Wahl in Dortmund 2025: Trophäenjagd auf der JAGD & HUND im Fokus

Kommunalwahl Dortmund am 14. September 2025

Wahl in Dortmund 2025: Trophäenjagd auf der JAGD & HUND im Fokus

Am 14. September 2025 wählen die Bürgerinnen und Bürger von Dortmund einen neuen Oberbürgermeister sowie den Stadtrat. In diesem Zusammenhang rückt ein kontroverses Thema erneut in den Fokus: die Angebote für Trophäenjagdreisen auf der Messe JAGD & HUND in den Dortmunder Westfalenhallen.

JAGD & HUND Dortmund: Kritik an Trophäenjagdreisen

Die Messe JAGD & HUND, Europas größte Jagdmesse, wird von der Stadt Dortmund veranstaltet. Seit Jahren wird sie für die Bewerbung von Trophäenjagdreisen kritisiert – darunter Angebote, bei denen Abschüsse auf bedrohte und geschützte Tierarten enthalten sind. Die Tierschutzorganisation Pro Wildlife fordert gemeinsam mit weiteren Natur- und Tierschutzverbänden ein Verbot solcher Angebote auf der Messe.

Rückblick: OB-Wahl in Dortmund 2020 und das Versprechen einer Ethikkommission

Im Vorfeld der OB-Wahl 2020 versprach der jetzige Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) die Einrichtung einer Ethikkommission, die das Angebot der Jagdmesse aus moralischer Sicht prüfen soll. Diese Kommission wurde inzwischen ins Leben gerufen, doch eine offizielle Stellungnahme wird erst nach der Kommunalwahl 2025 erwartet.

Zukunft der Jagdmesse: Entscheidung in der neuen Legislaturperiode

Die Haltung der Stadt Dortmund zur Trophäenjagd auf der JAGD & HUND wird entscheidend von der neuen politischen Führung bestimmt. Die Ethikkommission könnte ein Umdenken einleiten – vorausgesetzt, die politischen Entscheidungsträger nehmen ihre Empfehlungen ernst.

Deshalb hat Pro Wildlife gemeinsam mit 14 weiteren Tier- und Naturschutzorganisationen konkrete Fragen an die zur Wahl stehenden Parteien und Kandidaten geschickt. Dabei ging es um:

  • die Zukunft der Jagdmesse in Dortmund,
  • die Bewertung der Trophäenjagdreise-Angebote,
  • die Arbeit der Ethikkommission und
  • die Rolle der Tierschutzbeauftragten der Stadt Dortmund.

Von elf angeschriebenen Parteien und Kandidaten haben lediglich sechs geantwortet – ein klares Signal für fehlendes Engagement bei einem wichtigen Tierschutzthema.

