Delfinarien finanzieren Japans grausame Delfinjagd

Am 1. September beginnt die alljährliche Jagdsaison

München / Taiji, 29. August 2022. Anlässlich der am 1. September beginnenden Delfinjagdsaison in Japan verweist die Tier- und Artenschutzorganisation Pro Wildlife auf den rapide steigenden Handel mit lebenden Delfinen. „In Japan werden die Treibjagden auf Delfine inzwischen nicht mehr durch den Verkauf von Delfinfleisch finanziert, sondern durch die skrupellose Nachfrage aus Delfinarien“, berichtet die Pro Wildlife Meeresexpertin Dr. Sandra Altherr, die die internationalen Handelsdaten für Delfine ausgewertet hat. „Delfinarien, die diese Tiere kaufen, wie auch alle, die dort ein Eintrittsticket erwerben, finanzieren direkt das grausame Abschlachten zahlloser Tiere.“ Für einen trainierten Delfin werden 50.000 US-Dollar und mehr gezahlt.

Exporte lebender Delfine und Kleinwale aus Japan boomen

In Japans berüchtigtem Küstenstädtchen Taiji werden jedes Jahr ganze Delfinschulen in eine Bucht getrieben. „Dann beginnt die Auslese: Junge gesunde Tiere, bevorzugt Weibchen, werden herausgefangen, der Rest der Herde wird grausam abgeschlachtet“, berichtet Altherr. Delfine unterliegen internationalen Handelsbeschränkungen durch das Weltartenschutzabkommen CITES, weshalb der Handel mit ihnen dort gemeldet werden muss. Pro Wildlife hat diese Handelsdaten ausgewertet:

  • Japans Delfinexporte stiegen über die letzten 20 Jahre stark an (abgesehen von einem offenbar Corona-bedingten Knick 2020). (siehe Abb. 1)
Japans Exporte lebender Delfine 2000-2020
Japans Delfinexporte 2000 bis 2022
  • Japans Exporte belaufen sich auf mehr als 1.400 lebende Delfine; bis heute machen Große Tümmler den allergrößten Teil aus.
  • China hat sich zum – mit weitem Abstand – größten Abnehmer entwickelt und kaufte im Zeitraum 2000-2020 insgesamt knapp 1.000 Delfine aus Japan. In China boomt der Bau von Zoos, Delfinarien und Vergnügungsparks. (siehe Abb. 2)
Absatzländer für lebende Delfine aus Japan
Absatzländer für Japans Delfinexporte
  • Weitere Abnehmer waren u.a. Russland sowie die beliebten Urlaubsländer Thailand, Mexiko, Vietnam, Türkei, Ägypten und Tunesien, die noch immer neue Delfinarien bauen bzw. mangels Nachzuchten ihren Altbestand mit Wildfängen auffüllen. (siehe Abb. 2)

Nachfrage für Delfinfleisch nahezu erloschen

Vor allem infolge des kommerziellen Walfangverbotes weiteten Japans Fischer in den 1980er Jahren ihre Jagd auf Delfine und Kleinwale aus, auf bis zu 46.000 Tiere im Jahr. Infolge internationaler Proteste und Aufklärungskampagnen ging die Anzahl getöteter Tiere über die letzten zwei Jahrzehnte laut offiziellen Statistiken um ca. 90 Prozent auf inzwischen weniger als 2.000 zurück.

Nur im Hafenstädtchen Taiji, berüchtigt für seine Delfintreibjagden und international bekannt geworden durch die oscarprämierte Dokumentation „Die Bucht“, geht die Delfinjagd nahezu unvermindert weiter. Für Pro Wildlife sind die Gründe offensichtlich: „Für das Fleisch von Delfinen und Kleinwalen gibt es in ganz Japan inzwischen kaum noch eine Nachfrage. Denn das Fleisch ist stark mit Giftstoffen wie Quecksilber oder PCB belastet – die junge Generation verschmäht es zudem als altmodisch. Die Treibjagden in Taiji konzentrieren sich hingegen auf Arten, die für Delfinarien besonders attraktiv sind.“

Weltweit werden schätzungsweise mehr als 3.000 Delfine und Kleinwale in Gefangenschaft gehalten. „Doch diese hochintelligenten, sozialen und agilen Meeressäuger können in kleinen Betonbecken niemals artgerecht gehalten werden – das können ihnen nur die Weiten des offenen Meeres und ihre natürlichen Familienverbände bieten“, so Altherr. Pro Wildlife appelliert deshalb an Reisende, keine Delfinarien zu besuchen.

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