Der seltenste Vogel der Welt
Der Spix-Ara (Cyanopsitta spixii) ist der seltenste und wertvollste Vogel der Welt. In freier Natur ist er ausgestorben. Für die wenigen Tiere, die in Gefangenschaft überleben, zahlen Sammler Höchstpreise. Der Großteil der Tiere ist im Besitz einer umstrittenen, deutschen Organisation.
- Status: In der Natur ausgestorben seit dem Jahr 2000 (Extinct in the wild)
- Population: >300 in Gefangenschaft
- Lebensraum: Dornbusch-Savanne der Caatinga im Bundesstaat Bahia (Nordost-Brasilien)
Blauer Vogel aus dem Märchen
Der Spix-Ara (Cyanopsitta spixii), bekannt als kleinster und seltenster Ara der Welt, stammt ursprünglich aus der Caatinga im Nordosten Brasiliens. Diese halbwüstenartige Dornstrauchsavanne ist geprägt von Hitze, Dürre und lichten Wäldern – ein ebenso einzigartiger wie ungewöhnlicher Lebensraum für Papageien. Der Spix-Ara lebte in Galeriewäldern entlang zeitweise wasserführender Creeks. Alte Caraibeira-Bäume lieferten Nisthöhlen, Schatten und Nahrung. Die umliegende Dornbusch-Savanne bot zusätzlich Früchte und Samen.
Mit seinem azurblauen bis blaugrauen Gefieder, dem dunkelgrauen Schnabel und den eleganten Flugbewegungen ist der Spix-Ara ein Blickfang. Aufgrund seiner Seltenheit und Anmut wurde er vielfach als „blauer Vogel aus dem Märchen“ beschrieben.
Ausgerottet durch Tierhandel und Lebensraumverlust
Der Spix-Ara gilt als Sinnbild für das Artensterben. Zwei Hauptfaktoren führten im Jahr 2000 zu seinem Verschwinden aus der Natur:
- Intensiver Fang für den Käfigvogelhandel: Seit den 1970er Jahren wurde der von Natur aus seltene Spix-Ara zur begehrten Sammlerware auf dem Schwarzmarkt, auch in Europa. Im Jahr 2000 verschwand das letzte Männchen aus freier Natur.
- Langfristig: Habitatzerstörung durch Abholzung, Viehzucht und den Bau eines Staudamms.
Spix Aras sind in ihrem Herkunftsland Brasilien streng geschützt und stehen seit 1975 unter Handelsverbot des Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES). Dennoch wurden die Tiere jahrelang illegal gefangen und außer Landes geschmuggelt, um die Nachfrage ausländischer Sammler zu decken. Je seltener die Art wurde, desto höher stiegen die Preise.
Spix-Ara als begehrte Sammlerware
Illegaler Tierhandel für den internationalen Handel und Lebensraumzerstörung rotteten den leuchtendblauen Papagei im Jahr 2000 in in seinem natürlichen Lebensraum in Brasilien aus. Nur bei einigen privaten Tierhaltern und Privatzoos überlebten einige Dutzend Tiere. Laut Brasiliens Regierung stammten sie alle aus illegaler Quelle. Der Bestand in Gefangenschaft wuchs durch intensive Zuchtbemühungen auf mehr als 300 Tiere an. Die allermeisten Tiere sind allerdings nicht im Besitz des Herkunftslandes Brasilien – sondern gehören dem deutschen Papageien-Verein ACTP:
Im Jahr 2005 hatten deutsche Behörden erstmals einem privaten Papageienhalter Ausnahmegenehmigungen erteilt, damit dieser drei Spix Aras, die dieser bei einem dubiosen Schweizer Papageienhalter gekauft hatte, nach Deutschland einzuführen. Die Genehmigung erfolgte ausschließlich zum Zweck der Erhaltungszucht – ein kommerzieller Handel mit den Tieren wurde ausgeschlossen. Im Jahr darauf gründete der Deutsche den gemeinnützigen Verein ACTP, der auch als „Zoo“ anerkannt wurde. Als Vorstand dieser Organisation erhielt er anschließend zahlreiche weitere Einfuhrgenehmigungen für viele weitere Papageien, die streng geschützt und im Tierhandel üblicherweise nicht erhältlich sind – darunter zahlreiche Arten aus Australien oder aus der Karibik. Im Jahr 2018 erteilte ihm das Bundesamt für Naturschutz schließlich eine Ausnahmegenehmigung für den größten Bestand an Spix-Aras: ACTP durfte 120 Spix Aras aus Katar importieren. Als Einfuhrzweck wurde erneut die Erhaltungszucht angegeben. Seither kontrollieren der Verein und sein Vorsitzender den Großteil des Bestandes an Spix Aras.
Das Geschäft mit dem Artenschutz
Laut Kooperationsvereinbarungen mit Brasiliens Regierung und Pressemitteilungen der deutschen Behörden sollten Nachzuchten der Tiere im Besitz der ACTP in Brasilien wieder ausgewildert werden – doch es kam ganz anders. Bislang wilderte ACTP lediglich 22 Tiere im Jahr 2022 in ihrer brasilianischen Heimat aus. Weniger als die Hälfte von ihnen soll bis 2025 überlebt haben. Um die Wildpopulation aufzustocken war geplant, jedes Jahr weitere Tiere in die Natur zu entlassen – doch es kam ganz anders:
2023 wurde bekannt, dass ACTP Dutzende Spix Aras an private Tierhalter und Zoos in Europa und an den Privatzoo Vantara einer Milliardärsfamilie in Indien gegeben hatte. Das am Sitz der ACTP-Zuchtanlage in Brandenburg zuständige Landesamt für Umwelt hatte sogar Genehmigungen zum Verkauf zahlreicher Tiere erteilt. ACTP selbst äußert sich zum Verkauf der Tiere nicht – laut einer Rechnung sollen jedoch fünfstellige Beträge pro Tier gezahlt worden sein.
Zukunft des Auswilderungsprojekts steht in Frage
Auf Tagungen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) sorgten das Vorgehen von ACTP und deutscher Behörden für einen Eklat. Brasiliens Regierung kritisierte die Abgabe der Spix-Aras vehement – die bisherige Kooperation mit ACTP zur Zucht und Auswilderung von Spix-Aras wurde ab 2024 nicht fortgeführt. Das Land forderte die Regierungen aller Länder, in denen Spix-Aras gehalten werden, auf, seine Bemühungen zur Rückführung der Vögel zu unterstützen.
Neben dem krachenden Scheitern des Zuchtprojektes zwischen Brasilien und ACTP hatte der Eklat auch Folgen für Deutschland und die gesamte EU: Sie wurden von der Staatengemeinschaft dazu verpflichtet, den Handel mit streng geschützten Arten wie Spix-Aras zukünftig strenger zu kontrollieren.
Das tut Pro Wildlife
- Schutz bedrohter Arten: Pro Wildlife setzt sich für den strengen Schutz bedrohter Arten und die Umsetzung strenger Handelsbeschränkungen ein. Auf internationalen Konferenzen setzen wir uns dafür ein, dass seltene Arten wie der Spix-Ara besser geschützt und nicht als Prestigeobjekte missbraucht werden.
- Kampf gegen illegalen Wildtierhandel: Wir recherchieren, decken auf und informieren die Öffentlichkeit.
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