Wie artgerecht sind Zoos?

Kritik an einer nicht mehr zeitgemäßen Tierhaltung

Wie artgerecht sind Zoos?

Ein Besuch im Zoo erfreut sich gerade bei Familien großer Beliebtheit. Allein in Deutschland gibt es über 800 zoologische Einrichtungen, vom kleinen naturnahen Tierpark über zirkusähnliche Schaubetriebe bis hin zu großen städtischen Zoos. Millionen Tiere aus allen Lebensräumen der Erde werden dort als Schauobjekte gehalten. Obwohl sich vielerorts die Haltungsbedingungen in den letzten Jahren deutlich verbessert haben, können Zoos jedoch eines immer noch nicht: Den Tieren fern ihrer natürlichen Heimat ein artgemäßes Leben ermöglichen. Die Folge sind eine Vielzahl von Tier- und Artenschutzproblemen und die Erkenntnis: Zoos sind nicht mehr zeitgemäß.

Was ist ein Zoo?

Was ein Zoo ist, definiert in Deutschland das Bundesnaturschutzgesetz:

Demnach ist ein Zoo eine Einrichtung, in der mehr als zwanzig lebende Wildtiere gehalten werden und an mehr als sieben Tagen im Jahr der Öffentlichkeit zur Schau gestellt werden. Darüber hinaus sind Zoos verpflichtet den Bedürfnissen der Tiere Rechnung zu tragen, das Bewusstsein der Bevölkerung in Bezug auf die biologische Vielfalt zu fördern und zur Arterhaltung zu beitragen.

Zoo und Tierschutz: ein Leben lang eingesperrt

Gehege ist nicht gleich Revier

In Freiheit sind Wildtiere Teil eines komplexen Ökosystems, an das sie sich im Laufe der Evolution perfekt angepasst haben, als geschickte Jäger, Baumbewohner, schnelle Läufer, gewandte Taucher oder Mitglied einer ausgeprägten sozialen Gemeinschaft.

pinguin im zoo © Katie Goettle
Pinguin im Zoo © Katie Goettle

Im Zoo werden eben diese Tiere auf engstem Raum in einer durch und durch künstlichen Umgebung gehalten. Sie sind gezwungen Nahrung zu sich zu nehmen, die sie in freier Natur niemals anrühren würden, die Zusammensetzung ihrer sozialen Gemeinschaft wird von Zuchtbuchleiter*innen bestimmt und ihr Tagesrhythmus an die Arbeitszeiten der Tierpfleger*innen angepasst.

Darüber hinaus gibt es keine rechtlich bindenden Haltungsvorschriften, sondern nur Sachverständigengutachten und Leitlinien, wie zum Beispiel das sogenannte Säugetiergutachten, die das zuständige Bundeslandwirtschaftsministerium in unregelmäßigen Abständen herausgibt. Einige sind bereits rund 30 Jahre alt und damit wissenschaftlich längst überholt.

Obwohl die Gehege heute deutlich größer sind als noch vor einigen Jahrzehnten, sind sie für die meisten Arten immer noch um ein tausend- bis hunderttausendfaches kleiner als die Reviere der Tiere in Freiheit. So misst zum Beispiel das Revier eines Eisbären in Freiheit 150.000 Quadratkilometer, für ein Außengehege im Zoo mit zwei Eisbären werden hingegen gerade einmal 400 Quadratmeter empfohlen. Delfine und Haie, die normalerweise in den Weiten der Meere schwimmen, werden in Betonbecken oder Glastanks gehalten. Elefanten, die in der Natur auf der Suche nach Nahrung und Wasser täglich 5 bis 13 Kilometer wandern, dürfen im Zoo ein Leben lang auf 2.330 Quadratmeter gehalten werden. Das ist gerade einmal ein Drittel eines Fußballfeldes. Hinzukommt, dass den Tieren diese Flächen nur tagsüber und bei guter Witterung zu Verfügung stehen. Außerhalb der Besuchszeiten und an kalten Tagen, fristen vor allem Tiere aus tropischen Regionen ihr Dasein in winzigen Innengehegen.

