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In einer aktuellen wissenschaftlichen Veröffentlichung fordern Zoodirektor*innen aus Deutschland „überzählige“ Tiere töten zu dürfen, angeblich aus Tier- und Artenschutzgründen und um „über den Tod als natürliches Konzept aufzuklären“ (Quelle: PNAS 122 (1)). Dabei schließen sie auch die Tötung von bedrohten und geschützten Arten, wie Menschenaffen und Meeressäugern nicht aus. Weil dies laut dem Papier wahrscheinlich mehr Widerstand hervorruft, empfehlen die Zoos, besser mit der Tötung anderer Tierarten beginnen.
Eine Beschränkung der Zucht lehnen die Autor*innen als Alternative ab, ebenso die Auswilderung überzähliger Tiere, zu hoch seien Kosten, Arbeitsaufwand und das Risiko für Mensch und Tier.
Eine Bankrotterklärung, die eines deutlich macht: Zoos sind keine Arche Noah, sondern eine Titanic.
In den zoologischen Gärten in aller Welt wird wie wild gezüchtet und dies der Öffentlichkeit als Beitrag zur Rettung bedrohter Arten verkauft. Dass es nur wenige koordinierte Zuchtprogramme gibt, dass längst nicht alle Zoos sich daran beteiligen, dass ein Großteil der in Zoos gehaltenen Arten gar nicht bedroht ist und auch mit Tierarten munter weiter gezüchtet wird, für die es längst keinen Platz mehr in irgendeinem anderen Zoo gibt, wird dabei verschwiegen.
Ebenso die Tatsache, dass die Auswilderung von Nachzuchten, die absolute Ausnahme darstellt. Der Anteil an Zoonachzuchten, die jemals wieder freigelassen wurden, dürfte unter ein Prozent liegen. Dies liegt nicht nur am Fehlen von Auswilderungsprogrammen und geeigneten Lebensräumen, sondern auch daran, dass die Tiere nach mehreren Generationen in Gefangenschaft die Fertigkeiten für ein Überleben in freier Natur verlernt haben. Sie sind nur noch traurige Abbilder ihrer wilden Artgenossen.

Dennoch wollen die Zoos an der Zucht festhalten und damit der Platz reicht, den „Überschuss“ töten. Dies sei ein Beitrag zur Aufklärung der Bevölkerung, über den Einsatz der Tiertötung als Strategie des Populationsmanagements, heißt es in der jüngsten Veröffentlichung. Und als Beispiel für ihre Auffassung, dass die Tötung gesunder Tiere akzeptabel sei, würdigen die Zoos ausgerechnet die Trophäenjagd wohlhabender westlicher Jäger*innen auf geschützte Tiere, wie Elefanten, als vermeintlichen Beitrag zum Artenschutz.
Tötung überzähliger Zootiere verstößt gegen das Tierschutzgesetz
Unverhohlen zeigt sich hier ein ebenso zynisches, wie überholtes, anthropozentrisches Weltbild, dass den Menschen als Mittelpunkt sieht – ohne Rücksicht auf Tiere und Natur. Dabei sollten gerade die Zooverantwortlichen wissen, dass Tiere mehr sind, als Populationen und wandelnde Genreserven. Sie sind fühlende, intelligente Lebewesen, die enge Bindungen aufbauen, ihre eigene Sprache haben und für die Zukunft planen.
Und daher ist es falsch, gesunde Tiere zu töten, wenn der Platz nicht reicht. Auch nach dem deutschen Tierschutzgesetz. Dies machte das Oberlandesgericht Naumburg bereits 2011 deutlich, als es einen Zoodirektor und zwei Mitarbeiter wegen der Tötung dreier gesunder, nicht reinerbiger Tigerbabys verurteilte. Das Gericht befand, es sei nicht gestattet, im Zoo geborene Jungtiere, die nicht zur Erhaltung ihrer Art beitragen könnten, aus diesem Grund umzubringen.
Seither versuchen Zooverantwortliche die öffentliche Meinung und die Politik dahingehend zu beeinflussen, dass die Tötung von ungewollten Tieren legalisiert wird. Pro Wildlife fordert, dass Zoos dazu verpflichtet werden Tiere nur dann zu züchten, wenn sie für die Nachkommen auch eine artgemäße Unterbringung gewährleisten können. Bitte unterstützen Sie uns dabei und unterschreiben Sie unsere Petition!
Zoologische Gärten müssen verpflichtet werden, Tiere nur dann zu züchten, wenn sie für die Nachkommen auch eine artgemäße Unterbringung gewährleisten können. Jetzt die Petition unterschreiben!
Autorin: Laura Zodrow
Veröffentlicht am: 20. Januar 2025
Weitere Informationen:
PNAS Vol. 122 (1): Zoos must embrace animal death for education and conservation