München 27.08.2025. – 15 Natur-, Tier- und Artenschutzorganisationen haben vor der Dortmunder Kommunalwahl am 14. September alle demokratischen Parteien und den parteilosen OB-Kandidaten um Stellungnahmen zu den umstrittenen Trophäenjagdangeboten auf der Messe JAGD & HUND gebeten. „Der Dortmunder Stadtrat macht sich seit Jahren mitschuldig am Ausverkauf bedrohter Wildtiere“, kritisiert Dr. Mona Schweizer von Pro Wildlife. „Die von den Parteien mehrheitlich vorgetragene Ablehnung von Trophäenjagdreisen-Angeboten muss sich endlich in Verboten niederschlagen – das ist auch eine Frage der Glaubwürdigkeit.“
Weitgehende Einigkeit unter den Parteien, nur CDU schert aus
Von den elf angefragten demokratischen Parteien/Kandidaten gaben sechs Parteien (SPD, CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Die LINKE, Die PARTEI, die Tierschutzpartei) sowie der parteilose OB-Kandidat Martin Cremer Stellungnahmen ab. Während die CDU die Jagdmesse unverändert erhalten möchte und der parteilose Kandidat ein generelles Verbot ablehnt, sich aber zumindest für eine tier- und artenschutzkonforme Messe ausspricht, sprechen sich alle anderen Parteien für ein Vermarktungsverbot von Trophäenjagd-Angeboten bezüglich international geschützter Arten aus.
„Grundsätzlich hat sicher niemand in Dortmund Verständnis für solche Jagdreisen“, stellt die SPD klar. Die CDU hingegen bekennt sich „zu einem attraktiven Messestandort als wichtiger Wirtschaftsfaktor“ und unterstützt die JAGD & HUND „in ihrer bisherigen Ausgestaltung“.
Einigkeit bei EU-geschützten Arten und Bogenjagd
Noch deutlicher wird die Ablehnung bei Abschüssen auf nach EU-Recht besonders geschützte Arten wie Braunbär und Luchs. „Dies verstößt gegen den Geist des Artenschutzes und untergräbt die Bemühungen, diese ohnehin gefährdeten Arten zu schützen“, betont die Tierschutzpartei. Die Grünen ergänzen: „Der Schutzstatus nach FFH-Richtlinie ist verpflichtend. Die Jagd auf diese Tiere darf keinesfalls kommerziell beworben werden.“
Auch die in Deutschland verbotene Bogenjagd und die Vermarktung von Bogenjagden im Ausland auf der JAGD & HUND stößt auf breite Ablehnung. „Die Bogenjagd ist in Deutschland aus Tierschutzgründen verboten und das ist gut so. Das sollte sich auch bei der Ausrichtung einer Messe widerspiegeln,“ findet der parteilose OB-Kandidat Martin Cremer.
Die CDU ließ beide Fragen unbeantwortet.
Ethikkommission soll endlich liefern
Alle befragten Parteien wollen die Ergebnisse der seit 2023 eingesetzten Ethikkommission berücksichtigen. Diese soll die Trophäenjagdangebote ethisch bewerten. Doch nur Grüne, Linke und Tierschutzpartei fordern konkret eine politische Umsetzung der Empfehlungen.
„Die Einrichtung der Ethikkommission war ein Kompromiss, um die Entscheidung aufzuschieben“, kritisiert Die LINKE. Die Ethikkommission wurde von OB Westphal bereits im Wahlkampf 2020 versprochen und schließlich im Sommer 2023 eingesetzt.
Tierschutzbeauftragte soll gestärkt werden
Die Weiterführung der Stelle der Dortmunder Tierschutzbeauftragten über 2026 hinaus befürworten die Befragten weitestgehend, wobei sich SPD, die Grünen, die LINKE und die Tierschutzpartei zusätzlich für eine Stärkung der Position aussprechen. „Die Rolle der Tierschutzbeauftragten ist essenziell für eine moderne, tierfreundliche Stadtpolitik“, so die Grünen, die die Stelle ursprünglich ins Leben gerufen hatten.
Tierschutzorganisationen fordern Vermarktungsstopp
Die Vermarktung von Angeboten zum Abschuss insbesondere bedrohter und international geschützte Tierarten, wie Elefanten, Nashörner, Löwen, Leoparden und Eisbären auf Europas größter Jagdmesse steht seit Jahren in der Kritik. Als alleinige Gesellschafterin der Westfalenhallen steht die Stadt Dortmund und damit der Stadtrat in der Verantwortung.
„Die Antworten zeigen, dass eine Mehrheit der Parteien die verwerflichen Trophäenjagd-Angebote ablehnt. Aber das dürfen in der neuen Legislatur nicht wieder nur Lippenbekenntnisse bleiben. Der Dortmunder Stadtrat muss endlich handeln!“ fordert Dr. Mona Schweizer von Pro Wildlife abschließend.
Hintergrundinfos:
Diese Pressemitteilung wird unterstützt von:
BBT – Bündnis Bayrischer Tierrechtsorganisationen
ElasmOcean e.V.
Future for Elephants e.V.
Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung e.V.
GNA-Stiftung Mensch und Natur
Humane World for Animals Deutschland
Menschen für Tierrechte e.V.
PETA Deutschland e.V.
Rettet die Elefanten Afrikas e.V.
Stiftung für das Tier im Recht
Wildtierschutz Deutschland e.V.