Elefanten im Zoo: Ein Leben in Gefangenschaft

Elefanten hinter Gittern

Elefanten im Zoo: Ein Leben in Gefangenschaft

Elefanten gehören zu den Kassenmagneten im Zoo. Doch die Haltung der „Dickhäuter“ in Gefangenschaft ist eine endlose Leidensgeschichte, mit zahllosen Todesfällen bei Mensch und Tier. Die meisten Tiere wurden und werden in freier Wildbahn eingefangen. Auch in deutschen Zoos leben noch viele Elefanten, die aus der freien Natur stammen. Allein zwischen 2010 und März 2022 exportierten mehrere afrikanische Länder 216 Afrikanische Elefanten ins Ausland, die meisten kamen aus Simbabwe und Namibia. Als Jungtiere aus ihren Herden gerissen, starben einige Tiere bereits vor oder während dem Transport.

Ein Leben in Ketten und Isolation

In ihrem natürlichen Lebensraum legen Elefanten auf ihren Wanderungen bis zu 100 Kilometer am Tag zurück. Ihr Leben ist bestimmt durch die engen Sozialkontakte mit Familienmitgliedern ihrer Herde. In Gefangenschaft können Elefanten ihre natürlichen Verhaltensweisen nicht ausleben. Das Leben hinter Gittern ist für die Tiere mit enormem Stress verbunden, viele entwickeln daher Verhaltensstörungen wie beispielsweise das monotone Hin- und Herschaukeln (Weben) oder Krankheiten wie Tuberkulose, Herpes, Fußerkrankungen und Übergewicht.

Elefant im Zoo © privat
Elefant im Zoo © privat

Die äußerst sozialen und intelligenten Tiere leiden unter der Langeweile und Frustration, die ihren Alltag prägen. Sie fristen ein trauriges Dasein, in engen Gehegen und sind oft stundenlang angekettet. Darüber hinaus fehlt es ihnen an Sozialstrukturen. Die Gruppen, in denen die Tiere leben, sind beliebig zusammengewürfelt und kein adäquater Ersatz für die Familienverbände in freier Wildbahn. Aggressive Verhaltensweisen innerhalb der Gruppen, wie beispielsweise Rangkämpfe, treten daher in Gefangenschaft häufig auf. Auch die klimatischen Verhältnisse in europäischen und amerikanischen Zoos entsprechen in aller Regel nicht den Bedürfnissen von Elefanten. 

Vom sanften Riesen zum Killer

Der enorme Stress, dem Elefanten in Gefangenschaft ausgesetzt sind, führt nicht nur zu Aggressionen innerhalb der Elefantengruppe. Immer wieder zeigen die Tiere auch aggressives Verhalten gegen ihre Tierpfleger*innen. Der Beruf der Elefantenpflegenden gilt nicht ohne Grund als einer der gefährlichsten überhaupt. Regelmäßig greifen Elefanten in Zoos Tierpfleger*innen an. Nach Recherchen der Organisation Elefantenschutz Europa wurden alleine in 20 Jahren 40 Menschen von Elefanten in Zoos getötet, weitere 50 zum Teil schwer verletzt.  

Elefant mit Pfleger im Zoo Dresden © Pro Wildlife
Elefant mit Pfleger im Zoo Dresden © Pro Wildlife

Ursache solcher Angriffe sind auch die brutalen Methoden, mit denen die Tiere häufig schon frühzeitig gefügig gemacht und dressiert werden. Noch immer werden manche Elefanten in deutschen Zoos im sogenannten „direkten Kontakt“ gehalten. Das bedeutet, dass die Tierpfleger*innen sich mit den Elefanten gemeinsam im Zoogehege bewegen, ohne schützende Barrieren. Damit die Tiere dies zulassen, müssen sie gewaltsam beherrscht und gefügig gemacht werden. Mit dem sogenannten Ankus oder Elefantenhaken, einem Stock mit teils scharfer Metallspitze, werden Elefanten von klein auf an empfindlichen Körperstellen (z.B. hinter dem Ohr, an den Achseln oder an den Geschlechtsteilen) traktiert, geschlagen und unter Androhung von Gewalt psychisch misshandelt, um sie zu unterwerfen. So sollen sie lernen die künstlich herbeigeführte Dominanz der Elefantenpflegenden zu akzeptieren. Auch in deutschen Zoos, wie zum Beispiel Hannover, Berlin oder Stuttgart, wurde dies dokumentiert.

