Käfigtauchen – Der Nervenkitzel mit dem Weißen Hai

Abenteuer oder Eingriff in die Natur? Was beim Käfigtauchen wirklich passiert

Käfigtauchen – Der Nervenkitzel mit dem Weißen Hai

Käfigtauchen verspricht Adrenalin pur: Auge in Auge mit dem größten Raubfisch der Erde – dem Weißen Hai. Diese außergewöhnliche Erfahrung steht bei vielen Abenteuerlustigen auf der Bucket-List. Doch was auf den ersten Blick nach einem spannenden Naturerlebnis aussieht, hat auch eine Schattenseite.

Was ist Käfigtauchen?

Beim Käfigtauchen steigen Hai-Fans in einen Metallkäfig, der an der Seite eines Bootes ins Wasser gelassen wird. In Hotspots wie Südafrika oder Australien wird diese Touristenattraktion regelmäßig angeboten. Meist wird geschnorchelt, da der Käfig teilweise aus dem Wasser ragt. Um Haie anzulocken, setzen viele Anbieter auf sogenannte Köder (Chum) – eine Mischung aus Fischabfällen und Blut.

Die Folgen von Käfigtauchen

Für den Menschen:

  • Sicherheitsrisiko: Auch wenn die Metallkäfige einen stabilen Eindruck machen, kommt es immer wieder zu Unfällen, bei denen die angelockten Haie versuchen, in die Käfige zu gelangen. Manchen gelingt dies auch. Der Käfig kann dann zur Todesfalle werden, aber auch der Hai kann zwischen den Metallstangen steckenbleiben und sich schwerwiegende Verletzungen zuziehen.
  • Gefährliche Verknüpfungen: Das regelmäßige Ködern kann dazu führen, dass Haie Boote oder Menschen mit der Erlangung von Futter verknüpfen. Dies kann beispielsweise zur Gefahr für Taucher werden, die mit ähnlichen Booten aufs Meer hinausfahren.
Haitauchen, Südafrika
Haitauchen, Südafrika © waterotter

Für Haie:

  • Verhaltensänderung: Haie verändern ihr Verhalten in Käfigtauch-Hotspots. Eine Studie aus Australien belegte verschiedene Anpassungen bei Weißen Haien. Zum einen wurden nach einer Zunahme der Anbieter auch eine zunehmende Zahl an Haien gesichtet. Zum anderen blieben die Haie länger in der Gegend und hielten sich insbesondere im Bereich der Tauchspots auf. Darüber hinaus wurden Änderungen im Tagesrhythmus bezüglich der Lebensraumnutzung festgestellt.
  • Energieverschwendung: Da Haie einen extrem gut entwickelten Geruchssinn besitzen – sie können einen Tropfen Blut in einer Wassermenge der Größe eines olympischen Schwimmbeckens wahrnehmen – werden sie durch die Köder auch aus größeren Entfernungen angelockt. Bei Erreichen der wahrgenommenen Futterquelle erhöhen sie zugleich auch ihre Aktivität. Allerdings ist nach Branchenrichtlinien nur das Ködern nicht aber das Füttern der Haie erlaubt. Das bedeutet, dass die Haie maximal nur kleine Happen abbekommen, die vermutlich nicht die eingesetzte Energie kompensieren können. Dazu kommt, dass die Fischköder im Vergleich zu ihrer vornehmlichen natürlichen Nahrungsquelle fettreiche Robben wesentlich weniger Energie liefern.
Weißer Hai beim Käfigtauchen
Angelockt: Weißer Hai beim Käfigtauchen © ShaneMyersPhoto

Für das Ökosystem:

  • Störung des Gleichgewichts: Als Spitzenprädatoren regulieren Haie das Ökosystem. Sie fressen kranke Tiere und halten das Populationswachstum ihrer Beutetiere in Schach. Wenn sie allerdings durch Köder von ihrem natürlichen Jagdverhalten abgelenkt werden, können sie diese Aufgabe nur noch eingeschränkt wahrnehmen. Die Balance gerät ins Wanken.
  • Ungewollte Konkurrenz: Der Einsatz von Ködern lockt nicht immer nur die Zielart an. Auf den Bahamas sollten eigentlich Hammerhaie angelockt werden. Nachdem Anbieter allerdings vermehrt Köder über Bord warfen, um die Hammerhaie auch zwischen den einzelnen Ausfahrten im Gebiet zu halten, kamen zunehmend Bullenhaie hinzu. Diese entwickelten ein aggressives Territorialverhalten und verdrängten die anderen Haie aus dem Gebiet.
  • Veränderung der Artenvielfalt: Wie zuvor erwähnt, locken Köder auch andere Arten an. Gleichzeitig kann die verstärkte Anwesenheit angelockter Haie und anderer Raubfische dazu führen, dass Beutetiere Vermeidungsverhalten zeigen und aus diesen Gebieten abwandern. Damit kann sich die Artzusammensetzung in diesen Gebieten nachhaltig verändern.

FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Käfigtauchen

Ist Käfigtauchen gefährlich?
Ja, trotz stabiler Käfige kann es zu Zwischenfällen kommen, wenn Haie versuchen, in den Käfig einzudringen.

Warum werden Haie angefüttert?
Um sicherzustellen, dass Touristen Haie zu Gesicht bekommen. Doch genau dieses Anfüttern ist problematisch.

Gibt es Alternativen zum Käfigtauchen mit Ködern?
Ja. Einige Anbieter verzichten auf Köder und setzen auf natürliche Sichtungen. Beispielsweise Hawaii hat das Füttern und Ködern von Haien bereits seit 2002 verboten. Ein wichtiger Schritt, um Käfigtauchen tatsächlich zu einem minimal-invasiven Naturerlebnis zu machen – zwar mit geringerer Erfolgsrate, aber höherem Respekt gegenüber dem Tier.

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