Walfang in Norwegen

Norwegen ist Walfangland Nr. 1 – Jäger berufen sich auf die Wikinger

Walfang in Norwegen

Während Diplomaten und Medien sich vor allem auf den Walfang Japans konzentrieren, ist Norwegens Walfang – lange unbeachtet – seit Jahren im Aufwind. Systematisch wurden in dem skandinavischen Land Auflagen für den Walfang gestrichen und eine eigenmächtige Fangquote freigegeben. Zusätzlich wurde die Nachfrage nach Walfleisch im eigenen Land staatlich gepusht – und die Exporte nach Japan seit 2016 drastisch ausgebaut. Dabei verweisen die Walfänger immer wieder gerne auf ihre Wurzeln bis zu den Wikingern – und das obwohl, Norwegen eines der modernsten und wohlhabendsten Ländern der Welt ist.

Die Welt schweigt – Norwegen tötet weiter

Obwohl Norwegen Schritt für Schritt den Walfang ausbaut – die eigenmächtig gesetzten Quoten wurden seitens der Regierung immer wieder erhöht (s. Abb. 1), mittelfristig sind sogar 2.000 Wale anvisiert – blieb die Weltöffentlichkeit hierzu bislang erstaunlich still! Und das, obwohl das nordeuropäische Land nach einem eigenen Kalkulationsmodell Fangquoten berechnet, die nicht von der Internationalen Walfangkommission (IWC) abgesegnet sind. Im Frühjahr 2017 wurde zudem bekannt, dass ein alarmierend großer Anteil der in Norwegen getöteten Wale weiblich sind, die allermeisten von ihnen trächtig. Damit sind Zweifel an der Nachhaltigkeit der von Oslo eigenmächtig gesetzten Fangquoten mehr als berechtigt.

Norwegens Walfang: Quoten und tatsächlicher Fang
Norwegens Walfang: Quoten und tatsächlicher Fang (Stand: 30. Juni 2023)

Exporte von Fleisch auf Walfang nach Japan

2014 begann das Land mit Walfleisch-Exporten nach Japan. Diese sind binnen kurzem von 82 Tonnen (in 2014) auf über 197 Tonnen in 2016 regelrecht eskaliert und seither auf hohem Niveau geblieben (s. Abbildung 2). In nur fünf Jahren hat Norwegen mehr als 1,1 Millionen Kilogramm Walfleisch exportiert, 98,5 Prozent davon gingen nach Japan. Da Japans wegen seines Walfangs 2014 eine herbe Schlappe vor dem Internationalen Gerichtshof erlitt und die Fangzahlen deutlich reduzierte, will Norwegen diese Lücke füllen. Die IWC, deren Moratorium durch Norwegen dreist unterwandert wird, hat dennoch seit 2001 keine einzige Resolution mehr gegen kommerziellen Walfang verabschiedet. Genau dieses Schweigen wertet Norwegen als stille Akzeptanz.

Walfleischexporte Norwegens
Walfleischexporte Norwegens (2002-2022) in kg laut der CITES-Handelsbank von UNEP-WCMC

Was tut Pro Wildlife?

Wir arbeiten weiter daran, den Druck auf Norwegen zu erhöhen. Unser Ziel ist es, auf der IWC-Tagung baldmöglichst die längst überfällige Resolution zu erreichen. Hierzu informieren wir frühzeitig politische Entscheidungsträger. Unser Bericht „Frozen in Time“ enthüllte 2016 erstmals, mit welchem Kontrollmaßnahmenpaket Norwegens Regierung die IWC einst besänftigt hat – und wie wenig von diesen Versprechungen noch übrig ist. Wir fordern deshalb die Europäische Union auf, dass Norwegens Walfang nicht länger hingenommen und endlich mit einer Resolution bedacht wird. Erste Wirkung zeigte unser Bericht bereits auf der Walfangtagung 2016, wo die EU erstmals seit vielen Jahren klare Kritik an Norwegen geäußert hat und ein Ende der Waljagd und der Exporte forderte. Dies wurde von einigen anderen Ländern unterstützt. Konkrete Resolutionen gegen den kommerziellen Walfang blieben jedoch bislang aus. Die nächste IWC-Tagung findet erst 2024 statt, aber bereits jetzt laufen unsere Vorbereitungen, damit Norwegens Walfang dort verhandelt wird. Nach dem Ende des Walfangs in Island steht Norwegen in Europa isoliert da…

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