Kleinwale & Delfine

Kleinwale & Delfine

Wer ist der „Kanarienvogel der Meere“? Und wer das letzte Einhorn? Kleinwale und Delfine – die interessantesten Fakten:

Kleinwale & Delfine: Erstaunlich vielfältig

Die etwa 90 Arten der Ordnung Wale (Cetacea) leben ausschließlich im Wasser und sind auch nicht in der Lage, an Land zu überleben. Untergeordnet sind die Bartenwale (Mysticeti) oder Großwale sowie wie die Zahnwale (Odontoceti), zu denen die knapp 80 Arten von Kleinwalen und Delfinen gehören. Genau wie Großwale sind auch Kleinwale und Delfine keine Fische, sondern Säugetiere, die vor etwa 50 Millionen Jahren den Weg zurück vom Land ins Wasser nahmen.

Wie der Name schon vermuten lässt, sind alle Delfine und Kleinwale mit Zähnen zur Beuteaufnahme ausgestattet, allerdings variiert die Anzahl stark. Von mehr als 100 Zähnen bis fast zahnlos ist alles dabei. Neben den echten Delfinen und Schweinswalen gehören auch die unbekannteren Familien der verschiedenen Flussdelfine, die Gründelwale und die Schnabelwale dazu.

Kleinwale und Delfine kommen hauptsächlich küstennah vor. Sie sind sehr soziale Tiere und leben in kleineren Gruppen, sogenannten Schulen von bis zu etwa einem Dutzend Tiere zusammen. Während Nahrungsbooms und Fortpflanzungszeit können Ansammlungen von bis zu tausend Tieren gesichtet werden. Ausnahmen bilden die vier Flussdelfinfamilien, die im Vergleich zu ihren Verwandten aus dem Meer hauptsächlich alleine in Süßwasserflüssen leben.

Allen Zahnwalen gemein ist das hervorragend gut ausgeprägte Echoortungssystem, mit dem sie ihre Beute lokalisieren. Hierzu dient ein spezielles Fettgewebe am Vorderkopf, die sogenannte Melone. Kleinwale und Delfine kommunizieren viel und gerne und nutzen neben Ultraschalltönen auch zahlreiche Pfeif- und Klicklaute. Sie ernähren sich hauptsächlich von Fisch und Tintenfisch. Einige Arten wie der Orca sind dafür bekannt, auch andere Meeressäuger zu erbeuten.

Tauchrekordhalter und Schnellschwimmer

Mit 36 Arten ist die Familie der Delfine (Delphinae) die vielfältigste unter den Waltieren. Neben dem großen Tümmler (Tursiops truncatus) gehört auch der Schwertwal (Orcinus orca) zu dieser Familie. Mit nur 1,4 Metern Länge ist der Hectordelfin (Cephalorhynchus hectori) die kleinste Delfinart.

Der einzige in Deutschland heimische Vertreter der Wale ist eine Population der Schweinswale, die in Nord- und Ostsee ganzjährig vorkommt und auch dort ihre Jungtiere zur Welt bringt. Ab und zu kommt es auch vor, dass Schweinswale in der Elbe gesichtet werden. Man kann sie gut an ihrem runden Kopf und der stumpfen Schnauze mit fehlendem Schnabel erkennen. Der Weißflankenschweinswal (Phocoenoides dalli) zählt mit 55 km/h zu den schnellsten Walen der Meere.

Die Familie der Schnabelwale (Ziphiidae) ist weitestgehend unbekannt. Die Tiere sind zwar mit drei bis zwölf Metern nicht unbedingt klein, leben aber meist weit vor der Küste im offenen Meer und meiden den Kontakt zu Menschen. Sie sind an ihrem langen Schnabel gut erkennbar. Schnabelwale sind die Weltrekordhalter im Tauchen. Um an ihre Leibspeise, die Tintenfische, zu gelangen, tauchen sie bis zu 3.000 Meter tief und können mehr als zwei Stunden unter Wasser bleiben. Erstaunlich ist, dass sie danach nur etwa zwei Minuten zum Luftholen brauchen, um erneut abtauchen zu können.

Von Einhörnern und Akrobaten

Beluga im Delfinarium
Beluga im Delfinarium

In den eisigen Gewässern der Arktis finden sich zwei besonders auffällige Vertreter der Delfine: Hier finden sich die Belugas oder Weißwale (Delphinapterus leucas), die wegen ihrer außergewöhnlichen Gesänge auch „Kanarienvögel der Meere“ genannt werden. Wegen ihres besonderen Aussehens werden Belugas oft in Delfinarien gehalten.

Auch die Narwale (Monodon monoceros) leben in der Arktis. Bei den Männchen hat sich ein Zahn in einen bis zu drei Meter langen und acht Kilogramm schweren Stoßzahn entwickelt. Dies macht ihn zum letzten Einhorn und bringt ihn in den Fokus findiger Geschäftemacher, denn das Narwal-Elfenbein kann noch immer unter Auflagen international verkauft werden.