Verhaltensstörungen

Die Folgen dieser Haltungsbedingungen sind vielfältig: z.B. Krankheiten, erhöhte Kindersterblichkeit, eine deutlich verkürzte Lebenserwartung und Verhaltensstörungen, wie Stereotypien, Selbstverstümmelung oder das Essen der eigenen Exkremente („Kopophragie“).

Schneeleopard © Hans Untch
Schneeleopard © Hans Untch

Die Anzahl der Tiere, die erkennbare Verhaltensstörungen zeigen, ist erschreckend hoch. Eine Untersuchung der Universität Kent in sechs englischen und amerikanischen Zoos kam zu dem Ergebnis, dass alle 40 untersuchten Schimpansen mindestens eine abnormale Verhaltensweise zeigten (Quelle: PLoS One). Bei einer Untersuchung von 14 Tigern, Leoparden und Schneeleoparden im Zoo Leipzig zeigten 11 der Tiere Verhaltensstörungen (Quelle: ResearchGate). Eine andere Untersuchung, bei der 32 europäische Zoos befragt wurden, kam zu dem Ergebnis, dass die Mehrheit der ausgewachsenen asiatischen Elefanten, Verhaltensstörungen aufwiesen (Quelle: ResearchGate).

Stereotypien

Als Stereotypien werden Verhaltensmuster bezeichnet, die sich ohne erkennbare Funktion oder Ziel ständig wiederholen und die über beachtliche Zeiträume pro Tag ausgeübt werden. Sie weisen auf zurückliegende oder aktuelle Leiden hin. Zum Beispiel ist bei Großkatzen und Eisbären häufig das sogenannte „Pacing“ (ständiges Auf- und Ablaufen) zu beobachten. Giraffen lecken zwanghaft an den Gitterstäben und bei Elefanten ist häufig das sogenannte Weben, das beständig hin und her schaukeln des Kopfes oder des gesamten Körpers, zu beobachten.

Giraffe im Zoo leckt den Zaun © apixel

Besonders intelligente und hoch soziale Tiere, wie Delfine, Elefanten und Menschenaffen leiden massiv unter den beengten Haltungsbedingungen, der reizarmen Umgebung und dem künstlich zusammengestellten Sozialgefüge. Ihr ausgeprägtes Sozialverhalten verkümmert zu einer Art primitiver Hackordnung, der die Schwächsten ohne Fluchtmöglichkeit ausgeliefert sind, mitunter mit tödlichen Folgen.

Zoos betonen oft, dass weder Dürre noch Fressfeinde das Leben der von ihnen gehaltenen Tiere bedrohen. Dafür sind sie Gefahren ausgesetzt, die es in ihrem natürlichen Lebensraum nicht gibt. Steile Wassergräben, eine kaputte Lüftungsanlage oder der Ausfall einer Aquarienpumpe führen immer wieder zum Tod von Tieren im Zoo. Publik werden nur besonders tragische Fälle, wie der Tod von mehr als 50 Tieren, darunter auch acht Menschenaffen, die in der Silvesternacht 2019/20 im Zoo Krefeld bei lebendigem Leib verbrannten oder Tod von hunderten Fischen, die in den Trümmern des geplatzten Aquadoms in Berlin qualvoll erstickten.

Besonders perfide: Einige Tiere werden sogar verstümmelt, um sie in möglichst naturnahen Gehegen zu zeigen. So werden in deutschen Zoos etwa 10.000 flugunfähig gemachte Vögel gehalten: Pelikane, Flamingos, Kraniche und Störche, denen man entweder einen Teil des Flügels amputiert oder die Schwungfedern an einem oder beiden Flügeln gestutzt hat.

Die flugunfähig gemachten Vögel sind nicht in der Lage, sich artgemäß fortzubewegen oder vor Beutegreifern zu flüchten. Im Frankfurter Zoo fielen 2014 in nur zwei Nächten insgesamt 15 Flamingos einem Fuchs zum Opfer, da sie keine Chance zur Flucht hatten (Quelle: FAZ). Zudem haben die Flügel über die reine Fortbewegung hinaus auch große Bedeutung für die innerartliche Kommunikation und Einfluss auf die Regulierung des Wärmehaushalts. Haben Vögel nicht die Möglichkeit zu fliegen, so kann dies zu Stoffwechselerkrankungen und einer Vielzahl an Verhaltensstörungen führen.

