Island: Jagd auf Finnwale soll nach drei Jahren Pause wieder aufgenommen werden

Einziger Finnwalfänger der Welt plant, 209 Meeresriesen zu töten

München / Reykjavik, 24. März 2022. Der Isländer Kristján Loftsson, Besitzer von vier Walfangschiffen, hat angekündigt, ab Juni wieder Jagd auf Finnwale zu machen. Die Tier- und Artenschutzorganisation Pro Wildlife ist entsetzt: „Nach drei Jahren Walfang-Pause hatten wir so sehr gehofft, dass Islands Harpunen endlich verschrottet werden,“ so Dr. Sandra Altherr. Sie wertet die Ankündigung Loftssons als letztes Aufbäumen des Walfängers. Denn das Fischereiministerium hatte vergangenen Monat angekündigt, ab 2024 keine Walfangquoten mehr erteilen zu wollen.

Obwohl ihm die Regierung für die Jahre 2019-2023 eine Fangquote von jeweils 209 Finnwalen genehmigt hatte, hat der mittlerweile 79-jährige Loftsson in den letzten drei Jahren den Walfang ruhen lassen. Grund dafür waren u.a. Probleme mit der Verarbeitung der Wale und der stockende Export in das einzige Absatzland Japan:

Islands oberste Veterinärbehörde hatte Loftsson längere Zeit untersagt, die angelandeten Finnwale unter freiem Himmel zu zerlegen und zu verarbeiten – doch letzten Herbst nahm die Veterinärbehörde ihr Veto zurück. Damit sind jedoch nicht alle Hürden für Loftsson genommen: Der einzige Absatzmarkt, Japan, hatte wegen der schlechten Qualität den Import von Finnwalfleisch wiederholt abgelehnt.

„Wir vermuten, dass Loftssons Flotte dieses Jahr noch mal auslaufen soll, um seine Ansprüche auf den Walfang zu bekräftigen. Es zeigt, wie sehr er darum kämpft, auch ab 2024 wieder eine Quote zu bekommen,“ so die Pro Wildlife-Sprecherin. Seit Wiederaufnahme der Jagd 2006 töteten Loftssons Schiffe bis 2018 insgesamt 852 der laut Roter Liste gefährdeten Finnwale. 2019-2021 blieb die Flotte im Hafen.

Islands Walfang steht seit vielen Jahren in der Kritik, denn das Land ignoriert das seit 1986 weltweit geltende kommerzielle Walfangverbot der Internationalen Walfangkommission (IWC). Islands Regierung berief sich bislang auf ihren formalen Widerspruch gegen das Verbot. Jedoch musste sie in den letzten Jahren zunehmend die möglichen schädlichen Auswirkungen der Jagd bedenken: Vor allem die boomende Walbeobachtungsindustrie des Landes befürchtet Umsatzeinbußen, wenn ihre Kunden Augenzeugen der blutigen Jagd werden.

Pro Wildlife fordert von der EU, endlich gegen die Waljagd in europäischen Gewässern tätig zu werden. „Wir erwarten angesichts der schlechten Nachrichten aus Island, dass die Internationale Walfangkommission auf ihrer Tagung im Oktober endlich die Reißleine zieht und Island, wie auch Norwegen, zur Rechenschaft zieht“, so Altherr abschließend.

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