München, 25. Juni 2025. Tigerbabys streicheln, auf Elefanten reiten, mit Delfinen schwimmen – für das perfekte Instagram-Foto nehmen Urlauber*innen immer extremere Tiererlebnisse in Kauf. Was die wenigsten ahnen: Hinter den vordergründig harmlosen Urlaubsfotos stecken oft jahrelange Gefangenschaft unter nicht artgerechten Bedingungen und Tierquälerei. „Social Media befeuert diese Trends massiv”, warnt Dr. Mona Schweizer von Pro Wildlife. „Jedes geteilte Foto im direkten Kontakt mit einem Wildtier signalisiert: Das ist normal, das ist schön. Dabei ist das Gegenteil der Fall.”
Die Tier- und Artenschutzorganisation Pro Wildlife startet deshalb eine Aufklärungskampagne, um Reisende für die Schattenseiten des boomenden Wildtiertourismus zu sensibilisieren und Alternativen aufzuzeigen. Auch die Reisebranche soll zum Umdenken bewegt werden: „Reiseveranstalter müssen Angebote mit direktem Tierkontakt oder Ausbeutung streichen“, fordert Pro Wildlife und stellt dafür eine Tierschutzrichtlinie zur Verfügung.
Zwischen Abenteuerlust und Ausbeutung: Opfer eines lukrativen Geschäfts
Weltweit werden unzählige Wildtiere für Unterhaltungszwecke gehalten – vom Elefantenreiten in Thailand bis zu Delfinarien in Europa. „Wildtiere müssen viel ertragen, um touristischen Erwartungen zu entsprechen“, erklärt die Pro Wildlife Sprecherin. „Die Tiere werden oft gefügig gemacht oder sediert, damit sie für Selfies und Streicheleinheiten „geeignet” sind. Viele leiden unter katastrophalen Haltungsbedingungen, chronischem Stress und fehlender Bewegung.”
Deutschland hinkt beim Delfinschutz hinterher
Während immer mehr Länder Delfinarien verbieten, existieren in Deutschland noch zwei dieser nicht mehr zeitgemäßen Einrichtungen – in Nürnberg und Duisburg. „Delfine sind hochintelligente, soziale Tiere, die in den Betonbecken nicht ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben können”, betont Schweizer. „Die Meeressäuger leiden unter der Gefangenschaft – trotzdem werden sie für Shows und Besucherkontakte missbraucht.”
Pro Wildlife fordert ein Ende der Delfinhaltung in Deutschland, wie es bereits in Frankreich, Belgien, Slowenien, Zypern und Kroatien beschlossen wurde. „Diese Länder haben erkannt, dass Delfinhaltung nicht mehr zeitgemäß ist“, so Schweizer. „Deutschland sollte diesem Beispiel endlich folgen.“
Wie Tourist*innen verantwortungsvoll reisen können
Verantwortungsvoller Wildtiertourismus ist möglich – aber er verzichtet auf direkten Tierkontakt. Pro Wildlife empfiehlt Reisenden:
- Jedes Tiererlebnis hinterfragen: Dient es dem Tier oder der eigenen Unterhaltung?
- Keine direkten Interaktionen: Reiten, Streicheln oder Füttern von Wildtieren bedeutet fast immer Stress und Leid.
- Respektvolle Beobachtung in freier Natur: Mit Abstand und ausgebildeten Guides – das ist die tierfreundlichste Alternative.
- Verzicht auf Souvenirs aus Wildtieren: Urlauber*innen sollten auf Produkte aus Elfenbein, Korallen oder anderen Tiermaterialien verzichten.
- Keine Fotos mit Wildtieren in sozialen Medien teilen: Auch das trägt zur Nachfrage bei.
- Seriöse Auffangstationen unterstützen: Ohne Zucht und Besucher-Kuschelkontakt, stattdessen Ziel der Widerauswilderung.
„Echte Wildtiererlebnisse brauchen keinen direkten Kontakt”, so die Pro Wildlife-Sprecherin abschließend. „Nur so können Reisende unvergessliche Momente erleben, ohne Tierleid zu verursachen.”