Walfang in Norwegen – Jäger berufen sich auf die Wikinger.
Während Diplomaten und Medien sich vor allem auf den Walfang Japans konzentrieren, boomt der Walfang in Norwegen wie noch nie. Systematisch wurden in dem skandinavischen Land Auflagen für den Walfang gestrichen und eine eigenmächtige Fangquote freigegeben. Zusätlich wurde die Nachfrage nach Walfleisch im eigenen Land staatlich gepusht – und die Exporte nach Japan ausgebaut. Dabei verweisen die Walfänger immer wieder gerne auf ihre Wurzeln bis zu den Wikingern – und das obwohl, Norwegen eines der modernsten und wohlhabendsten Ländern der Welt ist.

Walfänger in Norwegen © Nick Seliger
Die Welt schweigt – Norwegen tötet weiter
Obwohl Norwegen Schritt für Schritt den Walfang ausbaut – die Quote für 2017 wurde von 880 auf 999 Zwergwale erhöht, mittelfristig sind sogar 2.000 Wale anvisiert – blieb die Weltöffentlichkeit hierzu bislang erstaunlich still! Und das, obwohl das nordeuropäische Land nach einem eigenen Kalkulationsmodell Fangquoten berechnet, die nicht von der Internationalen Walfangkommission (IWC) abgesegnet sind. Im Frühjahr 2017 wurde zudem bekannt, dass 90 Prozent der in Norwegen getöteten Wale weiblich sind, die allermeisten von ihnen trächtig. Damit sind Zweifel an der Nachhaltigkeit der von Oslo eigenmächtig gesetzten Fangquoten mehr als berechtigt.
Exporte von Fleisch auf Walfang nach Japan
2014 begann das Land mit Walfleisch-Exporten nach Japan. Diese sind seit 2014 (82 Tonnen) auf über 197 Tonnen in 2016 regelrecht eskaliert. Da Japan just zu der Zeit eine herbe Schlappe vor dem Internationalen Gerichtshof wegen seines Walfangs erlitt und die Fangzahlen reduzieren musste, will Norwegen diese Lücke füllen. Die IWC, deren Moratorium durch Norwegen dreist unterwandert wird, hat dennoch seit 2001 keine einzige Resolution mehr gegen kommerziellen Walfang verabschiedet. Genau dieses Schweigen wertet Norwegen als stille Akzeptanz.
Was tut Pro Wildlife?
Ein Bericht von Pro Wildlife, OceanCare und Animal Welfare Institute hat zum Ziel, dies zu ändern. „Frozen in Time“ enthüllt, mit welchem Kontrollmaßnahmenpaket Norwegens Regierung die IWC einst besänftigt hat – und wie wenig von diesen Versprechungen noch übrig ist. Die drei Organisationen fordern deshalb die Europäische Union auf, dass Norwegens Walfang nicht länger hingenommen und endlich mit einer Resolution bedacht wird. Erste Wirkung zeigte unser Bericht bereits auf der Walfangtagung 2016, wo die EU erstmals seit vielen Jahren klare Kritik an Norwegen geäußert hat und ein Ende der Waljagd und der Exporte forderte. Dies wurde von einigen anderen Ländern unterstützt. Unser Ziel ist es deshalb, auf der nächsten IWC-Tagung 2018 endlich die längst überfällige Resolution zu erreichen.