Artenschützer begrüßen Austritt der Bundesregierung aus Jagdverband

Streitfall Trophäenjagd

München / Berlin, 2. Dezember 2022. Die Artenschutzorganisation Pro Wildlife begrüßt, dass das Bundeslandwirtschaftsministerium die Mitgliedschaft Deutschlands im Internationalen Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC) zum Jahresende gekündigt hat. Hintergrund hierfür ist offenbar, dass der CIC die Trophäenjagd auf geschützte Arten propagiert und regelmäßig Einfuhrverbote für Jagdtrophäen nach Europa kritisiert. „Der Austritt ist ein längst überfälliger Schritt – es kann nicht angehen, dass Deutschland Mitglied in einem Verband ist, der Lobbyarbeit für die Jägerschaft betreibt und Positionen vertritt, die dem Natur- und Artenschutz schaden und der Haltung der Bundesregierung diametral entgegenstehen“, so Daniela Freyer von Pro Wildlife. „Der CIC ist ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, ein Kopfgeld auf seltene Tiere geschützter und bedrohter Arten auszusetzen. Er propagiert seit Jahren den Abschuss von Elefanten, Eisbären, Löwen, Leoparden und weiterer Arten – obwohl die Trophäenjagd im Widerspruch zum deutschem Tierschutzgesetz steht, Studien deren negative Auswirkungen belegen und die Kritik aus Öffentlichkeit und Politik immer lauter wird.“

Der Internationale Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC) bezeichnet sich selbst als „politisch unabhängiges, internationales, nichtstaatliches Beratungsgremium, das sich für die Erhaltung von Wildtieren auf der Grundlage der Prinzipien der nachhaltigen Nutzung einsetzt“. Tatsächlich betreibt der Verband, dem neben Staaten auch Jagdorganisationen angehören, Lobbyarbeit für die Trophäenjagd und den kommerziellen Handel mit bedrohten Arten. Zuletzt kritisierte er eine Forderung des EU-Parlamentes für ein EU-weites Importverbot für Jagdtrophäen geschützter Arten und Pläne in immer mehr europäischen Ländern für nationale Importverbote für Jagdtrophäen. Auf der CITES-Weltartenschutzkonferenz setzt der CIC sich regelmäßig gegen den Schutz bejagter Arten wie Eisbären, Giraffen und Flusspferden ein und fordert die Freigabe des Elfenbeinhandels. Der Verband vergibt Auszeichnungen und ein Bewertungssystem für Jagdtrophäen. In Deutschland ist er Partner von Europas größter Jagdmesse „Jagd und Hund“, die jährlich in Dortmund stattfindet, und verteidigt deren umstrittene Jagdreiseangebote auf bedrohte und geschützte Tierarten. Der CIC hatte die Grünen bereits während des Bundestagswahlkampfs 2021 wegen Beschlüssen zur Trophäenjagd im Grundsatz- und im Wahlprogramm kritisiert.

„Es ist zutiefst unglaubwürdig, wenn die Jagdverbände CIC und DJV sich als Sprachrohr der Menschen in Afrika ausgeben, wenn es in Wahrheit um die Verteidigung jagdlicher Interessen geht. Die Behauptung, die Trophäenjagd im Ausland sei alternativlos, um die Existenz von Millionen Menschen und die Ernährungssicherheit der armen Landbevölkerung zu sichern, ist regelrecht zynisch, denn tatsächlich profitieren in allererster Linie private Großgrundbesitzer und Jagdreiseanbieter,“ so Freyer. In Namibia – Ziel der meisten deutschen Jagdtourist*innen – werden über 97 % der Tiere auf privaten Jagdfarmen geschossen.

Deutschland ist nach den USA der größte Importeur von Jagdtrophäen geschützter Tierarten. Zwischen 2014 und 2018 wurden Trophäen von mindestens 15.000 international geschützten Säugetieren legal in die EU eingeführt. Ein großes Bündnis von rund 170 Natur- und Tierschutzorganisationen, darunter 50 aus Afrika, forderte in einem gemeinsamen Positionspapier kürzlich ein Verbot der Trophäeneinfuhr. Umfragen zufolge fordern 89% der Bevölkerung in Deutschland ein Importverbot für Jagdtrophäen; auch in Südafrika, dem bedeutendsten afrikanischen Jagdland, lehnen 68% der Menschen die Trophäenjagd ab.

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