Berlin / München, 01. Oktober 2024. – Seit rund zwei Jahren arbeitet die Ampel-Koalition an der Novellierung des Tierschutzgesetzes. Im Frühjahr wurde endlich ein Gesetzesentwurf vom Bundeskabinett beschlossen. Doch dieser ist aus Sicht der Tier- und Artenschutzorganisation Pro Wildlife unzureichend. „Der Entwurf wird dem Staatsziel Tierschutz nicht annähernd gerecht“, sagt Laura Zodrow von Pro Wildlife. „Insbesondere der Schutz von exotischen Wildtieren wurde vollkommen außer Acht gelassen. Anlässlich des Welttierschutztages am 04. Oktober fordern wir die Bundesregierung dazu auf, das zu ändern und Wildtiere endlich angemessen zu schützen.“
Wildtierhandel und -haltung müssen geregelt werden
Während die Wildtierpopulationen in freier Natur unaufhaltsam schrumpfen, blüht in Deutschland der Handel mit exotischen Arten für die Privathaltung. Neben domestizierten Tieren wie Hunden und Katzen sind auch exotische Wildtiere wie Servale, Affen, Papageien, Schildkröten, Klapperschlangen, Vogelspinnen und Korallenfische in deutschen Wohnzimmern und Gärten zu finden. Einheitliche Regelungen gibt es dazu in Deutschland bislang nicht. Die Pro Wildlife Sprecherin erläutert: „Wildtiere sind für die Privathaltung gänzlich ungeeignet. Aquarium, Käfig oder Voliere können weder ihren Platzansprüchen, noch ihren natürlichen Verhaltensweisen gerecht werden.“ Eine Positivliste könnte dieses Problem lösen: Diese legt fest, welche Arten unter Berücksichtigung von Aspekten wie Tier- und Artenschutz oder öffentlicher Sicherheit überhaupt für die Privathaltung geeignet sind.
Bürger*innen befürworten mehr Wildtierschutz
Häufig werden exotische Haustiere unüberlegt angeschafft – durch den weitestgehend unkontrollierten Handel auf Tierbörsen und im Internet ist das einfach möglich. Und so kommt es, dass immer wieder selbst gefährliche Tiere wie zum Beispiel giftige Schlangen ausgesetzt werden. Regulierungsbedarf sehen daher nicht nur die Tierschutzorganisationen, sondern auch die Mehrheit der Deutschen. Laut einer repräsentative Online-Umfrage aus dem Jahr 2023 sind rund 81% der Ansicht, dass es nicht erlaubt sein sollte, exotische Wildtiere als Haustiere zu halten.
Mehr als 155.000 Menschen haben außerdem Petitionen für eine Einführung einer Positivliste, die Regulierung des Online-Handels mit Tieren und von Tierbörsen unterzeichnet. Die Unterschriften wurden am 11. September von einem Zusammenschluss von sieben Tier- und Artenschutzorganisationen den tierschutzpolitischen Sprecher*innen der Bundestagsfraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und die LINKE überreicht, die in den nächsten Wochen über das neue Tierschutzgesetz entscheiden werden.
Wildtierschutz gehört ins Tierschutzgesetz
Anlässlich des Welttierschutztages fordert Pro Wildlife daher, Wildtiere im neuen Tierschutzgesetz endlich besser zu schützen. „Alleine die Tatsache, dass im Jahr 2024 in sieben deutschen Bundesländern noch immer die Haltung von Löwen und Tigern als Haustiere möglich ist, zeigt, dass der Schutz von exotischen Wildtieren in Deutschland bislang viel zu kurz gekommen ist und endlich die Aufmerksamkeit bekommen muss, die er verdient“, sagt Zodrow. „Die Bundesregierung darf diese Lücke nicht länger ignorieren.“
Hintergrundinfos:
>> Tierwohl in der Heimtierhaltung