Walfang

Fragen und Antworten zur Jagd auf Wale

Walfang

Walfang ist ein altes Geschäft: Die gewerbliche Jagd auf Wale nahm ihren Anfang im 10. Jahrhundert, als die Basken im Golf von Biskaya den Nordkaper jagten, bis diese Glattwal-Art dort ausgestorben war. Mit den Fortschritten in der Schifffahrt verlagerte sich die Jagd schließlich aufs offene Meer. Mit dramatischen Auswirkungen auf viele Walpopulationen. Einige Walfangländer argumentieren heute noch mit kulturellen Motiven, aber der moderne, industrielle Walfang ist in erster Linie auf Profit ausgerichtet.

Wofür werden Wale gejagt?

Nahrungsquelle, Ölquelle oder Lieferant für medizinische Wirkstoffe: Die Gründe für das Töten von Walen haben sich im Laufe der Zeit gewandelt. Ursprünglich war vor allem das Fett der Wale (Blubber) begehrt, das schon im Mittelalter als wichtiger Rohstoff galt und erst um 1900 vom günstigeren Petroleum verdrängt wurde. Im 17. und 18. Jahrhundert weckte das Ambra, welches bei der Nahrungsaufnahme von Pottwalen entsteht, Begehrlichkeiten. Bis heute betreiben einige Länder auch immer noch Walfang für Walfleisch. Profitabler ist allerdings der Fang lebender Tiere für Delfinarien – besonders Orcas und Belugas sind davon betroffen.

Wal-Produkte und ihre Verwendung

 Walfett / -tran / -ölWalfleischWalrat*Ambra**Knochen, Zähne, Haut
Vorgeschichte bis MittelalterBrennstoffNahrungsquelle Räucherstoff, z.B. für Zeremonien, Arznei, Gewürz, AphrodisiakumSchmuck, Talismane, Seile, Gebrauchsgegenstände
NeuzeitLampenölNahrungsquelleBrennstoff, Schmiermittel Kerzen, Kosmetika, Salben, Tintepharmazeutische Produkte und ParfumherstellungFalzbein, Zahlungsmittel
2. Hälfte 19. JahrhundertMargarine, Seife, Nitroglycerin 
20. Jahrhundert bis heuteNahrung (u.a. ‚Maktaaq‘, pharmazeutische Produkte, Nahrungsergänzungsmittel, Bestandteil von TierfutterNahrung, TierfutterParfumherstellung (selten, exklusiv), HomöopathieSchnitzereien
* fett- und wachshaltige Substanz aus der Stirnhöhle und Rückenmarkskanal v.a. von Pottwalen
** Substanz aus dem Verdauungstrakt von Pottwalen

In welchem Ausmaß und mit welchen Auswirkungen werden Wale gejagt?

Die langsamen, an der Oberfläche treibenden Nordkaper waren bereits im Mittelalter fast ausgerottet. In der vorindustriellen Zeit wurden so viele Tiere getötet, dass es beispielsweise im Nordatlantik vor Spitzbergen und Grönland bald kaum noch Wale gab. Der industrielle Walfang ließ bis in die 1980er Jahre die Bestände großer Wale weiter dramatisch schrumpfen. Im gesamten 20. Jahrhundert wurden zirka drei Millionen Wale erlegt.

Walfang in Zahlen
Durch Walfang getötete Wale (Quelle: OWID)

Durch die Bejagung ging der Walbestand um 90 bis 95 Prozent zurück

Einige Arten, wie die des Blauwals, wurden beinahe bis zur Ausrottung gejagt. Erst die Einführung von Fangverboten sowie internationale Schutzabkommen verhinderten weiteres Unheil. Bis heute konnten sich viele Walarten nicht vollständig erholen und gelten als gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht. Trotzdem werden jedes Jahr immer noch Hunderte Wale getötet.

Walfang Deutschland

Während der Zeit des Nationalsozialismus war Deutschland eine der größten Walfangnationen der Welt, vor allem auf der Südhalbkugel. So töteten die deutschen Walfänger in den Jahren von 1936 bis 1939 in der Antarktis mehr als 30.000 Blau- und Finnwale. 1935 wurden hierfür binnen eines Jahres sieben Fangflotten mit über 50 Fangschiffen gebaut, die dann von Bremerhaven und Hamburg aus in die Antarktis aufbrachen, um mit den erbeuteten Walen zuhause die sogenannte „Fettlücke“ zu schließen.

Wie werden Wale gejagt?

