Pro Wildlife engagiert sich seit 1999 gegen den Import von Wildfängen für Zoos und für eine artgerechte Haltung von Wildtieren. Neben dem Artenschutz- & Bildungs-Argument der Zoo-Befürwortenden, wird auch von den „bestmöglichen Lebensbedingungen“ für Wildtiere im Zoo gesprochen. Aber ist es überhaupt möglich, einige Zootiere, die hochintelligent sind und ein ausgeprägtes Sozialverhalten zeigen, adäquat zu halten?
Zoos sind keine Arche Noah
Seit Jahrhunderten stellen Menschen Wildtiere in Zoos zur Schau. Trotzdem stammen noch immer viele der in Zoos präsentierten Wildtiere aus der freien Natur, beispielsweise Elefanten, Nashörner, Giraffen, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische.
Obwohl Zoos sich gerne als Einrichtungen für den Tier- und Artenschutz darstellen, dient der tierische Nachwuchs doch in erster Linie dazu, Besuchende anzulocken. Der perfekte Abschluss für einen erfolgreichen Artenschutz wäre stattdessen die Auswilderung. Ausgewildert werden die Tiere aber nur in äußerst seltenen Fällen. Die sogenannten „Erhaltungszuchtprogramme“ sollen den Bestand in Gefangenschaft erhalten – nicht in freier Natur.
Artgerecht ist nur die Freiheit
Auch gut ausgestattete Zoos können manche Tierarten nicht artgerecht halten. Die Bedürfnisse von Tierarten wie z.B. Menschenaffen, Elefanten, Walen, Delfinen oder Eisbären sind so komplex, dass sie in Gefangenschaft nicht erfüllt werden können.
- Eisbären sind Langstreckenläufer und Eisliebhaber
- In der Natur umfasst das Revier eines Tigers mehrere hundert Quadratkilometer
- Schimpansen sind sehr sozial und leben in Großgruppen, die sich aus bis zu 150 Tieren zusammensetzen
- Delfine und Orcas legen auch mal hunderte von Kilometern am Tag zurück
Die Folgen sind artfremde Verhaltensmuster: Tiger und Eisbären laufen im Gehege ständig hin und her. Giraffen lecken zwanghaft an den Gitterstäben. Ein Vogel rupft sich das Gefieder kahl. Elefanten weben unentwegt ihren Kopf hin und her. Ein Fisch schwimmt unablässig die Aquarienwand entlang. Auch die durchschnittliche Lebensdauer schwindet: Bei Afrikanischen Elefanten beträgt diese in Zoos 17 Jahre – in der Natur werden die Tiere durchschnittlich 54 Jahre alt.
>> weitere Hintergründe zu einer nicht mehr zeitgemäßen Tierhaltung
Zucht und mangelnde Bestandskontrolle in Zoos
Zoos züchten in erster Linie, um ihren Tierbestand zu sichern. Während manche Tierarten wie Elefanten sich in Gefangenschaft nur sehr schlecht fortpflanzen und Zoos daher weiter auf Wildfänge angewiesen sind, vermehren sich andere Tierarten, wie zum Beispiel Tiger oder Löwen so gut, dass überschüssige Tiere abgeschoben oder sogar getötet werden.
Im November 2021 wurde bekannt, dass europäische Zoos erwägen, sogar männliche Westliche Gorillas zu töten. Dabei sind Westliche Gorillas laut der Roten Liste der gefährdeten Arten vom Aussterben bedroht.
In der freien Natur leben die Tiere meist in Gruppen mit nur einem dominanten Männchen, in Gefangenschaft entsteht deshalb ein Überschuss an männlichen Gorillas. Tiere nach Gutdünken zu züchten und sie anschließend zu töten, weil angeblich der vorhandene Platz nicht ausreicht oder sie nicht zur Zucht geeignet sind, ist verantwortungslos und nicht mit deutschem Tierschutzrecht vereinbar.
Zoologische Gärten müssen verpflichtet werden, Tiere nur dann zu züchten, wenn sie für die Nachkommen auch eine artgemäße Unterbringung gewährleisten können. Jetzt die Petition unterschreiben!
Zoo ist nicht gleich Zoo
In Deutschland gibt es hunderte Zoos von kleinen, privat geführten Vergnügungs- und Tierparks bis hin zum öffentlich subventionierten und wissenschaftlich geführten Großstadtzoo. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Haltungsbedingungen. Verbindliche Mindestanforderungen an die Haltung gibt es in Deutschland nicht, es gibt lediglich Empfehlungen, wie beispielsweise das sogenannte Säugetiergutachten.
Unsere Forderungen
- Ende der Importe von Wildfängen für Zoos
Unter anderem setzte sich Pro Wildlife auf der CITES-Artenschutzkonferenz dafür ein, die Ausfuhr wildgefangener Elefanten für Zoos und Zirkusse aus südafrikanischen Staaten zu beenden. Mit Erfolg! Laut CITES-Beschluss dürfen wilde Afrikanische Elefanten zukünftig nur noch für Artenschutzprojekte exportiert werden.
- Strenge und verbindliche Vorgaben für Haltung, Zucht und Handel
Bisher gibt es in Deutschland keine verbindlichen Mindeststandards für Wildtiere im Zoo. Die Vorgaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums haben lediglich Empfehlungscharakter. Pro Wildlife setzt sich für verbindliche und strenge Mindeststandards für Zoos ein.
- Ende der Haltung von Menschenaffen, Elefanten, Delfinen, Eisbären usw.
Diese hochintelligenten Tierarten besiedeln in der freien Natur riesige Gebiete und leben in komplexen sozialen Gefügen. Diese Bedürfnisse können in Gefangenschaft nicht erfüllt werden. Daher setzt sich Pro Wildlife dafür ein die Haltung dieser Tierarten zu beenden. - Keine Tötung ungewollter Zootiere
Zoologische Gärten müssen verpflichtet werden, Tiere nur dann zu züchten, wenn sie für die Nachkommen auch eine artgemäße Unterbringung gewährleisten können. >> zur Petition
Was können Sie tun?
Statt Wildtiere in Gefangenschaft zu betrachten, empfehlen wir, die Tiere in der freien Natur zu beobachten oder in spannenden Dokumentarfilmen Fakten über die natürlichen Verhaltensweisen zu lernen.