Ein Meister der Entschleunigung
Das Faultier bewegt sich mit seiner einzigartigen Klettertechnik kopfüber durch das Blätterdach tropischer Regenwälder und zieht durch sein ruhiges Wesen und seine freundliche Mimik viele Tierliebende in seinen Bann. Es gibt insgesamt sechs Faultierarten, die sich auf zwei Gattungen aufteilen: Das Zweifinger-Faultier (Gattung Choloepus) unterscheidet sich dabei deutlich vom bekannteren Dreifinger-Faultier (Gattung Bradypus) – es ist größer, kräftiger, vorwiegend nachtaktiv und wechselt beinahe täglich seinen Baum, um abwechslungsreiche Nahrung zu finden.
- Status: Das Zweifinger-Faultier gilt als nicht gefährdet (IUCN 2022)
- Population: Rückläufig
- Lebensraum: tropische Regenwälder Mittel- und Südamerikas
Einssein mit dem Blätterdach
Der natürliche Lebensraum der Zweifinger-Faultiere – des Eigentlichen Zweifingerfaultiers (Choloepus didactylus) und des Hoffmann-Zweifingerfaultiers (Choloepus hoffmanni) – sind die Baumwipfel tropischer Regenwälder Mittel- und Südamerikas. Das Faultier ist perfekt an das Leben in luftiger Höhe angepasst. Mit zwei kräftigen, gebogenen Krallen an den Vordergliedmaßen klammert sich das Tier sicher an Ästen fest. Seine starke Hängemuskulatur ermöglicht es ihm, stundenlang kopfüber zu hängen – die typische Haltung, in der sich das Faultier durch das Geäst bewegt. Nur selten begibt sich das Tier auf den Boden, meist zum Kotabsetzen oder bei einem notwendigen Standortwechsel … dort wirkt es jedoch deutlich unbeholfener.
Lebensweise des Faultiers
In seinem Verhalten ist das Zweifingerfaultier ein ruhiger Einzelgänger. Es ist überwiegend nachtaktiv und ernährt sich hauptsächlich von Blättern. Gelegentlich ergänzt es seinen Speiseplan mit Trieben, Früchten oder sogar kleinen Wirbeltieren. Die Fortbewegung des bis zu 9 kg schweren und bis zu 72 cm langen Faultiers ist zwar langsam, jedoch geschickt und energieeffizient – perfekt angepasst an ein Leben in den Baumkronen.
Algen im Fell – das grüne Geheimnis des Faultiers

Das Fell des Zweifingerfaultiers besteht aus grobem, langem Deckhaar. In diesem wachsen Grünalgen, die dem Tier nicht nur eine grünliche Tarnfarbe verleihen, sondern auch Lebensraum für Mikroorganismen bieten. Diese helfen möglicherweise bei der Parasitenabwehr. So entsteht ein kleines Ökosystem im Fell des Faultiers – ein weiterer Beweis für die faszinierende Anpassung dieses Tiers an seinen Lebensraum.
Die größten Bedrohungen für das Faultier
Trotz seiner Anpassungsfähigkeit ist das Faultier verschiedenen Gefahren ausgesetzt. Hierzu gehören:
- Lebensraumverlust: Rodung für Weideland, Landwirtschaft und Urbanisierung zerstört die Wälder, in denen das Faultier lebt.
- Waldbrände: Sie vernichten nicht nur Lebensraum, sondern gefährden das Faultier direkt.
- Zivilisatorische Gefahren: In städtischen Randgebieten drohen Stromschläge an Leitungen und Pestizidvergiftungen.
- Illegaler Tierhandel: Vor allem junge Faultiere werden wild eingefangen und als exotische Haustiere verkauft – eine Belastung für ohnehin schrumpfende Populationen.

Das tut Pro Wildlife
Pro Wildlife engagiert sich international für den Schutz des Faultiers. Auf Konferenzen wie der Weltartenschutzkonferenz CITES setzt sich die Organisation für strengere Schutzbestimmungen ein. Zudem dokumentiert Pro Wildlife den illegalen Tierhandel und konnte bereits für viele bedrohte Arten Handelsverbote und Importbeschränkungen durchsetzen.