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Ob eine Entscheidung wirtschaftlicher, politischer oder gesellschaftlicher Natur ist – wir müssen stets Artenschutz, Klimawandel und Nachhaltigkeit im Blick behalten und uns darüber im Klaren sein: Wir alle sind ebenso betroffen wie verantwortlich – und es gibt noch viel zu tun!
Klima und Biodiversität gehören zusammen
Erderhitzung und der Verlust von Arten gehen Hand in Hand. Sie bedingen und verstärken sich gegenseitig. Beide Krisen werden von Politik und Gesellschaft zu oft isoliert betrachtet, müssen aber gemeinsam angegangen werden.
Tiere haben einen gewissen Toleranzbereich für Temperaturveränderungen, aber die aktuelle Erwärmung erfolgt zu schnell, um sich anpassen zu können. Wer kann, wandert ab – vor allem nach Norden oder in höhere Lagen. Sesshafte Arten, wie Korallen, stecken wortwörtlich fest.
Nie waren so viele Arten vom Aussterben bedroht wie heute. Der Teufelskreis: Die Erderwärmung, die Ausbeutung von Tieren und Pflanzen und die Zerstörung natürlicher Lebensräume beschneiden nicht nur die Biodiversität, sondern verringern auch die Kapazität von Organismen (vom Regenwald bis zum Phytoplankton) Kohlenstoff zu speichern und damit die Erderhitzung abzumildern.
Stressreaktion Korallenbleiche
Die Korallenbleiche wird bereits seit den 1970ern beobachtet. Aber in den letzten zwei Jahrzehnten nahm das Ausmaß dieser hitzebedingten Stressreaktion rasant zu. Globale Korallenbleichen in allen Weltmeeren wurden bislang vier verzeichnet, wovon die aktuelle wohl die schwerste werden wird: Bereits jetzt (Stand Mai 2024) sind fast 60 Prozent der Riffe betroffen – und jede Woche kommt laut der US-Behörde NOAA etwa ein Prozent hinzu. Wenn Korallen bleichen, bleibt eine Wüstenlandschaft zurück, in der Meeresbewohner weder Nahrung noch Schutz finden. Das ganze Ökosystem kollabiert.

- Umso wichtiger ist es, die Erderhitzung rasch und konsequent zu mindern und gleichzeitig unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten, unter anderem indem das Ziel der UN-Konvention zur Biodiversität von 30 Prozent Schutzgebieten zu Land und zu Wasser bis 2030 vollumfänglich umgesetzt wird!
Lebensraum und Konsumverhalten
Wildtiere haben auf Dauer nur eine Überlebenschance, wenn ihr Lebensraum erhalten bleibt. Doch genau der ist durch unser Konsumverhalten bedroht: Indonesiens Wälder weichen Palmöl-Plantagen. Teile des Amazonas-Regenwaldes werden zerstört, um Platz zu schaffen für Viehweiden und den Anbau von Soja als Viehfutter. Einwegplastik landet in den Meeren. Uralte südamerikanische Mahagonibäume werden zu Möbeln verarbeitet, Baumriesen auf Madagaskar als Holzkohle verheizt und in Schutzgebieten Afrikas werden seltene Rohstoffe abgebaut.
- Als Verbrauchende haben wir die Macht und die Verantwortung, gegenzusteuern – und auch die Politik muss mit verbindlichen Regelungen handeln, um den Raubbau an der Natur endlich zu stoppen. Bewusstsein hierfür zu schaffen, wird auch in Zukunft eine der wichtigsten Aufgaben sein.

Wir als Hauptverursacher
Deutschland und die EU sind zudem Hauptabsatzmärkte für Wildtiere als Haustiere, gehören zu den Spitzenreitern bei der Trophäenjagd auf gefährdete und geschützte Arten. Wir tragen Sportschuhe aus Känguruleder und Pelzkragen aus Kojoten, essen überfischte Meerestiere und wollen im Urlaub exotische Speisen von Froschschenkel bis Haifischsuppe probieren.
- Die direkte Ausbeutung von Tieren und Pflanzen ist eine der wichtigsten Ursachen für das Artensterben. Auch hier gilt: Die Ausbeutung von Wildtieren für Luxusprodukte bzw. Statussymbole muss gesellschaftlich verurteilt und rechtlich eingedämmt werden.

Lokal nachhaltig helfen
Da der Mensch zunehmend Raum für Siedlungen, Infrastruktur und Landwirtschaft in Anspruch nimmt, wird der Lebensraum für Wildtiere immer begrenzter – und Mensch-Tier-Konflikte häufiger. Lösungen für ein friedliches Miteinander müssen gefunden werden – und das sind nicht Abschüsse, sondern präventive Maßnahmen gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung. Wer die wichtige Rolle und den Beitrag indigener Völker und lokaler Gemeinschaften als Bewahrer der biologischen Vielfalt und als Partner bei deren Erhaltung und Wiederherstellung anerkennt, muss alternative Wirtschaftszweige und Einkommensquellen für sie ermöglichen.

In verschiedenen Schutzprojekten fördert Pro Wildlife Maßnahmen, um Lebensraum für Wildtiere zu erhalten und Konflikte zu reduzieren. In Tansania helfen wir in Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinden, Wanderrouten von Elefanten zu erhalten. In Kamerun haben frühere Wilderer alternative Einnahmequellen gefunden, indem sie Futterpflanzen an das benachbarte Affenwaisenhaus liefern. In Botswana helfen wir, Wildtiergebiete zu erhalten, Konflikte mit Löwen zu verhindern und die Lebensgrundlagen der Menschen zu erhalten, indem Ranger ausgebildet und Nutztiere gegen Löwenrisse geschützt werden.
- Die Einbeziehung lokaler Gemeinschaften in Artenschutz-Projekte ist ein wichtiger Schlüssel, um Mensch-Tier-Konflikte vorzubeugen und sie nachhaltig zu lösen. Die Koexistenz von Menschen und Wildtieren ist eine globale Thematik und betrifft auch uns – z.B. beim Zusammenleben mit Wolf, Luchs und Bär.