Die Fischerei-Konvention ICCAT

Zum Schutz der Meere können wir alle beitragen

Die Fischerei-Konvention ICCAT

Eine Thunfisch-Konvention, die Haie schützt?

Die Internationale Kommission zur Erhaltung der Thunfische im Atlantik (engl. International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas, ICCAT) hat zwar – wie der Name schon zeigt – ihren Fokus auf Schutz und Management von Thunfischen. Sie ist aber auch für die Befischung von Haien, Merlinen und Schwertfischen im Atlantik zuständig. Die Fischerei-Konvention ICCAT hat aktuell 55 Mitgliedsstaaten, darunter die Europäische Union, die bei ICCAT-Meetings von der Fischereiabteilung der EU-Kommission vertreten wird.

Die wichtigsten Eckpunkte zu ICCAT

  • Die Fischerei-Konvention ICCAT wurde 1966 gegründet
  • Derzeit gibt es 55 Mitgliedsstaaten (Stand: November 2025)
  • Der Wissenschaftsausschuss SCRS empfiehlt ökologisch nachhaltige Fangquoten oder gar Fangverbote
  • Vier Fachausschüsse führen die politischen Vorverhandlungen: Panel 1-3 für Thunfische in verschiedenen Gebieten sowie Panel 4, das für andere Arten (Haie, Rochen, Schwertfische, Marline) zuständig ist.
  • Finale Entscheidungen werden auf den jährlichen ICCAT-Kommissionstreffen entschieden, wo häufig politische und wirtschaftliche Interessen dominieren.

Konträre Interessen prallen aufeinander

Die Fischerei-Konvention ICCAT steht zu Recht unter heftiger Kritik, weil häufig die immensen wirtschaftlichen Interessen der Fischereinationen wirkliche Schutzentscheidungen verhindern und der Raubbau an Thunfischen & Co. kaum gemindert werden konnte. So werden immer wieder sogar die Empfehlungen der eigenen ICCAT-Wissenschaftler in den Wind geschlagen und der Fang geht munter weiter. Die Ursache hierfür liegt vor allem darin, dass die Chefverhandler der ICCAT-Mitgliedsstaaten in der Regel Vertreter aus den Fischereiministerien sind – und nicht aus den Umweltministerien.

Doch in den letzten Jahren gibt es erste wichtige Lichtblicke:

  • Erst 2012 verständigten sich die ICCAT-Länder auf die längst überfällige Reduktion des Fangs von Atlantischem Thunfisch.
  • Nach jahrelangem Stillstand konnten sich die ICCAT-Mitgliedsstaaten im November 2021 auf ein mindestens zweijähriges Fangverbot für den völlig überfischten Makohai im Nordatlantik einigen.
Fischerei-Konvention ICCAT: Der Makohai ist der Sprinter unter den Haien © Tomas Kotouc
Makohai © Tomas Kotouc

Pro Wildlife am Verhandlungstisch

2021 ließ sich Pro Wildlife bei ICCAT akkreditieren und hat seither offiziellen Beobachterstatus. So können wir gezielt schriftliche Stellungnahmen an die Entscheider abgeben und noch während der Verhandlung mit mündlichen Statements unsere Forderungen vorbringen. Auch unser Dialog mit der EU-Kommission und EU-Parlamentariern ist ein wichtiger Baustein, um bei ICCAT mehr gegen die Überfischung zu erreichen. Zentrales Ziel von uns ist der Schutz bedrohter Haie und ein Ende der grausamen Finning-Praxis, bei der Haien die wertvollen Flossen abgetrennt und der Körper zurück ins Meer geworfen wird. Deshalb kämpft Pro Wildlife auch für eine Resolution bei ICCAT, die alle Vertragsstaaten zu einer „Fins-naturally-attached“-Vorgabe (s.u.) verpflichtet. Aktuell blockieren vor allem Japan und China eine solche Bestimmung. Seit 2021 konnten wir helfen, Fangverbote für die bedrohten Makohaie im Nordatlantik sowie eine Fangpause ein Jahr später auch im Südatlantik durchzusetzen. 2023 machten wir erfolgreich Druck, die Fangquote von Blauhaien im Süden zu reduzieren und die Quote konkret den Fangnationen zuzuteilen, um das bisherige dramatische Überschreiten der Quote zu beenden.

