Entlaufene Löwin aus Privathaltung? Kein Einzelfall

Ein gutes Tierschutzgesetz hätte das verhindern können

München, 20.7.2023. Die Berliner Polizei hat in der Nacht zum Donnerstag eine großangelegte Suchaktion nach einem entlaufenen Raubtier begonnen. Zoos, Tierparks, Zirkusse und Tierschutzeinrichtungen wurden bereits überprüft. Keiner vermisst eine Raubkatze. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Löwin aus privater Hand entkommen ist. Aufgrund der aktuellen Gesetzeslage ist die Privathaltung legal – und auch kein Einzelfall.

Löwe als Haustier

Jährlich werden in Deutschland hunderttausende Wildtiere als exotische „Haustiere“ zum Verkauf angeboten. Damit gehört Deutschland zu einem der größten Absatzmärkte für exotische Heimtiere weltweit – darunter auch bedrohte, artgeschützte und gefährliche Tiere. Bislang ist die Privathaltung von Wildtieren wie Löwen, Pumas, Schlangen oder Spinnen nahezu uneingeschränkt erlaubt. Die Folge sind weitreichende Tier- und Artenschutzprobleme, aber auch hohe Risiken für die öffentliche Sicherheit und Gesundheit.

Pro Wildlife Expertin Katharina Lameter sagt: „Die Löwin von Kleinmachnow ist kein Einzelfall. Bereits 2015 wurden in Sachsen-Anhalt zwei Löwenbabys auf einem Parkplatz entdeckt, die ihrem Halter entkommen waren. Der Mann legte sich kurz danach erneut einen Löwen zu. Als die Behörden dies 2020 erfuhren, verboten sie die Haltung. Daraufhin verschwand das Tier spurlos.“

Es besteht dringender Handlungsbedarf

Nur neun der insgesamt 16 Bundesländer haben bisher auf die fehlenden bundeseinheitlichen Gesetze reagiert und Gesetze bzw. Verordnungen zur Haltung der Gift- bzw. Gefahrtiere als Haustiere erlassen. Je nach Bundesland unterscheiden sich diese jedoch teils stark voneinander, sowohl in der Strenge als auch in Bezug auf die verbotenen Tierarten.

Lameter fordert die Bundesregierung auf, endlich den Handel und die Privathaltung von Wildtieren strenger zu regeln: „Aktuell arbeitet das Bundeslandwirtschaftsministerium an einer Überarbeitung des Tierschutzgesetzes. Das ist die Gelegenheit, eine Positivliste für Haustiere festzulegen. Diese würde regeln, welche Tiere sich überhaupt für die Privathaltung eignen und welche nicht.“

Eine jüngst durchgeführte repräsentative Umfrage stützt diese Forderung: 90 Prozent der Befragten sprechen sich für eine strengere Regulierung des Handels und der Privathaltung von exotischen Wildtieren aus. 81 Prozent der Deutschen wünschen sich sogar ein vollständiges Verbot der privaten Wildtierhaltung.

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