Boto

Boto

Rosa Delfin und Panzerknacker

Der Boto (Inia geoffrensis), auch als Amazonasdelfin oder pink dolphin bekannt, ist eine der drei in Südamerika beheimateten Flussdelfinarten. Amazonasdelfine gliedern sich in zwei Unterarten und gehören wie alle Delfine zu den Zahnwalen – seit kurzem wird sogar eine zweite eigenständige Art (Inia araguaiaensis) diskutiert. Sollte sich dies bewahrheiten, sind beide Arten nochmals bedrohter als aktuell angenommen. Anders als ihre Verwandten aus dem Meer verbringen Botos ihr Leben größtenteils in Süßwasserflüssen.

  • Status: Stark gefährdet („Endangered“)
  • Population: k.a.
  • Lebensraum: Flüsse und Flussbecken

Botos leben im Amazonas

Der Amazonasdelfin lebt in den Flüssen und Seitenarmen des Orinoko- und Amazonas-Beckens und dringt während der Regenzeit bis tief in die schwer zugänglichen Bereiche der überfluteten Urwald- und Graslandflächen vor. Er kommt meist einzeln oder nur in kleinen Gruppen vor. Große Schulen, wie bei den Verwandten im Meer, gibt es nur in sehr fischreichen Regionen und während der Trockenzeit, wenn sich bis zu 15 Tiere zusammenschließen. Statt über das Pfeifen der Meeresdelfine kommuniziert der Boto lieber mittels seines Echolots im Ultraschallbereich. Oft sieht man die Tiere in der Nähe von Amazonas-Sotalias (eine weitere Flussdelfinart, die lokal Tucuxi genannt wird), Riesenottern und Seeschwalben.

Im Vergleich zu Meeresdelfinen sind Flussdelfine eher kleine, plumpe und langsame Schwimmer, die nur sehr selten aus dem Wasser springen. Um sich in der hindernisreichen, trüben Unterwasserwelt des Amazonas zu bewegen, haben sie im Vergleich zu Meeresdelfinen ein besonders gut ausgeprägtes Echoortungssystem, sowie einen extrem beweglichen Körper und Nacken. Ihre Augen brauchen sie dabei wenig, weshalb diese auch auffällig klein ausfallen.

Ansonsten haben sie einen runden Kopf mit einer langen, schlanken Schnauze. Der Boto ist mit 2-3 Metern der größte Vertreter der Flussdelfine und besitzt statt einer Finne eine lange Rückenleiste sowie große, bewegliche Flipper und eine markante Melone an der Kopfvorderseite. Die Körperfarbe variiert je nach Alter, Ort, Temperatur und Klarheit des Wassers von graublau bis pink. Meist sind die männlichen Vertreter auffällig rosa gefärbt und tragen am ganzen Körper zahlreiche Narben von Rivalenkämpfen. Von anderen Flussdelfinen unterscheiden den Amazonas-Flussdelfin die steifen Borsten an seiner Schnauze, mit denen er seine Beute im Schlamm und Schilf aufspüren kann, sowie sein besonderes Gebiss: Im hinteren Teil hat er als einziger Vertreter breite Backenzähne, mit denen er sogar Panzer von Schalentieren knacken kann.

Kurze Tauchgänge

So ernährt sich dieser Flussdelfin sich nicht nur von Fischen und Weichtieren, sondern auch von Krebsen und kleinen Schildkröten. Während andere Waltiere lange unter Wasser bleiben, sind die Tauchgänge der Botos recht kurz, denn sie tauchen etwa alle 30 Sekunden wieder auf, um zu atmen. Der Blas kann dabei bis zu zwei Meter hoch werden und hört sich oft wie Seufzen oder Niesen an.

Der Mensch bedroht den Amazonas-Flussdelfin

Der Boto ist laut IUCN als stark gefährdet eingestuft, allerdings sind keine genauen Bestandszahlen bekannt. Wie so oft ist der Mensch die größte Bedrohung für den Amazonasdelfin. Einheimische Fischer jagen den Boto einerseits als Konkurrent im Fischfang, andererseits weil er sich neben Krokodilfleisch am besten als Köder für den Fang von Welsen eignet. Zwar ist diese Methode der Welsfischerei längst verboten, aber da Welse Aasfresser sind, lassen sie sich mit dem fettigen Fleisch der Botos besonders gut anlocken – und gerade in abgelegenen Regionen des Amazonas müssen die Fischer Kontrollen kaum fürchten.

Auch Fischernetze, in denen sich die Tiere verfangen, oder Schiffspropeller sind eine Gefahr für die Delfine. Der vermehrte Einsatz von Düngern und  Pflanzengiften in den Plantagen sowie die Abwasser aus Fabrik und Rohstoffabbau verschmutzen zudem immer mehr den Lebensraum der Tiere, der durch den Bau neuer Stauwerke und die Abholzung der Regenwälder weiter beschnitten wird. Eine neue, zunehmend wachsende Gefahr ist der Klimawandel – so starben im Herbst 2023 mehr als 150 Botos, als die Wassertemperaturen stellenweise auf 40°C anstiegen.

Früher war der Amazonas-Flussdelfin auch ein beliebter Entertainer für Aquarien und Zoos. Mittlerweile ist er dort zum Glück selten geworden. Lange vegetierte das einzige überlebende Exemplar in Gefangenschaft ausgerechnet in einem deutschen Zoo dahin, in Duisburg, starb jedoch Ende 2020.

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