Klimawandel: Die Folgen für Wildtiere

Todesfalle Treibhaus

Klimawandel: Die Folgen für Wildtiere

Der Klimawandel, den wir derzeit erleben, der geht – im Gegensatz zu früheren Klimaveränderungen – sehr, sehr schnell. Er hat mit den natürlichen Klimaschwankungen der vergangenen Millionen Jahre nichts mehr zu tun. Einige Tierarten können sich zwar anpassen, aber nicht schnell und effizient genug. Ihre Lebensräume verändern sich rasant. Neben der Zerstörung natürlicher Ökosysteme durch Landwirtschaft, Fischerei und Industrie ist der menschengemachte Klimawandel zunehmend verantwortlich für den Verlust von Biodiversität: Heute sind mehr Arten vom Aussterben bedroht als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte.

Klima ist nicht gleich Wetter

Klima ist der mittlere Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort oder in einem bestimmten Gebiet über einen längeren Zeitraum. Als Zeitspanne für Untersuchungen empfiehlt die Weltorganisation für Meteorologie mindestens 30 Jahre, aber auch Betrachtungen über Jahrhunderte und Jahrtausende sind bei der Erforschung des Klimas gebräuchlich. Für die Ermittlung des Wetters liegen andere Zeiträume zugrunde – wie beispielsweise die letzten drei Jahre. Klimadaten können also nicht als Wetterdaten interpretiert werden. Oder andersherum.

Nach gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnissen wird die fortschreitende Klimaerwärmung zu Extremwetterereignissen führen, die immer stärker, häufiger, größer und länger ausfallen werden.

Anfang Oktober 2023 wurden mehr als 120 tote Flussdelfine im brasilianischen Amazonas gefunden – sie sind offenbar Opfer einer großen Hitzewelle, die den Wasserstand in Flüssen und Seen stark sinken ließ und das Wasser mancherorts auf bis zu 38°C aufheizte.

Die verheerenden Brände in Australien, die 2019/2020 wüteten, haben Abermillionen Wildtiere das Leben gekostet. Und selbst die, die zunächst überlebt haben, stehen vor einem Desaster: Pflanzenfresser finden keine Nahrung mehr, Bäume als Brutplätze und Ruheräume sind verloren und Büsche als Verstecke vor Fressfeinden fehlen. Die Brände wurden durch eine Kombination an anhaltender Dürre und erhöhten Temperaturen ausgelöst – ein warnendes Beispiel dafür, was die Natur in Zukunft wohl noch verstärkt erwartet.

Die Entwicklungen über die letzten Jahrzehnte und vor allem die Prognosen zur Erderwärmung lassen Schlimmes befürchten – nicht nur für uns Menschen, sondern für die gesamte Umwelt. Hier ein paar Beispiele, welche konkreten Folgen des Klimawandels für Wildtiere wie Eisbären, Pinguine und Meeresschildkröten sowie deren Lebensraum zu befürchten oder bereits zu beobachten sind:

Eismangel

Der Eisbär ist DAS Symbol für die Folgen des Klimawandels. Bilder von ausgezehrten Eisbären auf winzigen Eisschollen sind herzzerreißend – aber sie werden sich mehren. Denn der König der Arktis ist auf eine dicke, zusammenhängende Eisdecke angewiesen, um erfolgreich auf Robbenjagd gehen zu können. Nur dann kann er auch seinen Nachwuchs aufziehen. Doch der Klimawandel ist ausgerechnet in der Arktis doppelt so stark wie anderswo auf der Erde. Die Erderwärmung bedingt in manchen Beständen bereits jetzt eine schlechtere körperliche Verfassung erwachsener Tiere, höhere Sterblichkeit und geringere Fortpflanzungsraten. Forscher warnen, dass bis 2050 über 30 Prozent der Eisbären verschwunden sein könnten.