SPDJa.
Grundsätzlich sei noch angemerkt, dass sicher niemand in Dortmund Verständnis für solche Jagdreisen hat.
CDUDie CDU Dortmund bekennt sich zu einem attraktiven Messestandort als wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Dortmunder Messe schafft und sichert Wohlstand. Vor diesem Hintergrund unterstützt die CDU Dortmund die Jagdmesse JAGD & HUND in ihrer bisherigen Ausgestaltung. Wir verweisen darüber hinaus auf diverse Veranstaltungen und Stellungnahmen der Westfalenhallen Unternehmensgruppe zu vorgebrachter Kritik, die aus unserer Sicht dadurch entsprechend entkräftet wurde.
BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNENJa. Wir sprechen uns deutlich gegen die Vermarktung von Trophäenjagdangeboten auf der JAGD & HUND aus – insbesondere, wenn international geschützte Arten (CITES) betroffen sind. Die GRÜNE Politik zielt auf echten Artenschutz, nicht auf die Kommerzialisierung gefährdeter Arten. Unser ethischer Anspruch schließt solche Angebote auf kommunalen Messen aus. In der Vergangenheit haben wir hierzu zahlreiche Initiativen im Rat der Stadt Dortmund eingebracht, zum Beispiel ein Vermarktungsmoratorium, bis eine Ethikkommission eine Bewertung über die Angebote abgibt.
DIE PARTEIDIE PARTEI unterstützt Trophäenjagdangebote –
sofern die Teilnehmenden auf einer PETA-Tagung im Pavian-Kostüm
überzeugend darlegen, warum ihr Geltungsbedürfnis wichtiger ist als Naturschutz und das Überleben bedrohter Arten. Da davon eher nicht auszugehen ist (auch wenn wir gerne das Pavian-Kostüm sehen würden): Ja.
Partei Mensch Umwelt TierschutzJa, die Partei Mensch Umwelt Tierschutz fordert ein Vermarktungsverbot für Trophäenjagdangebote generell, und insbesondere in Bezug auf international (CITES-)geschützte Arten auf Messen wie der JAGD & HUND. Sie verurteilt die Trophäenjagd als barbarische Praxis und setzt sich generell für ein Ende der Jagd ein. Wir unterstützen ebenso folgende Petition: https://www.change.org/p/abschaffung-der-messe-jagd-hund-in-dortmund?redirect=false
Martin Cremer (parteiloser OB-Kandidat)Zur Beantwortung u.a. dieser Frage wurde seitens der Stadt eine Ethikkommission eingerichtet. Diese soll einen wichtigen Beitrag leisten, um ethisch fragwürdige Angebote kritisch zu prüfen. Als OB-Kandidat stehe ich für eine Messe, die mit Tier- und Artenschutz vereinbar ist. Illegale Angebote sollten konsequent verfolgt und geahndet werden. Anbieter die illegale Angebote unterbreiten sind von der Messeteilnahme umgehend und dauerhaft auszuschließen. Die noch ausstehenden Empfehlungen der Kommission sollten Ernst genommen und in Entscheidungen der Stadt einbezogen werden. Ein generelles Verbot unterstütze ich nicht, jedoch die konsequente Beachtung der nationalen und internationalen Gesetzeslage und Abkommen.

SPDDas ist verboten und das ist auch gut so.
Dass Rumänien hier im Konflikt mit der EU steht, ist uns auch nicht entgangen. Aber es ist europarechtlich klar geregelt, dass Trophäenjagd nicht erlaubt ist.
BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNENWir lehnen auch diese Angebote strikt ab. Der Schutzstatus nach FFH-Richtlinie ist verpflichtend. Die Jagd auf diese Tiere ist nur in Ausnahmefällen erlaubt und darf keinesfalls kommerziell beworben oder vermarktet werden – weder direkt noch über Messen.
DIE PARTEIDas “T” in PARTEI steht für Tierschutz! Konsequent!
Wir mögen Schmusekätzen und Teddybären (nur Sportmäuse nicht so). Von daher empfehlen wir mehr Schießstände auf Kirmessen: Dort kann man nicht nur schießen, sondern auch eine Trophäe gewinnen, die man direkt mit nach Hause zum kuscheln nehmen kann.
Partei Mensch Umwelt TierschutzDie Partei Mensch Umwelt Tierschutz lehnt die Vermarktung von Trophäenjagdangeboten für nach FFH-Richtlinie geschützte Tierarten wie Braunbär und Luchs in der EU entschieden ab. Dies verstößt gegen den Geist des Artenschutzes und untergräbt die Bemühungen, diese ohnehin gefährdeten Arten zu schützen, selbst wenn Entnahmen in Ausnahmefällen theoretisch erlaubt sein sollten. Die Partei setzt sich generell für ein Ende der Jagd ein und fordert ein umfassendes Verbot solcher Angebote.
Martin Cremer (parteiloser OB-Kandidat)Sofern es sich bei den Angeboten innerhalb der EU um eben solche Ausnahmefälle handelt und die Angebote dementsprechend erlaubt und offiziell genehmigt sind, betrachte ich diese als legal. Im sonstigen Ausland sind die dortigen lokalen Gegebenheiten und Gesetzeslagen zu berücksichtigen. Auch hier gilt für mich, was gesetzlich erlaubt ist kann ich nicht verbieten- auch wenn es mir persönlich anders lieber wäre.