Töten ungewollter Tiere

Findet sich kein Platz für den Nachwuchs, töten viele Zoos die ungewollten Tiere. Wie viele Nachzuchten in deutschen Zoos jährlich getötet werden, lässt sich nicht sagen. Doch die Zahl ist nicht unerheblich. Allein der Tiergarten Nürnberg hat eigenen Angaben zufolge in einem einzigen Jahr 60 ungewollte Tiere getötet (Quelle: nordbayern).

Der europäische Zooverband EAZA geht davon aus, dass in europäischen Zoos jährlich 3.000 bis 5.000 „überzählige“ Zootiere getötet werden. Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher sein, denn bei weitem nicht alle Zoos gehören zu EAZA. In Deutschland gehören beispielsweise nur 56 der über 800 zum Verband der Zoologischen Gärten (VdZ), dem deutschen Mitglied von EAZA.

Selbst Tiere stark gefährdeter Arten werden in deutschen Zoos geschlachtet und verfüttert, statt sie auszuwildern, wie zum Beispiel zwei Banteng-Rinder im Zoo Hellabrunn in München.

Banteng-Rind © Sasilsolutions
Banteng-Rind © Sasilsolutions

Dabei entschied das Oberlandesgericht Naumburg bereits im Jahr 2011, dass die Tötung ungewollter Zootiere gegen das Tierschutzgesetz verstößt. Verurteilt wurden damals der Direktor des Zoos Magdeburg und zwei seiner Mitarbeiter, die kurz nach der Geburt drei gesunde Tigerbabys eingeschläfert hatten. Der Grund: die Tiere waren nicht reinerbig und daher für die weitere Zucht ungeeignet.

Helfen Sie uns, die unnötige Tötung von Zootieren zu verhindern!

Zoologische Gärten müssen verpflichtet werden, Tiere nur dann zu züchten, wenn sie für die Nachkommen auch eine artgemäße Unterbringung gewährleisten können. Jetzt die Petition unterschreiben!

Zoos und Artenschutz: Das Arche Noah Argument

Wildfänge im Zoo

Viele Tiere, die in deutschen Zoos leben, sind Wildfänge, z.B. Elefanten, Menschenaffen oder Delfine, sowie viele Vögel und Reptilien. Diese Tierarten lassen sich nur schwer züchten oder sind nicht Teil eines Zuchtprogramms. Seit der sogenannten Tuli-Affäre im Jahr 1998, als die Zoos Erfurt und Dresden vier wildgefangene und mit Schlägen gefügig gemachte Elefantenjungen importierten, scheinen Zoos in Deutschland zumindest auf den Import wildgefangener großer Säugetiere zu verzichten.

Nicht jedoch auf Wildfänge an sich: Vor allem Fische werden noch immer für die Schauaquarien in großer Zahl aus der freien Natur gefangen. Von den rund 2.500 marinen Zierfischarten, die für Klein- und Großaquarien gehandelt werden, werden nur rund zwei Dutzend in größerer Zahl in Gefangenschaft gezüchtet.

Aquarium, Frankfurt am Main © Denise Serra
Aquarium, Frankfurt am Main © Denise Serra

Um die Aquarien zu füllen, muss daher immer Nachschub aus den Meeren gefangen werden. So sind Korallenfische und Haie bis heute fast ausnahmslos Wildfänge. Allein die Mortalitätsrate bei Fang und Transport beträgt bei manchen Arten über 70%. Von zehn Fischen, die aus ihrem natürlichen Lebensraum gefangen werden, kommen also höchstens drei überhaupt lebend im Aquarium an (Quelle: J Fish Biol.). Hinzu kommt die Haltung in einer ganz und gar künstlichen Umgebung, die die Lebenserwartung von wildgefangen Fischen noch weiter verringert.