In den Anfängen beschränkte sich der Walfang auf küstennahe Gebiete und einfache Wurfharpunen und Speere. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vergrößerte zum einen die Dampfschifffahrt die Fanggebiete enorm, zum anderen wurde die Harpunenkanone entwickelt. Die Harpune trug an der Spitze einen Granatkopf.

Heute werden die Harpunenspitzen mit speziellen Granaten ausgestattet, sogenannte Explosivharpunen. Diese sollen eigentlich sicherstellen, dass der harpunierte Wal sofort tot ist. Im „Idealfall“ dringt die Harpune bis zu einem Meter tief in das Tier ein und explodiert dann.

Walfang Japan
Waljagd Japan © Australian Customs and Border Protection Service CC3.0

So grausam ist der moderne Walfang

Wie die erlegten Tiere sterben, darüber war lange wenig bekannt. 2022 zeigte eine Studie der isländischen Veterinärbehörden zur Jagd auf Finnwale: Vier von zehn der riesigen Meeressäuger sind keineswegs sofort tot – sondern leiden minutenlang. Durchschnittlich 11,5 Minuten zwischen der Harpunierung und dem Eintritt des Todes kämpfen die Tiere um ihr Leben.

Das Moratorium von 1986

1982 hat die Internationale Walfangkommission (IWC) die kommerzielle Jagd auf Wale verboten. Das Walfangmoratorium trat 1986 in Kraft und hat seitdem Hunderttausenden Walen das Leben gerettet. Es wurden nur drei Ausnahmen definiert:

  1. Walfang durch indigene Völker zum lokalen Verbrauch
  2. Walfang zu wissenschaftlichen Zwecken
  3. Staaten, die Einspruch gegen das Moratorium erhoben haben und aufrechterhalten, sind nicht daran gebunden.

Das Moratorium gilt als die größte Errungenschaft im Artenschutz.

Wer hält sich nicht an das Walfangverbot?

Obwohl die Nachfrage nach Walprodukten seit Jahren sinkt, machen Japan, Norwegen und Island weiterhin Jagd auf Brydewale, Zwergwale, Seiwale und sogar gefährdete Finnwale. Sie beharren auf ihr Recht Wale zu jagen, sei es aus kulturellen, wirtschaftlichen oder wissenschaftlichen Beweggründen. Dies sorgt international für Spannungen und Konflikte. Leider ist die IWC ein „zahnloses“ Abkommen, da es bislang keine Möglichkeit hat, Länder für Verstöße gegen die Regeln zu bestrafen.

  • In Island begann man 2003 wieder, Wale zu jagen und das Fleisch zu verkaufen, vor allem nach Japan. Zuletzt wurde im Juni 2024 erneut eine Fanglizenz für 128 Finnwale ausgestellt.
    >> Walfang in Island
  • Japans Programm zum wissenschaftlichen Walfang bezeichnete die IWC als nicht überzeugend. Infolgedessen trat Japan 2019 aus der Internationalen Walfangkommission aus, um nicht mehr an das kommerzielle Walfangverbot gebunden zu sein.
    >> Walfang in Japan
  • Als das Walfangmoratorium in Kraft trat, legte Norwegen Widerspruch ein. Das Land betreibt seither legal Waljagd per Quote. Wichtigstes Argument ist hier die Unterstützung der lokalen Fischerei, angebliche Notwendigkeit des Bestandsmanagement und Tradition. Obwohl kaum Walfleisch in Norwegen verzehrt wird, findet sich wenig Widerstand gegen Walfang in der Bevölkerung.
    >> Walfang in Norwegen

Walschutz ist auch Klimaschutz

Heute ist es nicht nur eine Frage der Moral, die majestätischen Tiere zu schützen. Die wachsende Erkenntnis über ihre Bedeutung für das Ökosystem Meer wie auch den Klimaschutz an sich, unterstreicht ihre immense Bedeutung. 
>> Wale sind Klimaschützer

Das tut Pro Wildlife

Unser Ziel ist es, dass die IWC eine längst überfällige Resolution gegen kommerziellen Walfang verabschiedet, um den Druck auf Norwegen, Island und Japan zu erhöhen. Hierzu informieren wir frühzeitig politische Entscheidungsträger.

Unsere fortwährende Überzeugungsarbeit führte schließlich dazu, dass die EU für die IWC-Tagung Ende September 2024 eine entsprechende Resolution einbrachte. Nun arbeiten wir mit Hochdruck daran, die erforderliche Mehrheit der IWC-Mitgliedsstaaten zu organisieren, damit der kommerzielle Walfang Norwegens, Islands und Japans – erstmals seit 23 Jahren – wieder formal verurteilt wird.

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