuger zum Verkauf angeboten wurden. Vom Stinktier bis zum Flughund ist alles dabei und für jede*n leicht zu erwerben.

>> weitere Hintergründe

Unsere Forderungen

  • Einführung einer Positivliste für Heimtiere
    Pro Wildlife fordert den Handel und die Privathaltung von Heimtieren unter Berücksichtigung von Tier-, Arten- und Naturschutz sowie Gesundheits- und Sicherheitsaspekten zu beschränken. Innerhalb Europas haben bereits zehn Länder eine solche Positivliste für bestimmte Tiergruppen eingeführt, in neun weiteren wird sie aktuell diskutiert. Auch das EU-Parlament spricht sich für eine Positivliste aus. Deutschland muss nun endlich tätig werden und eine Positivliste einführen. 
  • Etablierung eines Fachkundenachweises
    Zusätzlich zu der Einführung einer Positivliste fordern wir, dass Halter von Tieren zukünftig einen artspezifischen Fachkundenachweis erwerben müssen. Dieser muss beim Kauf eines Tieres vorgelegt werden. Somit soll sichergestellt werden, dass der Besitzer umfassende Fachkenntnisse für die tiergerechte Haltung seines Haustieres hat.
  • Staatliche Unterstützung von anerkannten Auffangstationen
    Tierheime und spezialisierte Auffangstationen sind sowohl für die steigenden Anzahl an exotischen Wildtieren als auch für die hohen Haltungsansprüchen der vielen verschiedenen Wildtierarten nicht ausgestattet. Wir fordern den Staat auf, Verantwortung zu übernehmen und sich dafür einzusetzen, dass ausgesetzte und abgegebene exotische Haustiere artgerecht untergebracht werden. 

Was können Sie tun?

  • Kaufen Sie sich keine Wildtiere als Haustiere.
  • Halten Sie lieber domestizierte Tiere wie Hunde und Katzen als Haustiere.
  • Informieren Sie sich vor der Anschaffung eines Haustieres intensiv über dessen Bedürfnisse. Klären Sie auch Freundes- und Familienkreis über die Problematik der Haltung von Wildtieren auf.

Unsere größten Erfolge im Bereich Wildtierhaltung

Tierschutzprobleme, die mit der Haltung von exotischen Wildtieren verbunden sind, sowie mögliche Gesundheits- und Sicherheitsrisiken bekamen lange Zeit keine politische Aufmerksamkeit. Mithilfe unserer Studien und Aufklärungsarbeit brachte Pro Wildlife das Thema auf den Radar von Politikern.

Seither hat Pro Wildlife an zahlreichen politischen Initiativen mitgewirkt und Stellungnahmen eingereicht. Unsere größten Erfolge sind:

2006

Das Bundeslandwirtschaftsministerium veröffentlicht erstmals Tierschutzleitlinien für Tierbörsen.

2007

Hessen verabschiedet strenge Beschränkungen für die Privathaltung von Gefahrtieren. 

2017

Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung von 2017 beschließt die Politik Wildtierhandel und -haltung strenger zu regulieren.

2018

Die vom Bundeslandwirtschaftsministerium in Auftrag gegebene EXOPET-Studie wird veröffentlicht und bestätigt unsere Kritik an der Haltung von Wildtieren.

2020

Nordrhein-Westfalen verabschiedet strenge Beschränkungen für die Privathaltung von giftigen Tierarten.

2020

Der Bundestag beschließt Maßnahmen, um die Haltung und den Handel mit Wildtieren strenger zu regulieren.

Publikationen

2021: Der Bericht „Wildtiere als Haustiere? Die Politik muss handeln!“ fasst Probleme und Risiken des Handels und der Haltung von Wildtieren zusammen und zeigt Lösungsansätze auf.

2015: Pro Wildlife klärt mit dem Bericht „Endstation Wohnzimmer – Exotische Säuger als Haustiere“ über die Tier- und Artenschutzprobleme sowie Gesundheitsrisiken beim Handel und der privaten Wildtierhaltung auf.

2010: Pro Wildlife veröffentlicht gemeinsam mit dem Deutschen Tierschutzbund einen Bericht zu Missständen auf Tierbörsen.

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