Online-Handel bedroht Wildtiere

Die Natur als Selbstbedienungsladen

Online-Handel bedroht Wildtiere

+++ Im Februar 2024 wurde der erste Entwurf des neuen Tierschutzgesetzes an die Länder und Verbände geschickt. Der Entwurf sieht vor, den Schutz von Wildtieren im Zirkus und im Verkauf zu verbessern. Die vorgesehenen Änderungen sind ein Schritt in die richtige Richtung, reichen aber bei Weitem nicht aus, um dem Staatsziel Tierschutz gerecht zu werden. Helfen Sie uns dabei und unterzeichnen Sie unsere Petition: Stoppt Wildtiere als Haustiere +++

Online-Handel aktuell unkontrollierbar

Im Internet kann man nahezu alles kaufen. Auch Wildtiere werden zu hunderttausenden im Online-Handel angeboten. Ob Löwen, Papageien, Pythons, Leguane, Schmuckschildkröten, Pfeilgiftfrösche, Aquarienfische oder Vogelspinnen – der Handel boomt und nimmt immer weiter zu.

Auf Online-Plattformen und in den Sozialen Medien können Händler*innen die Tiere mit geringem technischem Aufwand und ohne geografische Einschränkung einer breiten Masse an potenziellen Interessenten zum Kauf anbieten. Beratung und Aufklärung durch die Händler*innen sucht man hier meist vergebens. Unüberlegte Spontankäufe, die häufig die Ursache für eklatante Missstände unter anderem bei der Haltung sind, werden so gefördert.

Viele Besitzer*innen sind bereits nach kürzester Zeit überfordert und geben die Tiere entweder ab oder setzen sie aus. Tierheime und Auffangstationen sind mit der großen Anzahl an exotischen Tieren und den unterschiedlichen Bedürfnissen der zahlreichen Arten heillos überfordert und schlagen bereits seit Jahren Alarm.

Grüne Wasseragame ist im Online-Handel sehr beliebt
Grüne Wasseragame

Darüber hinaus macht die Vielzahl der online angebotenen Tiere eine Überwachung durch die Veterinär- bzw. Artenschutzbehörden beinahe unmöglich. Geschlossene Verkaufsgruppen auf Plattformen wie Facebook erschweren die Überwachung zusätzlich.

Freiwillige Maßnahmen reichen nicht aus

Verschiedene Online-Plattformen haben bereits reagiert und den Handel mit Wildtieren verboten. Diese freiwilligen und vom Unternehmen abhängigen Maßnahmen reichen jedoch nicht aus. Jedes Unternehmen hat unterschiedlich strenge Vorgaben und auch die Möglichkeiten, die Einhaltung ihrer Vorgaben zu kontrollieren, unterscheiden sich teils stark. Händler*innen versuchen immer wieder, die Vorgaben gezielt zu umgehen und die Suchalgorithmen, die der Überwachung dienen, auszutricksen.

Per Kurierdienst ins neue Zuhause

Nach dem Kauf werden die neu erworbenen „Haustiere“ meist mit Kurierdiensten verschickt. Für die Tiere eine Tortur, denn der Versand erfolgt häufig unter tierschutzwidrigen Bedingungen. Unter anderem kommt es immer wieder vor, dass beispielweise Reptilien über den normalen Postweg versendet werden und dass, obwohl Versandunternehmen wie die Deutsche Post und DHL bereits seit vielen Jahren verbieten, lebende Tiere so zu verschicken.  

Erschwerend kommt hinzu, dass Käufer*innen die Tiere auch wieder zurückschicken können. Denn auch für versendete Tiere gilt ein zweiwöchiges Rückgaberecht ohne Angabe von Gründen, da Käufer*innen die Tiere vor der Anschaffung nicht in Augenschein nehmen können. Neben Tierschutzorganisationen fordern deshalb auch die Bundestierärztekammer und der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe ein Ende des Versandhandels mit Tieren.

Transportboxen Online-Handel
Transportboxen

Alternativ werden die Tiere teilweise auch auf Tierbörsen von den Händler*innen an die Käufer*innen übergeben. Vor allem Europas größte Reptilienbörse in Hamm, Nordrhein-Westfalen, ist einer der größten Umschlagplätze weltweit.

Wo kommen all die Tiere im Online-Handel her?

Wie viele Wildtiere in Deutschland gehandelt und gehalten werden, ist unbekannt. Während manche Tierarten gezüchtet werden, stammen viele andere noch immer aus der freien Natur. Jährlich werden unzählige Tiere nach Deutschland importiert. Jedoch gibt es auch hier keine genauen Zahlen, denn lediglich die Importe von international geschützten Arten und lebenden Reptilien werden registriert, somit bleibt der Großteil des Handels im Verborgenen.

Allein zwischen 2016 und 2020 importiere Deutschland mehr als 1,2 Millionen lebende Reptilien aus aller Welt. Dabei haben sich 2020 die Importe lebender Reptilien nach Deutschland im Gegensatz zu den Vorjahren fast verdoppelt. Auch 2021 blieben die Importzahlen weiterhin hoch.

Das tut Pro Wildlife

Pro Wildlife setzt sich für ein umfassendes Wildtierimportverbot, ein Handelsverbot von Wildtieren über Online-Portale und gewerbliche Tierbörsen und eine Positivliste für Heimtiere ein. Wir dokumentieren Ausmaß und Folgen des Handels mit exotischen Heimtieren, stehen im direkten Austausch mit Politiker*innen und Vertreter*innen von Halterverbänden, betreiben Aufklärungsarbeit und verhandeln bei internationalen Konferenzen mit, um Handelsverbote bzw. -beschränkungen für bedrohte Tierarten zu erreichen.

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