Besonders problematisch:

Selbst vor der Anschaffung streng geschützter Tiere, die aus dem illegalen Wildtierhandel stammen, machen einige Zoos nicht halt. Obwohl kein einziger der äußerst seltenen Borneo-Taubwarane jemals legal exportiert wurde und die Tiere nicht gezüchtet werden, werden sie heutzutage in verschiedenen deutschen Zoos gehalten – Herkunft unbekannt. (Quelle: Nature Conservation)

Zuchtprogramme im Zoo

Zoologische Gärten wurden nicht gegründet, um Arten zu schützen, sondern um das zahlende Publikum zu unterhalten. Tatsächlich leistet die Mehrheit der Zoos und Aquarien bis heute keinen ernstzunehmenden Beitrag zum Artenschutz. Eine in 25 deutschen Zoos durchgeführte Untersuchung ergab, dass von 1.601 Arten, die in Zoos gehalten werden, nur 15.6 % auf der Internationalen Roten Liste als bedroht eingestuft sind und davon nur 2 % als vom Aussterben bedroht gelten. (Quelle: ENDCAP)

In Zoos gehaltene Säugetier- und Vogelarten sind sogar oftmals weniger bedroht als nah verwandte Arten, die nicht in Zoos gehalten werden. Statt gefährdeten Arten halten Zoos vor allem großwüchsige und damit für Besucher*innen attraktive Arten. Koordinierten Arterhaltungszuchtprogramme der Zoos, zum Beispiel das EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) und das ESB (Europäische Zuchtbücher), wurden vornehmlich gegründet, um den Bedarf an Tiere in den Zoos selbst zu decken. Bis heute wird nur eine verschwindend geringe Zahl an Tieren, die in zoologischen Gärten gezüchtet werden, auch ausgewildert.

Ist Wiederauswilderung von Zootieren möglich?

Die Auswilderung von Zootieren ist hoch umstritten. Denn aufgrund des geringen Genpools, Inzucht, Hybridzuchten und dem Kontakt zu neuen Krankheitserregern kann eine Auswilderung von gezüchteten Tieren auch eine Gefahr für die Wildpopulation darstellen.

Hinzu kommt, dass Tiere, die über Generationen in Gefangenschaft gezüchtet wurden, sich an die dortigen Bedingungen anpassen und regelrecht degenerieren. Studien zeigen, dass ihre Überlebenschancen in freier Wildbahn nur gering sind. Sie haben überlebenswichtige Verhaltensweisen, wie die Nahrungssuche oder die Feindvermeidung nie erlernt und sich gleichzeitig an die Nähe des Menschen gewöhnt, entsprechend hoch ist die Sterblichkeit bei einer Auswilderung.

Laut der Zooverbände wurden durch die Zucht in Zoos rund 50 Arten vor dem Aussterben bewahrt. Angesichts der Menge an Tieren, die weltweit in Zoos gehalten werden, eine geringe Anzahl. Besonders, wenn bei genauer Betrachtung 15 dieser Arten Schnecken sind, für deren Zucht es wohl kaum eines Zoos bedarf. Wissenschaftler*innen beklagen zudem, dass es kaum Studien gibt, die Auswilderungsprogramme langfristig begleiten und über fehlgeschlagene Projekte gar nicht berichtet wird. Außerdem kommt es in Zoos teilweise zu sogenannten Hybridzuchten, beispielsweise bei Orang-Utans, Tigern, Giraffen oder Schimpansen. Von Hybridzucht spricht man, wenn Tieren verschiedener Arten oder Unterarten sich gekreuzt werden. Diese Tiere kommen für Arterhaltungsprojekte oder gar Auswilderungen gar nicht in Betracht.

Handel mit Zootieren

Tierbabys sind die Kassenschlager in Zoos, doch mit dem Erreichen der Geschlechtsreife stellt der Nachwuchs für den Zoo oft ein Problem dar. Eine natürliche Abwanderung wie in der freien Natur ist nicht möglich und die Tiere, die sich gut züchten lassen, sind in Zoos meist in großer Anzahl vorhanden.