SPDWir müssen das deutsche Recht hier durchsetzen.
Wir halten weiterhin zur Klarstellung ein europaweites Verbot für richtig. Bogenjagd bedeutet ein zu hohes Maß an Tierleid.
BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNENWir lehnen die Bogenjagd aus tierschutzrechtlichen Gründen ab – sie ist in Deutschland zu Recht seit den 1970er Jahren und noch vor Gründung der Partei DIE GRÜNEN verboten. Die Bewerbung solcher Methoden auf Dortmunder Messen konterkariert den lokalen Tierschutz. Darüber hinaus handelt es sich bei der Bogenjagd um eine Methode, die die Tiere qualvoll verenden lässt. Wir setzen uns daher für ein Vermarktungsverbot auch solcher Auslandsangebote ein.
DIE PARTEIDIE PARTEI fordert: Zurück zur Natur – ohne Rücksicht auf sie.
Wir fordern daher die Einführung eines Angebots mit Bogenjagd, in der die Jagenden aufeinander schießen dürfen. Mit einem Pfeil im Allerwerstenden verliert man schnell die Freude an dieser Sportart.
Die Anreise dorthin muss ebenfalls archaisch erfolgen:
zu Fuß, barfuß und im Lendenschurz.
Partei Mensch Umwelt TierschutzDie Partei Mensch Umwelt Tierschutz lehnt die Bogenjagd aus Tierschutzgründen kategorisch ab und befürwortet ein generelles Vermarktungsverbot von Angeboten für Bogenjagd und andere in Deutschland verbotene Jagdmethoden auf Messen wie der JAGD & HUND. Sie setzt sich für ein Ende jeder Form der Jagd ein.
Martin Cremer (parteiloser OB-Kandidat)Die Bogenjagd ist in Deutschland aus Tierschutzgründen verboten und das ist gut so. Das sollte sich auch bei der Ausrichtung einer Messe widerspiegeln. Ich spreche mich dafür aus, solche Jagdmethoden kritisch zu prüfen und ihre Vermarktung auf der Messe infrage zu stellen, wenn sie unseren ethischen Standards widersprechen. Die Aussprache genereller Verbote und der damit verbundene Eingriff in die Rechtslage anderer Länder obliegt uns nicht.

SPDJa. Wir haben als ganzer Rat beschlossen, dass wir die Empfehlungen der Ethikkommission berücksichtigen und diskutieren. Wir haben auch aus unserer Sicht viele gute Expertinnen und Experten dafür gewonnen.
CDUSollte die Ethikkommission dem Rat ein Ergebnis zur Jagdmesse JAGD & HUND vorlegen, wird die CDU Dortmund dieses bewerten und im Anschluss entscheiden, wie sie mit diesem Ergebnis umgehen wird.
BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNENJa. Die Ethikkommission wurde eingesetzt, um mit sachlicher und ethischer Perspektive auf die Trophäenjagd zu blicken. Wir stehen hinter dem Verfahren und setzen uns für eine Umsetzung ihrer Empfehlungen ein – auch wenn das wirtschaftliche Konsequenzen für die Ausgestaltung der Messe bedeutet.
DIE PARTEIDIE PARTEI fordert: Zurück zur Natur – ohne Rücksicht auf sie.
Wir fordern daher die Einführung eines Angebots mit Bogenjagd, in DIE PARTEI begrüßt jede Ethikkommission, die nach jahrelangem Nachdenken feststellt, dass Tiere ungern erschossen werden, und generell bei allen Themen unserer Meinung ist. Messe-Einschränkungen kompensieren wir durch nachhaltige Alternativkonzepte – zum Beispiel eine virtuelle Jagd auf Tofu-Tiere und Gruppenreflexion im Barfußkreis.
Partei Mensch Umwelt TierschutzDie Partei Mensch Umwelt Tierschutz lehnt die Trophäenjagd grundsätzlich ab. Daher wird sie das Ergebnis der Ethikkommission, das Einschränkungen für die Messe zur Folge hat, selbstverständlich politisch unterstützen und sich für die Umsetzung einsetzen.
Martin Cremer (parteiloser OB-Kandidat)Die Kommission wurde 2020 im OB-Wahlkampf des aktuellen Amtsinhabers angekündigt und erst 2023 eingesetzt. Ergebnisse der Kommission liegen aktuell (07/2025) immer noch nicht vor. Das lässt mich grundsätzlich an der Ernsthaftigkeit der Kommission bzw. des wirklichen politischen Willens zweifeln. Die Ethikkommission sollte Empfehlungen aussprechen, die dann politisch und vor dem Hintergrund der nationalen und internationalen Gesetzeslage und Abkommen, bewertet werden. Die finale Entscheidung zur Umsetzung von Empfehlungen der Ethikkommission obliegt der Geschäftsführung der Veranstalterin. Sollten dort die Empfehlungen aufgegriffen werden, werde ich dies unterstützen.