Das bedeutet, Haie dürfen – wenn überhaupt – nur angelandet werden, wenn sie noch alle Flossen am Körper haben. So sollen Betrug und Missbrauch verhindert werden. Nach dem Zusammenbrechen der Bestände großwüchsiger und begehrter Haiarten gab es zwar Fangquoten. Dabei war es aber zunächst erlaubt, Flossen und Haikörper getrennt an Bord zu lagern, um Platz zu sparen. Doch das führte dazu, dass die Fischer großen Haien nur die Flossen abtrennten und die für sie nahezu wertlosen Körper über Bord zu kippen. Zusätzlich werden kleinere Haie getötet, um dann im Hafen die Zahl der begehrten großen Flossen dann mit den (kleineren) Körpern erklären zu können. Eine skrupellose Praxis, die nicht nur reiner Betrug ist, sondern die Haibestände noch schneller schwinden ließ. Durch die Verpflichtung zum Anlanden vollständiger Körper im Hafen wird dieses Schlupfloch geschlossen. Für Haifreunde ein weiterer Vorteil: Die abstehenden Flossen, selbst angelegt, verbrauchen Platz in den Laderäumen, so dass weniger Haie gefangen werden können…

In der EU gibt es seit 2013 zwar eine Verpflichtung zum Anlanden vollständiger Haikörper, ebenso u.a. in Brasilien, Chile, Kanada, Indien, Taiwan, den USA und Venezuela. Aber in vielen anderen Ländern ist das getrennte Anlanden bis heute gang und gäbe.

ICCAT 2025: Fortschritt und Stagnation

Das 29. Meeting der Kommission fand zwischen dem 17. und 25. November 2025 in Sevilla statt. Nach über einer Woche zäher Verhandlungen wurde am letzten Tag im Plenum im Konsens entschieden. Von sieben Anträgen (teilweise ähnliche Anträge zu denselben Themen), die den Haischutz vorangebracht hätten, wurden daher nur zwei verabschiedet. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

AngenommenAbgelehnt
Fang- und Anlandeverbot für Weißen und Riesenhai“Fins naturally attached” ohne Ausnahme
Reduktion der Fangquoten für den Kurzflossen-Makohai im Südatlantik von 1295 t auf 634 tFang- und Anlandeverbot von Kurzflossen-Makohai im Südatlantik
 Beschleunigung der Entwicklung Managementzielen und anschließender verbindlicher Umsetzung von Maßnahmen für den Blauhai
 Harmonisierung bestehender Regelungen zu Haien, inklusive der Einführung einheitlicher Standards, z.B. beim Handling und der Freilassung von Beifang-Haien

Die Ergebnisse sind ein Teilerfolg, aber kein großer Wurf für besseren Haischutz im Atlantik. Während „fins naturally attached“ auch im 18. (!) Jahr der Verhandlungen wieder keinen Konsens erreichen konnte, fand sich für den Kurzflossen-Makohai aus dem Südatlantik wenigstens ein Kompromiss. Um die Bestände des Mako sowohl im Nord- als auch im Südatlantik steht es allerdings so schlecht, dass Fangbeschränkungen und -verbote allein nicht ausreichend sind, da die Haie weiterhin als Beifang enden. Auch wenn einige der Tiere wieder lebend freigelassen werden, sind sie oft verletzt oder geschwächt und sterben einige Zeit später. Daher benötigt es dringend Maßnahmen, wie beispielsweise selektive Fangmethoden oder -geräte, um den Beifang und damit die Sterblichkeit der Haie deutlich zu senken. Einzelne Fangnationen, wie Namibia, haben damit bereits Erfolge erzielt. Auf Druck der Fischerei-Industrie verweigert die Mehrheit der ICCAT-Mitglieder jedoch die Unterstützung verbindlicher Regelungen – auch die EU.

Die Überfischung im Atlantik beenden!

Was politisch passieren muss:

  • ICCAT muss Entscheidungen nach dem Vorsorgeprinzip – und nicht nach den Interessen der Fischerei-Industrie ausrichten.
  • Für Makohaie im Südatlantik muss sich auf ein dauerhaftes Fangverbot (wie im Nordatlantik) geeinigt werden.
  • Für Blauhaie im Nord- und Südatlantik müssen die Fangquoten weiter reduziert und verbindliche Management Procedures verabschiedet werden.
  • Für alle Haie muss ICCAT endlich eine „Fins Naturally Attached“-Vorschrift erlassen.

Wie wir alle mithelfen können:

  • Ob Fischtheke, Restaurant oder Drogerie: Verzichten Sie auf Haiprodukte. Tipps finden Sie in unserem Einkaufsführer für Haifreunde!
  • Wer Haie schützen will, sollte generell über den Konsum von Meeresfisch nachdenken: In vielen Fischereien sterben massenhaft Haie und andere Tiere als Beifang.

Unterstützen Sie unsere politische Arbeit bei der ICCAT-Konferenz!

Pro Wildlife ist als offizielle Beobachter-Organisation bei ICCAT registriert und nimmt an allen relevanten Verhandlungen teil. Wir üben Druck auf die EU-Kommission aus, um starke Verhandlungspositionen für Haie zu erreichen.

  • Als Mitglied stärken Sie unser Gewicht bei politischen Verhandlungen.
  • Mit einer Spende unterstützen Sie unsere politische Arbeit.

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