Tatsächlich kommt es immer wieder vor, dass Zoos ihren Nachwuchs an dubiosen Tierhandel, Zirkusse, schlechte Privathaltungen oder Vergnügungsparks abgeben. Selbst auf einer südafrikanischen Jagdfarm wurden schon Löwen-Nachzuchten aus Deutschland entdeckt (Quelle: Tagesspiegel). Im Dezember 2023 sorgte die Abgabe zweier Paviane aus einem deutschen Zoo in ein Tierversuchslabor bundesweit für Entsetzen. Auch Arten, die mit viel Aufwand gezüchtet werden, können in fragwürdigen Einrichtungen landen. So haben die letzten beiden verbliebenen deutschen Delfinarien in Duisburg und Nürnberg insgesamt fünf Delfine an kommerzielle Vergnügungsparks in Portugal und Lanzarote abgeschoben, die tierschutzwidrige Praktiken wie Delfinstreicheln anbieten.

Zootiere aus dem Reagenzglas

Fernab ihres natürlichen Lebensraums, in der beengten und künstlichen Umgebung eines Zoos und mit nur einer geringen Anzahl an möglichen Partnern vermehren sich einige Tierarten nicht wie gewünscht. Bei besonders seltenen oder kommerziell lukrativen Arten, wie Pandabären, Elefanten oder Orcas setzen Zoos daher auf künstliche Befruchtung. Den männlichen Tieren wird von den Pflegenden mittels Elektro-Ejakulation Samen abgenommen und dann das Weibchen künstlich befruchtet. Dass es dabei um viel Geld geht, zeigt insbesondere die Zucht der Pandabären. Für 920.000 Euro pro Jahr erhielt der Zoo Berlin von China zwei Tiere als Leihgabe. Den künstlich gezeugten Nachwuchs muss Berlin 2023 Jahr an China abgeben, denn rein rechtlich sind die Tiere Eigentum der Volksrepublik.

Panda im Berliner Zoo © Richard Laurence
wie artgerecht sind Zoos?
Panda im Berliner Zoo © Richard Laurence

Zoonosen

Welche Risiken die Übertragung von Krankheitserregern und Zoonosen durch Zootiere darstellt, ist bislang kaum erforscht. Dabei können die Folgen verheerend sein. In Zoos treffen Tierarten aus aller Welt aufeinander und damit auch Krankheitserreger. Im Juni 2010 erkrankten im Wuppertaler Zoo zwei Eisbären an einer schweren Gehirnentzündung. Eins der Tiere starb. Die Ursache: eine Kombination zweier Herpes-Viren, die beide eigentlich unter Zebras verbreitet sind. Vermutlich wurden die Viren von Mäusen oder Ratten auf die Eisbären übertragen (Quelle: Der Spiegel).

Doch nicht nur freilaufende Tiere können im Zoo Krankheiten von einer Tierart auf eine andere übertragen. Immer wieder stecken sich auch Mensch und Tier gegenseitig an. Während der Corona-Pandemie infizierten sich verschiedenste Zootiere wie Schneeleoparden, Löwen, Flusspferde, Zwergotter, Tiger und Gorillas mit dem Virus. Vermutlich steckten sie sich bei den Tierpflegenden an.

Otter in Gefangenschaft. Wie artgerecht sind Zoos?

Ähnlich scheint es sich auch bei Tuberkulose zu verhalten. Die meisten Tuberkulosefälle bei Elefanten sind auf die menschliche Form der Tuberkulose zurückzuführen. Im August 2023 wurde im Zoo Basel der wildgefangene Elefantenbulle Tusker aufgrund seiner Tuberkuloseerkrankung eingeschläfert, auch um eine Übertragung der Erkrankung auf andere Tiere und das Personal zu verhindern (Quelle: SWR).

Zoo und Bildungsarbeit: Unterhaltung statt Aufklärung

Betonwände bunt bemalt

Seit einigen Jahrzehnten bemühen sich die zoologischen Gärten die natürliche Lebenswelt der Tiere für die Besucher*innen möglichst anschaulich nachzubilden. Betonwände werden bunt bemalt, die Wege mit Rindenmulch aufgefüllt und die Stromabsperrungen wie Grasbüschel geformt. Dennoch bekommen die Besucher*innen oft nur ein Zerrbild der gefangenen Tiere zu sehen, da diese in der beengten und künstlichen Umgebung ihre natürlichen Verhaltensweisen nicht annähernd ausleben können.

