Whale Watching: Wale in Freiheit beobachten

Waltourismus ist auch in Europa problemlos möglich

Whale Watching: Wale in Freiheit beobachten

Viele Menschen haben den Wunsch, Wildtiere zu sehen. Und natürlich ist es noch viel reizvoller, die Tiere in freier Wildbahn anstatt in einem Glastank oder in einem Käfig zu beobachten. Für Walfreunde heißt das: Rein ins Boot und raus aufs Meer zum Whale Watching. Denn für die Walbeobachtung in freier Natur werden die Wale und Delfine nicht gefangen genommen, sie leben in ihrer natürlichen Gruppe – und sie müssen keine Kunststücke aufführen. Kein Wunder, dass diese Branche immer mehr boomt, auch entlang Europas Küsten. Denn auch hier lassen sich Wale gut beobachten.

Whale Watching ist ein boomendes Geschäft

1955 war der Auftakt des kommerziellen Whale Watchings. Wal- und Delfinbeobachtungen haben in den vergangenen zwanzig Jahren schnell an Beliebtheit dazugewonnen. Im Jahr 2009 gaben 13 Millionen Touristen insgesamt 2,4 Milliarden Euro aus, um Wale und Delfine in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. Mindestens die Hälfte des Wachstums dieser Industrie kommt den Bewohnern von Küstengebieten in Entwicklungsländern zugute. War früher der Augenmerk auf Beobachtungstouren der großen Arten wie Grauwale im Rahmen von Fernreisen, gibt es inzwischen immer mehr Anbieter in Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und der Türkei.

Die Branche hat sich so gut entwickelt, dass sogar die Internationale Walfangkommission die finanziellen Vorteile des Whale Watchings anpreist. Sie warnt aber auch vor den negativen Auswirkungen, die eine ungeregelte oder rücksichtslose Walbeobachtung haben kann.

Achtsame Wal- und Delfinbeobachtung

Wir als Tourist*innen haben hier natürlich eine große Verantwortung. Die Riesen der Meere sind im Ökosystem Meer absolut unersetzlich und sind ohnehin vielen Gefahren ausgesetzt. Deshalb sollten wir als Urlauber*innen darauf achten, dass die Tiere bei einer Whale Watching Tour nicht gestört werden. Wale und Delfine können beispielsweise sehr gut von Schiffen oder Booten aus beobachtet werden. Einen mindestens genauso guten Blick kann man an vielen Stellen auch vom Festland auf sie werfen.

Whale Watching am Europäischen Nordmeer
Whale Watching am Europäischen Nordmeer

Das Einmaleins des Whale Watchings: Dos und Don’ts

Nicht jeder Anbieter macht diese Touren zum Wohl der Tiere. Sollten Sie sich also für eine Walbeobachtung entscheiden, ist es ratsam, auf ein paar Dinge zu achten: 

  • Informieren Sie sich vor der Reise über die Anbieter. Arbeiten diese gemeinsam mit Forschungsgruppen, Bildungseinheiten oder einer Naturschutzorganisation, spricht das in der Regel für die Einrichtung.
  • Gute Anbieter geben Ihnen vor oder während des Trips Informationen zu den Wal- und Delfin-Arten, die sich in der Region aufhalten.
  • Die Fahrgeschwindigkeit sollte immer an die jeweilige Situation angepasst werden. Vor allem, wenn Tiere in der Nähe sind, muss die Geschwindigkeit reduziert werden.
  • Nähern Sie sich den Tieren nicht auf weniger als 100 Meter. Das Verfolgen der Individuen ist verboten, da diese sonst voneinander getrennt werden. Spezielle Vorsicht ist bei Müttern mit Jungen, rastenden und gebärenden Tieren geboten. Wenn die Tiere dann selbst zum Boot kommen oder sogar darunter durchschwimmen – umso schöner…
  • Die Beobachtungszeit für die Tiere sollte nicht länger als 30 Minuten sein, um den Stress möglichst gering zu halten.
  • Und zu guter Letzt: Schwimmen Sie nicht mit den Tieren! Für sie bedeutet es puren Stress, der vor allem trächtigen Individuen schadet. Und Sie selbst könnten dabei absichtlich oder unabsichtlich von den Tieren verletzt werden – auch von anderen Meeresbewohnern. Krankheiten könnten dabei ebenfalls in beide Richtungen (von Mensch auf Tier und von Tier auf Mensch) übertragen werden. Am wenigsten stören Sie die Tiere natürlich, wenn Sie sie vom Festland aus beobachten.

