München / Neuburg, 5. Oktober 2023. Auf dem Wittelsbacher Jagdschloss Grünau im bayerischen Neuburg an der Donau finden vom 13. bis 15. Oktober, unter der Schirmherrschaft von Bayerns Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger, die „Internationalen Jagd- und Schützentage“ statt. Veranstalter der angeblich größten Outdoormesse Deutschlands ist die für Aiwanger und seine Freien Wähler tätige Werbeagentur Reich. Die Tier- und Naturschutzorganisation Pro Wildlife kritisiert, dass auf der Messe auch Trophäenjagdreisen und Abschüsse bedrohter und geschützter Tierarten, wie Nashorn, Elefant, Leopard und Gepard, vermarktet werden. „Dass Bayerns Vize-Ministerpräsident Schirmherr eines Umschlagplatzes für tier- und artenschutzwidrige Trophäenjagd-Angebote ist, erscheint im Hinblick auf das weltweite, menschengemachte Artensterben nicht nur verantwortungslos, sondern lässt auch stark an den Tierschutzambitionen der Freien Wähler zweifeln,“ empört sich Dr. Mona Schweizer von Pro Wildlife.
Aiwanger stört sich offenbar nicht an Trophäenjagdangeboten
Im aktuellen Wahlprogramm zur bayerischen Landtagswahl behaupten die Freien Wähler unter der Überschrift „Tierschutz ist unser Auftrag“ vollmundig, ein sorgsamer Umgang mit Tieren zeige die Kultur einer Gesellschaft und sowohl die freilebende Tierwelt als auch unsere Haus- und Nutztiere verlangten nach unserem besonderen Schutz. Hingegen scheint sich der passionierte Jäger Aiwanger an den tier- und artenschutzwidrigen Trophäenjagdangeboten der Messe wenig zu stören. „Zahlreiche Tiere, die auf der Messe zum Abschuss angeboten werden, stehen auf der Liste bedrohter Arten und dort angebotene tierquälerische Jagdmethoden, wie die Bogenjagd, sind in Deutschland verboten. Wie passt dies zu Aiwangers proklamierten Tierschutzauftrag?“, fragt die Pro Wildlife-Expertin.
Ablehnung der Trophäenjagd
Obwohl eine große Mehrheit von fast 90 % der befragten Bundesbürger*innen laut repräsentativen Umfragen die Einfuhr von Jagdtrophäen nach Deutschland ablehnt[i], sorgt eine kleine Minderheit von Jäger*innen dafür, dass Deutschland nach den USA die meisten Trophäen bedrohter und geschützter Tierarten importiert. Allein zwischen 2016 und 2022 verzeichnete das Bundesamt für Naturschutz 4.335 Einfuhrvorgänge, darunter 160 Leoparden, 144 Afrikanische Elefanten, 114 Löwen, 55 Geparden, 18 Nashörner und 6 Eisbären. „In anderen europäischen Ländern hat die starke gesellschaftliche Ablehnung der Trophäenjagd bereits zur Einstellung von Jagdmessen (z.B. in Birmingham, Liverpool und Vincenza) sowie zu Einfuhrverboten für Jagdtrophäen (z.B. in Finnland, den Niederlanden und Frankreich) geführt. Es ist höchste Zeit, dass auch die Politik in Bayern und in Deutschland endlich handelt“, so die Pro Wildlife-Sprecherin.
Die Jagdmesse als Treffpunkt von Adel und Politik
Auf dem Wittelsbacher Jagdschloss Grünau geben sich bayerischer Adel und Politik ein Stelldichein: Die Messebesucher*innen begrüßt Prinz Leopold von Bayern, der seinerseits, zusammen mit Fürst Carl Friedrich von Wrede und Fürst Moritz zu Oettingen-Wallerstein, einen Sitz im Messebeirat innehat. Eröffnet wird die Messe unter anderem von Michaela Kaniber, Bayrische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, sowie Wolfgang Prinz von Bayern. Als Veranstalter zeichnet sich die Reich Messen GmbH verantwortlich, die als Werbeagentur Reich die Freien Wähler und insbesondere Hubert Aiwanger zu ihren Kunden zählt, der als Schirmherr am zweiten Tag der Messe eine Festrede hält.