Entsprechend erstaunt es wenig, dass eine 2017 im Zoo Zürich durchgeführte Studie aufzeigt, dass es im Zoo kaum zu Wissenstransfer kommt: Zwar werden Name, Aussehen und Verbreitungsgebiet der Tiere vermittelt, jedoch stellte die Studie keinen Bildungseffekt bezüglich der natürlichen Verhaltensweisen, des Bedrohungsstatus oder der Lebensräume der Tiere fest.

Wildtiere als Unterhaltungsobjekte

Viele zoologische Einrichtungen durchkreuzen ihren selbst zugedachten Bildungsauftrag immer wieder, indem sie ihre Tiere als Unterhaltungsobjekte vermarkten. Sei es für zirkusartige Shows, als Reittiere oder als farbenfrohe Kulisse für Feste.

Besonderer Beliebtheit erfreuen sich seit einigen Jahren Greifvogel-Shows, bei denen der Eindruck erweckt wird, dass die Tiere freiwillig zum Menschen zurückkehren, obwohl in Wirklichkeit Hunger der Grund ist. Damit die Vögel nicht wegfliegen, sondern auf der Faust des Menschen landen, werden sie „restriktiv“ gefüttert, was nichts anderes heißt, als dass man sie hungern lässt.

Greifvogel-Show im Zoo © Ralphs Fotos
Greifvogel-Show im Zoo © Ralphs Fotos

Eine weitere traurige Attraktion sind sogenannte „Erlebnisbecken“, in denen die Besucher*innen Seeigel, Garnelen oder Seesterne anfassen können. Während Seesterne in Freiheit mehrere Jahrzehnte alt werden, sterben sie in den Anfassbecken, für die sie extra aus dem Meer gefangen werden, nach wenigen Wochen oder Monaten.

Manche Tierparks gehen sogar so weit, Wölfe und Eulen als Kuscheltiere zu vermarkten, obwohl dies mit erheblichem Stress für die Tiere verbunden ist und für den Menschen gefährlich werden kann.

Fazit: Warum wir Zoos nicht mehr brauchen

Bildung und Aufklärung funktionieren auch ohne Zoos – dies beweisen ausgerechnet Tiere, die schon längst ausgestorben sind. Ohne jemals einen von ihnen im Zoo gesehen zu haben, gibt es Millionen Kinder, die alles über Dinosaurier wissen und sich selbst komplizierte wissenschaftliche Namen merken können.

Und auch für den Schutz bedrohter Arten braucht es keine Zoos. Denn der Aufwand, der betrieben werden muss, um eine Art im Zoo (ex-situ) zu erhalten und anschließend wieder auszuwildern ist immens und nicht selten mit erheblichen Tierschutzproblemen, verbunden. Selbst der Geschäftsführer des Verbandes zoologischer Gärten räumt ein: „Angesichts dieses Aufwands wäre es natürlich besser, die Art gleich in der Wildbahn zu erhalten“ (Quelle: Spektrum).

Genau dafür setzen sich Vereine wie Pro Wildlife ein. Artenschutz funktioniert am besten über Schutz von Tieren und Habitat vor Ort (in-situ), Ursachenbekämpfung (einschließlich Handelsbeschränkungen) und Aufklärung vor Ort. Diese Projekte gilt es zu fördern – und dazu braucht es keine Elefantengehege, Tropenhäuser mit traurigen Menschenaffen oder Eisbären auf künstlichen Eisschollen.

Das Modell des zoologischen Gartens, der Arten aus aller Welt zur Schau stellt, ist überholt. Dies gilt es zu ersetzen, durch Aufklärung ohne Tierleid, Artenschutz vor Ort und zeitgemäße Formen der Familienunterhaltung.

Das tut Pro Wildlife

Pro Wildlife setzt sich auf internationalen Konferenzen für den besseren Schutz von Wildtieren ein, dokumentiert das Ausmaß und die Folgen des Handels und betreibt Aufklärungsarbeit.

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