Mit bis zu zehn Metern Länge und mehr als sechs Tonnen Gewicht ist der imposante und hochsoziale Orca (Orcinus orca) oder Schwertwal der größte Delfin. Den Namen „Killerwal“ hat er wegen seiner ausgeklügelten Jagdmethoden, Menschen sind in der Natur hingegen noch nie durch Orcas getötet worden.

Der bekannteste Delfin ist seit „Flipper“ der Große Tümmler (Tursiops truncatus), der unter anderem wegen seiner akrobatischen Sprungkünste am häufigsten in Delfinarien gehalten wird. Als besonders akrobatisch ist auch der Spinnerdelfin (Stenella longirostris) bekannt, der besonders auffällige Drehsprünge vollführt.

Delfine und Kleinwale sind geübte Jäger

Einige Delfinarten vor der Küste Australiens nutzen sogar Werkzeuge wie Schwämme, um damit den Meeresboden nach Nahrung abzusuchen, ohne sich an den spitzen Stacheln von Seeigel und Co. zu verletzen. Ihr Wissen geben sie auch immer an die nächste Generation weiter. Manche Arten wie der Schwertwal haben raffinierte Strategien entwickelt, um gemeinsam Jagd auf ihre Beute zu machen. Sie sind die Spitzenprädatoren der Meere und nehmen es sogar mit ausgewachsenen Haien und riesigen Walen auf. Um beispielsweise Robben von Eisschollen zu holen, produzieren Orcas gemeinsam große Wellen, die die Scholle zum Kippen bringen und die Robben ins Wasser befördern. Auch nutzen Schwertwale ihre Schwanzflosse dazu, Beute wie Haie und Wale bewusstlos zu schlagen.

Harpunen, Netze und andere Gefahren

Eine der häufigsten Todesursachen von Kleinwalen ist das Verfangen in Fischernetzen. Da Kleinwale und Delfine alle paar Minuten Luft holen müssten, ersticken die gefangenen Tiere qualvoll. Die einzige in Deutschlands Ostsee beheimatete Population des Schweinswals ist durch die Verwendung von Stellnetzen bereits auf eine beunruhigend niedrige Anzahl von etwa 450 Tieren gesunken.

Auch die Kollision mit Schiffsschrauben ist keine Seltenheit. Der Unterwasserlärm durch Offshore-Windparks und Bohrplattformen sowie die Gewässerverschmutzung ist in den küstennahen Lebensräumen der Kleinwale besonders intensiv. Hinzu kommen der Lebensraumverlust und der Nahrungsmangel durch Überfischung. Auch stehen einige Kleinwalarten immer noch auf den Abschusslisten zahlreicher Länder wie Japan, Russland, Peru und den Färöer-Inseln. Eine längst veraltete Tradition, da das Delfinfleisch aufgrund von Schadstoffbelastungen kaum zum Verzehr geeignet ist. Im Vergleich zu Großwalen sind Kleinwale und Delfine allerdings nicht international geschützt, sondern können immer noch ungehindert bejagt werden.

Auf Grund der hohen Lernfähigkeit werden Arten wie der große Tümmler auch gern für Delfinarien, Tiershows und delfingestützte Therapien der Wildnis beraubt und in Betonbecken gesperrt.

Der chinesische Flussdelfin (Lipotes vexillifer) gilt bereits seit 2006 als vermutlich ausgestorben (Berichte über neuere Sichtungen sind nicht bestätigt), vier weitere Zahnwalarten stehen kurz davor: der Irawadi-Delfin (Orcaella brevirostris), der kalifornische Schweinswal oder Vaquita (Phocoena sinus), der Hector-Delfin (Cephalorhynchus hectori) und der Maui-Delfin (Cephalorhynchus hectori maui). Es ist Zeit zu handeln!

Das tut Pro Wildlife

Pro Wildlife setzt sich bei der Internationalen Walfangkommission (IWC) und beim Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) für einen strengeren Schutz von Walen und Delfinen ein. Bei der IWC konnten wir mehrere Resolutionen auf den Weg bringen, die ein Eindämmen der Delfinjagd fordern. Unser Bericht „Toxic Menu“, der die Gesundheitsrisiken durch den Verzehr von Delfin- und Walfleisch dokumentiert, hat für große Aufmerksamkeit auch in den Walfangländern gesorgt und war 2013 Grundlage einer weiteren IWC-Resolution.

Auf Grund einer von Pro Wildlife initiierten, internationalen Protestaktion stellte der japanische Fischerort Futo die Delfinjagd ein und setzt stattdessen seither auf Delfin-Tourismus.

2024 veröffentlichte Pro Wildlife gemeinsam mit Kollegen den Bericht „Small cetaceans, even bigger problems“ über den weltweiten Fang und die Tötung von Delfinen und Kleinwalen. Der Bericht zeigt, dass sich die Situation der Delfine allein in den letzten Jahren nochmals verschlechtert hat.

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