Klimawandel zerstört Lebensraum Eisbär: Ohne Eis keine Beute
Eisbär: Ohne Eis keine Beute

Männermangel 

Meeresschildkröten verbuddeln ihre Eier am Strand. Der Sand ist ihre Bruthöhle, seine Temperatur bestimmt die Geschlechterverteilung der Schlüpflinge: Die oberen Eier im aufgewärmten Sand werden zu Weibchen, die Eier im kühleren, darunter liegenden Sand zu Männchen. Ein System, das sich über Jahrmillionen bewährt hat. Doch wissenschaftliche Studien warnen davor, dass sich bei weiterer Erderwärmung das Geschlechterverhältnis stark verschieben wird. Kurz gesagt: Wenn es zu warm wird, kommt es bei Meeresschildkröten zum Männermangel.

Zu viele Weibchen: Die Folgen des Klimawandels für Meeresschildkröten
Zu viele Weibchen: Die Folgen des Klimawandels für Meeresschildkröten

Kältemangel 

Afrikanische Wildhunde sind vom Aussterben bedroht – nur noch etwa 6.000 Tiere gibt es. Hauptursachen sind die Zersiedelung ihres Lebensraumes und durch Haushunde eingeschleppte Krankheiten. Doch neueste Studien zeigen: Auch der Klimawandel droht, ihnen den Garaus zu machen. Denn bei höheren Temperaturen gehen die Wildhunde weniger auf die Jagd – mit schlimmen Folgen für ihre Reproduktion: Weniger Jungtiere, die zudem geringere Überlebenschancen haben.

Zu heiß für die Jagd: Die Folgen des Klimawandels für Wildhunde
Zu heiß für die Jagd: Die Folgen des Klimawandels für Wildhunde

Zeitmangel 

Die Erderwärmung bringt den natürlichen Rhythmus und die innere Uhr der Zugvögel durcheinander. Buchfinken, Mönchsgrasmücken und Rotkehlchen kehren inzwischen deutlich früher aus ihrem südlichen Winterquartier zurück als noch vor wenigen Jahrzehnten. Für sie ist der Tisch reich gedeckt, denn viele Insekten schlüpfen durch die Wärme früher. Spätheimkehrer wie Gartenrotschwanz, Mauersegler, Störche oder Küstenseeschwalbe hingegen legen Langstreckenflüge von über 4.000 Kilometer zurück. Sie finden bei ihrer Rückkehr nicht nur ein reduziertes Futterangebot: Andere Vogelarten haben bereits die besten Reviere besetzt.

Rotkehlchen
Rotkehlchen

Wassermangel

Eine der Folgen des Klimawandels: Es gibt immer wieder Dürreperioden im südlichen Afrika – doch in einigen Regionen ist in den vergangenen Jahren gar kein Regen mehr gefallen. Die Folge: Im Kampf um die Wasserlöcher unterliegen einige Arten. Ausgerechnet Nashörner, die mit ihrem plumpen Körperbau und ihrer dicken Haut so unverletzlich wirken, gehören zu den großen Verlierern: Wildhüter in Südafrika warnen, dass anhaltende Dürren für das Überleben der Rhinos eine größere Gefahr sind als die Wilderei.

Klimawandel und Wassermangel als größte Gefahr für Nashörner
Wassermangel als größte Gefahr für Nashörner

Futtermangel 

Auch für die Tierwelt am Südpol ist der Klimawandel eine große Gefahr: Die eisigen Gewässer der Antarktis sind äußerst Krill- und fischreich. Doch die Erderwärmung führt zu häufigeren und stärkeren warmen Meeresströmungen wie dem El Niño, die den Krill- und Fischbestand reduzieren – und damit die Futterquelle von Robben, Pinguinen und Blauwalen. Antarktis-Forscher befürchten, dass bis zum Ende des 21. Jahrhunderts 60 Prozent der Kolonien der Adelie-Pinguine verschwinden könnten.

Mehr zum Thema