Geschützter Kontakt: Zoos stellen um

Nach vielen Jahren hat 2019 die europäische Zoovereinigung EAZA endlich auf die massiven Missstände im Umgang mit Zooelefanten reagiert. Bis 2030 soll die Haltung von Elefanten auf den sogenannten „geschützten Kontakt“ umgestellt werden. Im geschützten Kontakt besteht zwischen Tierpfleger*innen und Elefant kein direkter Kontakt. Stattdessen sind Mensch und Tier durch eine sichere Absperrung voneinander getrennt. Damit medizinische Behandlungen und Fußpflege weiterhin durchgeführt werden können, lernen die Tiere, das betroffene Körperteil an bzw. durch ein Gitter zu halten. Diese Haltungsform ist weniger belastend, auch das stundenlange Anketten der Elefanten entfällt.

Hohe Todesraten in Gefangenschaft und Nachschub aus freier Natur

Trotz der vielfältigen Probleme wollen viele Zoos und Vergnügungsparks weltweit immer noch Elefanten ausstellen. Doch die Elefantenbestände in Gefangenschaft weltweit sind alles andere als selbsterhaltend, denn Elefanten züchten nur schlecht unter den unzureichenden Haltungsbedingungen. Die meisten Elefanten in Zoos stammen daher nach wie vor aus der freien Wildbahn. Um die Nachfrage von Zoos zu decken, werden Elefantenbabys und Jungtiere ihren Müttern entrissen und in karge und enge Gehege gesperrt. Teilweise werden auch ganze Familienverbände gefangen.

Mithilfe künstlicher Befruchtung können zwar einigen Zoos mittlerweile Elefanten nachzüchten, aber die Geburtenrate in Gefangenschaft ist nach wie vor gering. Die Todesrate dafür umso höher: 42 Prozent der in europäischen Zoos geborenen Asiatischen Elefanten sterben, bevor sie fünf Jahre alt sind. Afrikanische Elefanten werden in Gefangenschaft durchschnittlich nur 17 Jahre alt, in freier Wildbahn hingegen 56.

Elefanten sind Herdentiere und leben in Familienverbänden.
Elefanten sind Herdentiere und leben in Familienverbänden.

Ein Umdenken setzt ein

Großbritannien plant unter anderem die Haltung von Elefanten in Zoos schrittweise einzustellen. Auch in manchen Zoos findet bereits ein Umdenken statt, mehrere britische Zoos haben angekündigt, die Haltung von Elefanten auslaufen zu lassen oder zu beenden. Z.B. verkündete der Paignton Zoo in Devon (GB) im April 2022, dass er zukünftig keine Elefanten mehr halten wird. Nach dem Tod der Elefanten-Dame Duchess im Jahr 2019 stand zunächst die Überlegung im Raum sie zu „ersetzen“. Doch der Zoo erkannte an, dass er nicht in der Lage ist, die Bedürfnisse von Elefanten zu erfüllen und verzichtet daher auf die Haltung. Aktuell leben noch rund 50 Elefanten in 11 verschiedenen Zoos in Großbritannien. 

Besserer Schutz: zwei Schritte vor, ein Schritt zurück

Simbabwe war bis 2019 der größte Exporteur wildgefangener Elefanten. Zwischen 2012 und 2019 wurden in Simbabwe mindestens 144 Elefanten einfangen und exportiert, hauptsächlich nach China. Mindestens 22 der Tiere sind bereits gestorben. Tansania und Eswatini (ehem. Swasiland) exportierten 2011 bzw. 2016 ebenfalls wilde Elefanten, unter anderem in die USA. 

Um den Handel mit lebenden Elefanten zu stoppen, setzten wir uns international für den besseren Schutz der Tiere ein. Mit Erfolg! 2019 kritisierten auf der Washingtoner Artenschutzkonferenz (CITES) die Mehrzahl der Länder den Fang wildlebender Elefanten und verabschiedeten mehrere Beschlüsse zum Schutz der Tiere. Zukünftig sollen Afrikanische Elefanten nicht mehr außerhalb ihres natürlichen Lebensraumes exportiert werden.

Doch nur drei Jahre später setzte sich die Regierung von Namibia hierüber hinweg: Im März 2022 genehmigte sie die Ausfuhr von 22 Elefanten an Zoos in die Vereinigten Arabischen Emirate und bekräftigte, dass sie weitere 20 Tiere fangen und exportieren will. Pro Wildlife hatte lange dafür gekämpft, den geplanten Export aus Namibia zu verhindern

Das tut Pro Wildlife

Pro Wildlife setzt sich dafür ein, den grausamen Fang und Handel mit wildgefangenen Elefanten zu beenden und die Haltungsbedingungen von bereits in Gefangenschaft gehaltenen Tieren zu verbessern. Wir sprechen mit Entscheidungsträger*innen und klären die Öffentlichkeit über Missstande auf.

Weitere Informationen:

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