München / Big Lake Ranch / Kopenhagen, 19. März 2025. – Der neu veröffentlichte englischsprachige Bericht „Wildvögel gehandelt und gehalten als Haustiere in der EU“ von den gemeinnützigen Organisationen Pro Wildlife (Deutschland), Monitor (Kanada) und des Kopenhagener Zoos (Dänemark) verdeutlicht die Komplexität und die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Vogelhandel für den europäischen Heimtiermarkt. Trotz strenger Vorschriften und eines Importverbots für Wildvögel in die EU zeigt der Bericht, dass es nach wie vor Gesetzeslücken, Vollzugsdefizite und einen anhaltenden illegalen Handel gibt.
Bis 2005 war die EU der weltweit größte Importeur von wild gefangenen Vögeln. Mit der Einführung des Importverbots für Wildvögel im Jahr 2005 ging der Handel mit wild gefangenen Vögeln zwar deutlich zurück, dennoch ist die Haltung von und der Handel mit Vögeln in der Europäischen Union nach wie vor sehr beliebt und betrifft Millionen Tiere. Der Bericht zeigt, dass Wildvögel noch immer illegal gehandelt und wildgefangene Tiere umdeklariert werden. Zusätzlich geht der Bericht auf andere wichtige Probleme im Zusammenhang mit dem Vogelhandel ein, darunter ökologische Folgen sowie Konsequenzen für den Tierschutz und die öffentliche Gesundheit.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
- Gesetzeslücken, wie z. B. Ausnahmeregelungen für die Einfuhr von wild gefangenen Vögeln für Zoos oder von privat gehaltenen Vögeln, erleichtern weiterhin den illegalen Vogelhandel in der EU.
- Das Umdeklarieren von in freier Wildbahn gefangenen Vögeln zu in Gefangenschaft gezüchteten Exemplaren gibt weiterhin Anlass zur Besorgnis.
- Da es keine systematische Erfassung gibt, bleibt der genaue Umfang der in der EU gehandelten und gehaltenen Vogelarten unbekannt.
- Unterschiede im Vollzug und das Fehlen einheitlicher Strafen schwächen die Wirkung von gesetzlichen Vorschriften.
- Der Handel mit Vögeln kann erhebliche Risiken für die biologische Vielfalt, die öffentliche Gesundheit und den Tierschutz mit sich bringen.
„Die Umsetzung des Einfuhrverbots für Wildvögel war ein wichtiger Schritt zur Regulierung des Vogelhandels in der EU. Jedoch sind weitere Maßnahmen erforderlich, um bestehende Schlupflöcher zu schließen und das Problem zu beheben, dass der Großteil des Wildvogelhandels aufgrund der fehlenden systematischen Erfassung unbekannt bleibt“, sagt Katharina Lameter, Projektleiterin bei Pro Wildlife.
„Sobald Vögel in die EU geschmuggelt werden, ist es nahezu unmöglich, sie zurückzuverfolgen und ihre Legalität zu ermitteln. Dadurch können Tiere, die illegal in ihren Herkunftsländern eingefangen und exportiert wurden, innerhalb der Europäischen Union frei gehandelt werden. Gesetzliche Reformen und eine bessere Zusammenarbeit zwischen den europäischen Behörden sind unerlässlich, um diesen Praktiken entgegenzuwirken und den illegalen Handel zu bekämpfen“, fügt Boyd Leupen, Wildtierhandelsforscher bei Monitor, hinzu.
„Um den illegalen Handel wirksam einzudämmen und die Wildvogelpopulationen zu schützen, sind dringend zusätzliche Maßnahmen und eine stärkere Sensibilisierung von politischen Entscheidungsträger*innen, Vollzugsbehörden und Vogelhaltenden erforderlich“, betont Jacqueline Jürgens, Wissenschaftlerin am Zoo Kopenhagen.
Die Autoren des Berichts fordern deshalb dringend bessere Gesetzes- und Vollzugsmaßnahmen, zum Beispiel:
- Schließen von Gesetzeslücken, um eine Untergrabung der bestehenden Gesetze zu verhindern.
- Einführen abschreckender Strafen und Gewährleistung der Anwendung des vollen Strafmaßes, um sicherzustellen, dass die Risiken des illegalen Vogelhandels die Vorteile überwiegen.
- Intensivieren der Zusammenarbeit zwischen nationalen und internationalen Vollzugsbehörden.
- Einführen einer systematischen Erfassung aller Einfuhren und Beschlagnahmungen von Vögeln.
- Sensibilisierung der Vollzugsbehörden, der Justiz und der Öffentlichkeit für den Vogelhandel und die damit verbundenen Probleme.