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Der Wunsch, wilden Tieren nahe zu kommen – sie zu berühren, zu füttern oder mit ihnen ein Selfie zu machen – fasziniert viele Reisende. Der Wildtiertourismus boomt weltweit: Ob Elefantenreiten in Thailand, Spaziergänge mit Löwen in Südafrika oder das Füttern von Affen an Tempeln in Bali – Tierbegegnungen zählen oft zu den Highlights einer Reise. Doch dabei werden die Gesundheitsrisiken im Wildtiertourismus häufig unterschätzt: Der enge Kontakt mit Wildtieren kann gefährlich sein – sowohl für den Menschen als auch für das Tier.
Gesundheitsrisiken im Tourismus: Wenn Nähe krank macht
Zahlreiche Wildtiere tragen Krankheitserreger in sich, die auf den Menschen übertragen werden können. Solche Zoonosen – also Infektionskrankheiten, die zwischen Tier und Mensch übertragbar sind – machen über 75 % aller neu auftretenden Infektionskrankheiten aus und mehr als 70 % stammen von Wildtieren.
Im Wildtiertourismus besteht ein erhöhtes Risiko der Übertragung ansteckender Krankheiten, da Reisende Wildtieren häufig in unzureichend kontrollierten Umgebungen begegnen. Kommerzielle Einrichtungen wie Elefantencamps oder Selfie-Spots mit Raubkatzen achten oft nicht auf Hygiene und Schutzmaßnahmen. Gleichzeitig führt ständiger Menschenkontakt zu Stress bei den Tieren – was ihre Krankheitsanfälligkeit und die Ausscheidung von Erregern erhöht.

Ob Viren, Bakterien, Parasiten oder Pilzen, die Übertragungswege sind vielfältig: Sie reichen von direkten Berührungen, Bissen oder Kratzern bis hin zur Ansteckung über Tröpfchen, Kot, Urin oder blutsaugende Insekten wie Mücken oder Zecken. Zu den bekanntesten Zoonosen zählen unter anderem Tollwut, Salmonellose, Vogelgrippe, SARS, Toxoplasmose, Hantavirus-Erkrankungen oder auch das hochansteckende Ebola-Virus.
Eine besonders unterschätzte Gefahr im Wildtiertourismus stellt die Tuberkuloseübertragung durch Elefanten in Gefangenschaft dar. Diese Tiere können an einer Form der mykobakteriellen Tuberkulose leiden, die für Menschen ansteckend ist – und zwar über Tröpfcheninfektion, etwa beim Ausatmen oder Niesen. Das Risiko ist deshalb so hoch, weil infizierte Elefanten oft keine oder nur sehr spät Symptome zeigen und dennoch für touristische Aktivitäten wie Reiten, Waschen, Streicheln oder Füttern eingesetzt werden.
Auch Krankheiten wie Salmonellose, übertragen durch Reptilien- oder Vogelkot, oder parasitäre Infektionen, die durch Hautkontakt oder Wasser entstehen, sind reale Gefahren. Wer sich Wildtieren nähert, setzt sich bewusst oder unbewusst einer Vielzahl von Gesundheitsrisiken im Tourismus aus.

Sicherheitsrisiken: Wildtiere sind keine Kuscheltiere
Neben der Übertragung von Krankheiten kann es im Wildtiertourismus auch zu Unfällen und Verletzungen kommen. Auch wenn Tiere in Touristenattraktionen scheinbar zahm wirken – sie sind und bleiben wilde Tiere mit natürlichen Instinkten. Stress durch Gefangenschaft, fehlende Rückzugsmöglichkeiten und permanenter Menschenkontakt erhöhen das Risiko unvorhersehbarer Reaktionen.
Beispiele:
- Elefantentourismus: Elefanten werden oft unter Zwang „trainiert“. Stress und Schmerz führen immer wieder zu aggressiven Ausbrüchen mit schweren Folgen.
- Selfies mit Raubkatzen: In vielen Ländern können Tourist*innen Fotos mit Tigern, Löwen und Co. Machen. Häufig werden die Tiere mit Drogen ruhiggestellt oder durch Misshandlungen unter Kontrolle gehalten. Trotz aller Manipulation kommt es immer wieder vor, Tiere unerwartet reagieren und Tourist*innen verletzt werden.
- Affenfütterung: Affen, die regelmäßig von Menschen gefüttert werden, verlieren ihre natürliche Scheu. Es kommt zu aggressivem Verhalten, Diebstahl, Bissen – und damit zur Infektionsgefahr.

Was Sie tun können
Bewundern Sie Wildtiere, ohne sie zu berühren und schützen Sie so Mensch und Tier. Wer Tiere in ihrer natürlichen Umgebung aus sicherer Distanz beobachtet, schützt nicht nur sich selbst vor Krankheiten und Unfällen, sondern trägt auch zum Schutz der Tiere bei. Hier einige Tipps für verantwortungsvollen und sicheren Wildtiertourismus:
- Verzichten Sie auf direkten Kontakt mit Wildtieren – auch wenn ein Anbieter dies anbietet. Hände weg von Reiten, Waschen, Streicheln oder Füttern!
- Meiden Sie Wildtier-Attraktionen, die Tiere in Gefangenschaft halten oder dressieren – dazu gehören Shows, Fotos mit Raubtieren, Elefantentourismus oder Schlangenbeschwörer.
- Informieren Sie sich über Gesundheitsrisiken im Reiseland – z. B. beim Auswärtigen Amt oder Tropeninstituten und lassen sie sich ggf. impfen.
- Buchen Sie nur bei seriösen Anbietern, die auf Abstand, Schutz und natürliche Beobachtung achten – zum Beispiel durch Fernglas-Safaris oder Naturwanderungen mit ausgebildeten Guides.
- Halte immer ausreichend Abstand, selbst wenn Wildtiere von sich aus auf dich zukommen.
Das tut Pro Wildlife
Pro Wildlife informiert Reisende und Reiseveranstalter über die Tier- und Artenschutzprobleme im Wildtiertourismus und gibt >> Tipps, worauf sie im Urlaub achten sollten. Zusätzlich setzen wir uns für strengere Gesetze und Verbote im Handel mit Wildtieren ein und helfen diese international zu schützen.