Ein kleiner Tipp am Rande: Meeresbiologen oder Naturforschende an Bord zu haben, ist von großem Nutzen. Sie können umfassende Informationen über Bedrohungen des lokalen Gewässers und dessen Bewohner geben. Das Erkennen von Arten und korrekte Interpretation des Verhaltens einzelner Tiere oder Gruppen beim Whale Watching zählen ebenfalls zu ihrem Fachgebiet.

Fahrlässiges Handeln schadet den Tieren

Von aufdringlichem Verhalten und Verfolgungen können die Meeressäuger Schaden nehmen. Fachleute dokumentierten bereits einige Verhaltensänderungen bei Tieren in Gebieten, in denen es erlaubt ist, mit Delfinen zu schwimmen. Bei Orcas wurde ein reduziertes Nahrungssuchverhalten beobachtet. Sie rasteten seltener und die Interaktion untereinander nahm ab. Alle beobachten Verhaltensänderungen können sich langfristig auf Vermehrungsrate und Gesundheit der Tiere auswirken. Jedem Beteiligten (Naturschutzbehörden, wissenschaftliche Gemeinschaften, Whale Watching Industrie und Touristen) muss klar sein, dass ihre Aktivitäten im Meer Folgen haben können.

Wale und Delfine in Europa beobachten

Europakarte für Whale Watching
  1. Deutschland – Sogar in Deutschland können Sie Wale beobachten, und zwar auf Sylt, Fehmarn und in der Eckernförder Bucht. Dort leben etwa 6.000 Schweinswale.
  2. Italien – Streifendelfin, Finnwal, Pottwal und Cuvier-Schnabelwal gibt es in Ligurien zu sehen.
  3. Kroatien – In der Adria kann man Große Tümmler, Streifendelfine, Rundkopfdelfine und den gemeinen Delfin beobachten.
  4. England – Auch in Dorset, Devon und Cornwall leben Tümmler. Unter anderem gibt es auch die Möglichkeit, auf Weißschnauzendelfin, Grindwal und Seiwal zu treffen.
  5. Irland – Country Cork, Wexford und Kerry sind die irischen Whale Watching Gebiete. Hier leben zum Beispiel Grindwale, Buckelwale oder Seiwale.
  6. Spanien – Auf Gibraltar und Tarif können Sie einen Blick auf den Pottwal, Orca und unter anderem auch auf den Grindwal werfen. Vor den kanarischen Inseln leben der Tümmler, gemeine Delfin oder der Brydewal. Auf den Kanaren vor Teneriffa sind das ganze Jahr über Pottwale, Zwergwale und Grindwale zu sehen.
  7. Portugal – An der Algarve gibt es Zwergwale, Buckelwale, Tümmler und gemeine Delfine zu sehen. Vor Madeira sind u.a. Fleckendelfin, Orca und Streifendelfin heimisch. Im Delta des Sado-Flusses bei Setubal (südlich von Lissabon) leben ca. 30 Große Tümmler, die man per Boot besuchen kann.

Beispiele für weitere Möglichkeiten für Whale Watching: In der Karibik gibt es den Buckelwal, Zügeldelfin oder den ostpazifischen Delfin zu sehen. In Neuseeland sind der gemeine Delfin, Grindwal und Tümmler beheimatet. Südkaper, Buckelwal und Brydewal können in Südafrika beobachtet werden. Darüber hinaus können Wale auch in Kanada, den USA, Mexiko und Australien beobachtet werden.

Whale Watching setzt sich gegen Walfang durch

Sogar in Ländern wie Japan, Island und Norwegen scheint sich das Beobachten der Meeressäuger langsam gegen Walfang (Whaling) durchzusetzen. Hier werden immer noch Wale und Delfine wegen ihres Fleisches verfolgt und getötet. Aber die Walbeobachtung wird nun als wirtschaftliche und ethische Alternative zum Whaling angeboten. Teile der lokalen Bevölkerung und der Politik vor Ort scheinen langsam zu verstehen, dass die außergewöhnlichen Tiere lebend mehr wert sind als tot.

Das tut Pro Wildlife

Pro Wildlife macht sich für den besseren Schutz von Walen und Delfinen stark. Wir dokumentieren das Ausmaß und die Folgen des Fangs und der Jagd auf Meeressäuger, betreiben Aufklärungsarbeit und setzen uns auf internationalen Konferenzen für den Schutz und den Erhalt der Weltmeere ein.  Zusätzlich informiert Pro Wildlife Reisende und Reiseveranstalter über die Tier- und Artenschutzprobleme im Wildtiertourismus und gibt Tipps, worauf sie im Urlaub achten sollten.

Autorinnen: Marlene Koller und Dr. Sandra Altherr
Veröffentlicht am: 13. März 2018, aktualisiert am 03. Juli 2023

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