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CITES-Schutzantrag der EU für Aale gescheitert: Massiver Einfluss Japans zahlte sich leider aus
München/Samarkand, 27. November 2025. Heute fand eine erste Abstimmung zum Antrag der EU statt, alle 17 Aal-Arten in CITES Anhang II zu listen – v.a. um neben dem bereits seit 2009 CITES-geschützten Europäischen Aal auch den amerikanischen und den japanischen Aal unter die Kontrolle von CITES zu bringen. Insbesondere Jungtiere, die sogenannten Glasaale, der verschiedenen Arten lassen sich kaum unterscheiden.
Mit 35 Ja- gegen 100 Nein-Stimmen bei 8 Enthaltungen scheiterte der EU-Antrag deutlich. Mit nur 25,9% Ja-Stimmen wurde die erforderliche Zweidrittelmehrheit weit verfehlt.
„Leider haben sich hier kurzfristige wirtschaftliche Interessen durchgesetzt. Denn auch die japanischen und amerikanischen Aale sind bereits stark gefährdet. Gleiche Regularien für alle Aale hätten den Vollzugsbehörden die Arbeit immens erleichtert – und damit auch den Kampf gegen den illegalen Handel gestärkt“, bedauert Dr. Ralf Sonntag, Meeresbiologe. „Das ist ein schlechtes Signal für den weltweiten Artenschutz.“
Auf Wunsch zahlreicher Länder fand die Abstimmung im Geheimen statt – denn viele Länder waren unter großem Druck aus Japan, das um jeden Preis die Listung des japanischen Aals verhindern wollte. Unter CITES Anhang II hätten die Exportländer lediglich eine Nachhaltigkeit ihres Handels beweisen müssen.
Erfolg: Weltweites Handelsverbot für Weißspitzen-Hochsee-Haie beschlossen
München/Samarkand, 27. November 2025. Heute wurde auf der 20. CITES-Weltartenschutzkonferenz in Samarkand, Usbekistan, ein globales Handelsverbot für Weißspitzen-Hochsee-Haie beschlossen. Mit 100 Ja- zu 22 Nein-Stimmen (bei 6 Enthaltungen) erreichte der Antrag eines breiten Bündnisses von Ländern die erforderliche Zweidrittelmehrheit mit großer Klarheit. „Damit hat der Weißspitzen-Hochsee-Hai Geschichte geschrieben – als erste Haiart, die überhaupt jemals in CITES Anhang I aufgenommen wird“, betont Dr. Ralf Sonntag, der als Meeresbiologe und Hai-Spezialist für Pro Wildlife an der CITES-Konferenz in Samarkand teilnimmt
„Einerseits ist es frustrierend, dass dieser Hai, der noch vor 50 Jahren eine der häufigsten Haiarten war, jetzt sogar auf Anhang 1 gelistet werden muss. Andererseits ist es ein Riesenerfolg, dass wir für ihn heute den höchstmöglichen Schutz erreichen konnten: Ein globales Handelsverbot“, freut sich Sonntag. Die Entscheidung muss nochmals im Plenum nächste Woche bestätigt werden, doch angesichts der klaren Mehrheitsverhältnisse ist dies nur noch Formsache.
Der Weißspitzen-Hochsee-Hai ist ein sehr schneller großer Hai, dessen Flossen zu den teuersten gehören. Seit 2013 war diese Art bereits in CITES Anhang II (= internationale Handelsbeschränkungen) gelistet, doch es reichte nicht, um einen weiteren Niedergang der begehrten Art zu stoppen: Sie gilt inzwischen als vom Aussterben bedroht.
Giraffen bleiben in ganz Afrika geschützt – Schutz auch für Okapis und Dorkasgazelle
München/Samarkand, 29. November 2025. Der Antrag, die Giraffenbestände von acht Staaten im südlichen Afrika aus CITES zu streichen, scheiterte heute auf der Weltartenschutzkonferenz. Er erreichte im zuständigen Ausschuss in geheimer Abstimmung nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit (49 Ja- zu 48 Nein-Stimmen bei 38 Enthaltungen).
Kommentar unserer Expertin Daniela Freyer: „Wir sind sehr erleichtert, dass dieser politisch motivierte Antrag, der internationale Handelskontrollen gerade für die größten Exportländer aufgehoben hätte, scheiterte. Giraffen sind weiterhin gefährdet und wurden erst vor sechs Jahren unter den Schutz von CITES gestellt. In diesem kurzen Zeitraum wurden aus den südafrikanischen Staaten mehr als 30.000 Produkte aus Giraffenknochen und -Fell als Dekoartikel gehandelt, außerdem 2.500 Jagdtrophäen und mehr als 1.000 lebende Tiere. Eine Kontrolle des Handels aus ganz Afrika ist dringend nötig, um zu verhindern, dass Jagd, Wilderei und Handel das Überleben der wenigen verbliebenen Giraffen gefährden.“
Die CITES Vertragsstaaten einigten sich heute zudem einstimmig auf ein Handelsverbot (CITES Anhang I) für Okapis, eine stark gefährdete, endemische Art in der Demokratischen Republik Kongo, die u.a. durch den Handel mit Körperteilen (Fleisch, Fell, Knochen) bedroht ist und auch an Zoos im Ausland gehandelt wird. Ebenfalls einstimmig wurden auf Antrag afrikanischer Staaten Handelsbeschränkungen (CITES Anhang II) für die durch Jagd bedrohte Dorkasgazelle beschlossen.
