München, 20. Mai 2025. Eine Million Tier- und Pflanzenarten könnten in den kommenden Jahren für immer verschwinden, wenn die Menschheit nicht gegensteuert. An diese alarmierende Bilanz von Forschenden erinnert die Artenschutzorganisation Pro Wildlife anlässlich des Internationalen Tags der Biodiversität am 22. Mai. Pro Wildlife warnt: Der rasante Verlust der biologischen Vielfalt stellt eine existenzielle Bedrohung für die Stabilität unseres Planeten dar.
„Weltweit verschwinden Tier- und Pflanzenarten in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit – mit schwerwiegenden Folgen nicht nur für die jeweilige Art, sondern für ganze Ökosysteme, die menschliche Gesundheit und das Klima“, betont die Biologin Daniela Freyer. „Die bedeutende Rolle einzelner Arten für das ökologische Gleichgewicht wird oft unterschätzt.“
Anhand von drei Beispielen zeigt Pro Wildlife, welche zentrale Rolle diese „Baumeister der Natur“ für unser aller Zukunft spielen– und warum ihr Schutz dringender ist, denn je:
Waldelefanten: Gärtner der Wälder und Klimaschützer
Die Bestände afrikanischer Waldelefanten sind in drei Jahrzehnten dramatisch um 86 Prozent eingebrochen – und mit ihnen schwindet ihre unersetzbare Rolle als „Mega-Gärtner“ in Wäldern. Täglich verbreiten sie mit etwa zwei Zentner Dung pro Tier Samen über weite Flächen, fördern so die Pflanzenvielfalt und halten Lebensräume offen. Studien belegen: Wälder mit Elefanten speichern mehr Kohlenstoff, da die verbliebenen Bäume besser wachsen – ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz, der mit jedem verlorenen Elefanten schwindet.
Weißer Hai: Gesundheitspolizei der Meere
Der Weiße Hai ist ein unverzichtbarer Teil des marinen Ökosystems. Als Spitzenräuber reguliert er die Populationen anderer Arten, insbesondere Robben und großer Fische, und sorgt damit für ein stabiles Gleichgewicht im Ozean. Durch sein Jagdverhalten verändert er das Verhalten seiner Beutetiere, was sich über die gesamte Nahrungskette bis hin zur Gesundheit von Seegraswiesen und Korallenriffen auswirkt. „Beifang in der Fischerei, der Verlust von Lebensräumen und die gezielte Tötung bedrohen die Hai-Populationen „, erklärt Freyer. „Indirekt sind damit ganze marine Lebensräume bedroht.“
Reptilien: Vernachlässigte Schlüsselarten
Reptilien wie Echsen und Schlangen sind in vielen Ökosystemen unscheinbar, haben aber bedeutende Funktionen. Sie kontrollieren Insekten- und Nagetierpopulationen, dienen selbst als Nahrung für zahlreiche andere Tiere und übernehmen wichtige Rollen im Nährstoffkreislauf. Ihr Verlust würde nicht nur direkte Auswirkungen auf die Biodiversität haben, sondern sind auch ein wichtiger Indikator für den Zustand eines Ökosystems – insbesondere in bereits durch den Klimawandel geschwächten Lebensräumen. „Trotzdem zählen sie zu den am stärksten vernachlässigten Artengruppen im globalen Naturschutz.“
„Der Verlust einzelner Arten ist mehr als ein bedauerlicher Einzelfall – er kann komplexe ökologische Systeme ins Wanken bringen“, so die Biologin Freyer. „Der Schutz der Biodiversität ist die Grundlage für unsere Zukunft auf diesem Planeten und muss oberste Priorität auf der politischen Agenda haben.“ Eine wichtige Plattform für den Artenschutz ist das Weltartenschutzabkommen CITES, das vor 50 Jahren in Kraft trat und seither den internationalen Handel mit etwa 40.000 bedrohten Arten beschränkt oder verbietet. Pro Wildlife wird an der kommenden Konferenz vom 24. November bis 5. Dezember in Samarkand, Usbekistan teilnehmen und sich für einen stärkeren Schutz gefährdeter Arten einsetzen.