Berlin / München, 28. September 2023. – Vor fast genau zwei Jahren kündigte die Ampel-Koalition an, das Tierschutzgesetz verbessern zu wollen. Doch geschehen ist dies bisher nicht. Anlässlich des Welttierschutztages am 04. Oktober fordert die Tier- und Artenschutzorganisation Pro Wildlife die Bundesregierung auf, die Novellierung nicht länger aufzuschieben. Denn es besteht dringender Handlungsbedarf in allen Bereichen: Neben der Landwirtschaft weist auch der Schutz von Heim- und Wildtieren massive Mängel auf.
Wildtierhaltung im Zirkus endlich verbieten
Noch immer touren über hundert Zirkusse mit Großkatzen, Elefanten, Robben und Reptilien durch Deutschland. Dabei forderten die Länder die Bundesregierung bereits vor 20 Jahren im Bundesrat auf, die Haltung bestimmter Wildtierarten im Zirkus zu verbieten, bisher ohne Ergebnis. Die Biologin Katharina Lameter von Pro Wildlife erklärt: „Mittlerweile haben alle anderen EU-Mitgliedstaaten die Haltung von Wildtieren im Zirkus teilweise oder ganz verboten. Deutschland ist zum Schlusslicht in Europa geworden. Es ist an der Zeit, dass die Bundesregierung die Wildtierhaltung im Zirkus endlich verbietet.“
Positivliste für Heimtiere: Wildtierhandel und -haltung endlich regulieren
Während die Wildtierpopulationen in freier Natur schrumpfen, blüht in Deutschland der Handel mit eben diesen Arten für die Privathaltung. Neben domestizierten Tieren wie Hunden und Katzen sind auch exotische Wildtiere wie Servale, Affen, Papageien, Korallenfische, Schildkröten, Klapperschlangen, Warane und Vogelspinnen in deutschen Wohnzimmern zu finden.
Katharina Lameter erläutert: „Wildtiere sind keine Haustiere. In Privathand können sie in der Regel nicht artgerecht gehalten werden. Zudem bergen die Haltung und der Handel mit diesen Tieren auch Gefahren für den Menschen, denn selbst gefährliche und giftige Arten oder solche, die Zoonosen übertragen können, werden bislang nahezu unkontrolliert gehandelt.“ Auch hier sieht Pro Wildlife dringenden Handlungsbedarf bei der Bundesregierung: „Andere europäische Länder haben sogenannte Positivlisten für Heimtiere erlassen. Diese legen fest, welche Tierarten für den Handel und die Privathaltung geeignet sind“, erklärt Katharina Lameter. „Eine Positivliste sollte nach Einschätzung von Expert*innen auch im deutschen Tierschutzgesetz verankert werden.“
Bundesregierung muss Wildtierschutz verbessern
Pro Wildlife fordert anlässlich des Welttierschutztages, dass die Ampel-Koalition die Überarbeitung des Tierschutzgesetzes nicht länger aufschiebt. Die Veröffentlichung des angekündigten Entwurfes verzögert sich seit Monaten. „Eine umfassende Novellierung ist überfällig“, so Katharina Lameter. „Die Regierung muss ihren Versprechen endlich Taten folgen lassen, bevor die Legislaturperiode vorbei ist und sich für die Tiere, entgegen allen gut klingenden Versprechen, nichts geändert hat.“