Handel mit Elfenbein und Nashorn bleiben verboten
München/Samarkand, 02. Dezember 2025. Drei Anträge von Namibia zum Handel mit Breitmaul – sowie vom Aussterben bedrohten Spitzmaul-Nashörnern sowie zum Handel mit Elefanten-Elfenbein wurden in der Weltartenschutzkonferenz in Samarkand in geheimer Abstimmung am Samstag deutlich abgelehnt. „Namibias Vorstoß den Handel mit Horn wieder aufzunehmen hätte Wilderei und illegalem Handel Tür und Tor geöffnet. Die bestehenden Handelsbeschränkungen haben das Überleben von Nashörnern und Elefanten gesichert. und die große Mehrheit der Vertragsstaaten hat deutlich gemacht, dass eine Wiederaufnahme des Handels mit diesen tödlichen Produkten nicht akzeptabel ist“, so Pro Wildlife Sprecherin Daniela Freyer.
Kontroversen gab es am heutigen Dienstag hingegen zu Antrag 14, der die Konditionen zum Handel mit Afrikanischen Elefanten klarstellen sollte. Simbabwe, Botswana und weitere Länder aus dem südlichen Afrika wollen sich hier eine Hintertür für Exporte lebender Tiere an Zoos und Vergnügungsparks offenlassen. Staaten aus Westafrika hielten dagegen: Sie wollen ein seit Jahren bestehendes Moratorium für die Ausfuhr wildgefangener Elefanten aus Afrika erhalten und beriefen sich auf einen hierzu am Wochenende erzielten Konsens unter den afrikanischen Staaten. Sie erzielten letztendlich jedoch keine Änderung des entsprechenden Textes. „Es wäre fatal, den grausamen Fang und Handel mit lebenden Elefanten wieder zu erlauben – afrikanische Statten hatten sich auf Vermittlung der EU vor Jahren für ein Ende dieses Handels eingesetzt“, so Daniela Freyer.
Schutz für Frösche und Reptilien
München/Samarkand, 02. Dezember 2025. Am heutigen Dienstag wurden auf der CITES-Weltartenschutzkonferenz zudem erstmals europäische Wasserfrösche unter Schutz gestellt, so dasss der internationale Handel zukünftig kontrolliert werden muss. „Pro Wildlife hat sich seit 13 Jahren hierfür eingesetzt. Mit der CITES-Listung soll der Raubbau an Wasserfröschen aus der Türkei, Albanien und Aserbaidschan künftig gestoppt werden. Das ist ein Riesenerfolg, den wir sehr feiern“, so Dr. Sandra Altherr von Pro Wildlife
Ebenfalls angenommen wurden zwei Anträge zur Stutz-Gelenkschildkröte und zwei Äthiopischen Puffottern, die durch den Heimtierhandel bedroht sind. Abgelehnt wurde hingegen ein Antrag zur Listung von 58 Arten Klapperschlangen in Anhang II.
Alle Beschlüsse müssen im Plenum Ende der Woche noch bestätigt werden.
Besserer Schutz für Faultiere, Affen, Vögel und Reptilien
München/Samarkand, 03. Dezember 2025. Die Anträge für ein Handelsverbot für Goldbauchmangaben (stark bedrohte Affen aus der DRC) und Weißrücken- und Sperbergeier sowie erstmalige Handelsbeschränkungen für Zweifingerfaultiere (Antragsteller Brasilien, Costa Rica, Panama) wurden heute Morgen im Konsens angenommen. Ein Antrag Kanadas und der USA, das internationale Handelsverbot für Wanderfalken aufzuheben, scheiterte erfreulicherweise.
„Hunderte der stark gefährdeten, endemischen Goldbauchmangaben und Hunderte Zweifingerfaultiere wurden in den letzten Jahren in ihren Heimatländern in Afrika und Lateinamerika gefangen und für den Heimtierhandel sowie als Attraktionen für Zoos und Touristen exportiert. Es ist höchste Zeit, diesen destruktiven Handel zu stoppen“, so Pro Wildlife-Expertin Daniela Freyer. „Wir sind zudem sehr erleichtert, dass der gefährliche Antrag zum Wanderfalken scheiterte. Auch wenn sich die Bestände mancherorts erholt haben, bleibt die Art in Asien und Europa durch illegalen Fang für Falkenhalter im Mittleren Osten bedroht. Zudem dezimiert aktuell die Vogelgrippe weltweit die Bestände. Nicht nur viele Tier- und Naturschutzorganisationen, sondern auch die EU und vom illegalen Handel betroffene Länder wie Pakistan und Iran lehnten jegliche Lockerung der Schutzbestimmungen ab.“
Auch bei hochbedrohten und in ihrer Heimat streng geschützten Reptilien wurde heute wichtige Entscheidungen getroffen. So wurden internationale Handelsverbote für alle Galapagos-Leguane und für die Haiti-Gallwespenschleiche beschlossen.
„Alle diese Reptilien sind in ihren Heimatländern streng geschützt, aber durch den illegalen Heimtierhandel bedroht. Wir sind sehr froh, dass diese Tiere nun den höchsten internationalen Schutzstatus bekommen haben und den Schmugglern nun auch seitens der Importländer das Handwerk gelegt werden kann“, so Pro Wildlife Expertin Dr. Sandra Altherr, die seit vielen Jahren den systematischen Tierschmuggel dokumentiert. Für zwei Geckos aus Australien gelten künftig erstmals weltweite Handelsbeschränkungen (CITES App. II).
Alles Entscheidungen müssen noch formal im Plenum bestätigt werden. Die Konferenz in Samarkand endet am Freitag-Mittag.