SPDJa. Wir werden den Erfahrungsbericht der Tierschutzbeauftragten als Grundlage zur Weiterentwicklung nehmen.
CDUDie CDU Dortmund hat die Einrichtung einer Beauftragtenstelle für den Tierschutz unterstützt. Vor diesem Hintergrund ist eine Verlängerung der Stelle über 2026 für uns denkbar. Ob es sinnvoll ist, die Kompetenzen dieser Stelle zu verändern, kann erst nach einer vorherigen Evaluation beurteilt werden.
BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNENJa, die von uns GRÜNEN ins Leben gerufene Stelle der Tierschutzbeauftragten unterstützen wir. Wir unterstützen eine Stärkung dieser wichtigen Stelle, z. B. durch finanzielle Mittel, feste Berichtsroutinen und strukturelle Einbindung in Verwaltung und Politik. Die Rolle der Tierschutzbeauftragten ist essenziell für eine moderne, tierfreundliche Stadtpolitik. Erst durch die Tierschutzbeauftragte konnten der Tierschutzfonds und Dortmunder Tierschutzpreis umgesetzt und ein Runder Tisch Tierschutz koordiniert werden.
DIE PARTEIDIE PARTEI fordert die Modernisierung zur Tierleidsbeauftragte*r.
Denn: TierschutzbeauftragtX ohne Einfluss ist wie eine Jagdmesse ohne Blut – gut gemeint, aber völlig unauthentisch.
Partei Mensch Umwelt TierschutzDie Partei Mensch Umwelt Tierschutz befürwortet uneingeschränkt eine Stärkung der Stelle der Tierschutzbeauftragten in Dortmund, unter anderem durch mehr Kompetenzen, Ressourcen und Berichtspflichten. Dies ist essenziell für einen effektiven Tierschutz. Von der aktuellen Tierschutzbeauftragte würden wir uns da mehr Engagement und die Möglichkeit wünschen, über die aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen hinaus für den Tierschutz aktiv zu werden.
Martin Cremer (parteiloser OB-Kandidat)Aktuell sehe ich keine Notwendigkeit der Stärkung der Stelle. Sollte sich eine Stärkung der Stelle als notwendig erweisen, würde ich dies befürworten.

SPDJa. Wir werden den Erfahrungsbericht der Tierschutzbeauftragten als Grundlage zur Weiterentwicklung nehmen.
BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNENJa. Die Tierschutzbeauftragte soll über 2026 hinaus tätig sein. Wir setzen uns für eine langfristige Etablierung ein, damit Tierschutz kontinuierlich und unabhängig vertreten wird.
DIE PARTEIDIE PARTEI ist dafür, die Stelle der TierleidbeauftragtX auf unbestimmte Zeit zu verlängern. Hat ja sowieso keine Konsequenzen, und so wird wenigstens ein Arbeitsplatz gesichert.
Partei Mensch Umwelt TierschutzJa
Martin Cremer (parteiloser OB-Kandidat)Ja

Alle Fragen und Antworten als PDF zum Download >>

Unterstützende Organisationen

Unter den beteiligten Organisationen sind u. a.:

  • PETA Deutschland e. V.
  • Menschen für Tierrechte e. V.
  • Wildtierschutz Deutschland e. V.
  • Rettet die Elefanten Afrikas e. V.
  • Komitee gegen den Vogelmord e. V.

(Die vollständige Liste findet sich im PDF.)

Fazit

Die Wahl in Dortmund 2025 entscheidet nicht nur über politische Machtverhältnisse – sie könnte auch zur Weichenstellung für mehr Tierschutz und ethisches Handeln auf städtischen Veranstaltungen wie der JAGD & HUND Messe werden.

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