München/ Brüssel, 19. September 2024. – Die Artenschutzorganisation Pro Wildlife fordert gemeinsam mit mehr als 300 Organisationen die EU-Mitgliedstaaten auf, den Vorschlag der Europäischen Kommission zur Herabstufung des Wolfs-Schutzes im Rahmen der Berner Konvention abzulehnen. Die ungarische Ratspräsidentschaft will den Antrag am 25. September zur Abstimmung bringen. Die Biologin Daniela Freyer von der Artenschutzorganisation Pro Wildlife warnt davor: „Eine Lockerung des Schutzes würde das Comeback des Wolfes in Europa gefährden, ein Einfallstor für den Abbau von EU-Schutzbestimmungen für weitere Arten wie Bär, Luchs und Fischotter bieten und der Glaubwürdigkeit der EU schweren Schaden zufügen. Wir appellieren an Bundesumweltministerin Steffi Lemke und die EU-Mitgliedsstaaten, dem politisch motivierten Vorhaben, das nichts zum Schutz von Weidetieren beiträgt, eine Absage zu erteilen.“
Europäischer Artenschutz in Gefahr
Im Dezember 2023 hatte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorgeschlagen, den bisherigen strengen Schutz für Wölfe in der Berner Konvention zu lockern. Medienberichten zufolge gibt es seither großen politischen Druck auf die Mitgliedstaaten, dem Vorschlag zuzustimmen. Tier- und Naturschützer*innen kritisieren ihn als politisch motiviert und wissenschaftlich ungerechtfertigt. Die EU hatte die Lockerung des Wolfs-Schutzes in der Vergangenheit mehrfach abgelehnt – zuletzt bei Tagungen der Berner Konvention 2018 und 2022. Jüngsten Bewertungen zufolge ist der Wolfsbestand in der EU in sechs von sieben biogeografischen Regionen noch immer in einem ungünstigen oder unzureichenden Erhaltungszustand.
Abschüsse verringern Wolfsrisse nicht
Erklärtes Ziel des Kommissionsvorschlags ist es, Wolfsrisse zu reduzieren. Allerdings bestätigt eine umfassende Analyse, die eigens im Auftrag der Kommission erstellt wurde, dass die Bejagung von Wölfen Übergriffe auf Weidetiere nicht wirksam reduziert – sondern stattdessen guter Herdenschutz unabdingbar ist. Tatsächlich können Abschüsse sogar kontraproduktiv sein, wenn sie intakte Wolfsrudel zerstören und es durch Einzeltiere vermehrt zu Weidetierrissen kommt. „Die Kommission handelt gegen wissenschaftliche Erkenntnisse und untergräbt das erklärte Ziel, eine stabile Wolfspopulation zu erhalten und ein harmonisches Zusammenleben zwischen Menschen und großen Beutegreifern zu fördern”, erklärt Daniela Freyer.
„Wölfe spielen eine entscheidende Rolle für den Erhalt gesunder Ökosysteme. Ihre Rückkehr in Regionen, in denen sie einst ausgerottet waren, ist ein großer Erfolg für den Naturschutz, den die EU jetzt nicht aufs Spiel setzen darf. Statt den Wolfsschutz zu schwächen und damit Abschüsse zu vereinfachen gilt es, Herdenschutz und Entschädigungszahlungen zu stärken“, so die Pro Wildlife Sprecherin.