Die Plastikflut – Folge unseres Konsums
Plastik – einst als segensreiche Erfindung gefeiert, weil es leicht, robust und lange haltbar ist – hat sich zum Fluch unserer Konsumgesellschaften entwickelt. Die Folgen der Vermüllung für Umwelt und Tiere sind verheerend. Plastikmüll verteilt sich allerorts in der Natur, eine Plastikflut überzieht die Ozeane, sogar im Himalaya türmen sich Berge aus entsorgten PET-Flaschen.
Schon die Herstellung von Kunststoff ist aufwendig und umweltschädlich; die fertigen Plastikprodukte bauen sich zudem in der Natur nicht oder teils erst nach Hunderten von Jahren ab. Die Folgen sehen wir weltweit an verschmutzten Meeren, Wäldern und Wegen sowie an den an Plastik gestorbenen Tieren. Andere Auswirkungen sind für uns unsichtbar, wie das Beispiel Mikroplastik in unserem Essen, in der Luft und sogar in unseren Körpern zeigt.

Müllexporte sind keine Lösung
Im Jahr 2022 exportierte Deutschland 745.100 Tonnen Plastikmüll. Damit bleibt Deutschland EU-weit trauriger Spitzenreiter, weltweit sind wir auf dem dritten Platz. Zwar gingen die deutschen Müllexporte in den letzten zehn Jahren um 51% zurück, doch das reicht nicht aus. Deutschland darf sein Müllproblem nicht länger auf andere Länder abschieben.
Bis 2017 war China der größte Abnehmer für europäischen Plastikmüll. Doch das Land erstickte in Abfällen und stoppte 2018 die Importe von unsortiertem und nicht-recycelbarem Kunststoffmüll. Auch Malaysia, das seither zur externen „Müllkippe“ Europas wurde, hat schon wiederholt unsortierten Plastikmüll nach Europa und Nordamerika zurückgeschickt.
Vermüllung der Meere
Die Meere der Welt sind voll mit Plastikmüll – im Wasser, am Strand, am Meeresgrund. Mehr als 150 Millionen Tonnen sind es schätzungsweise schon.
Forschende haben mithilfe von ferngesteuerten Unterwasserfahrzeugen den Plastikmüll im Meer untersucht. (Quelle: ScienceDirect, April 2024) Sie fanden heraus, dass die Plastikverschmutzung am Meeresboden bis zu 100-mal größer sein könnte als die an der Meeresoberfläche. Wir sehen also nur die Spitze des Eisbergs:

Plastik als Todesfalle für Wildtiere
Bis zu neun Millionen Tonnen Plastik landen schätzungsweise jährlich im Meer – das entspricht einer LKW-Ladung pro Minute. Flüsse spülen den Müll ins Meer, der Wind verweht Kunststoffe aus Deponien, Urlauber lassen ihre PET-Flaschen und Chipstüten am Strand zurück. Landet der Plastikmüll am und im Meer bringt das die Tiere dort oft in Lebensgefahr:
So tötet Kunststoffmüll Wildtiere
- Ein 2019 gestrandeter Pottwal hatte 40 kg Plastik in seinem Bauch.
- In Thailand fand man im Magen eines abgemagerten Grindwals 80 Plastiktüten und anderen Müll.
- In allen 401 Seevögeln, die während einer Doktorarbeit seziert wurden, fanden sich mehrere Stücke Plastik im Magen.
- Seehunde verfangen sich in Kunststoffringen, die sie am Schwimmen und somit am Jagen behindern.
- Meeresschildkröten verschlucken Plastiktüten.
- Auch Landtiere sind betroffen: In Asien fressen Elefanten z.B. auf Deponien immer wieder Plastikmüll und sterben zum Teil daran.
Ob durch Strangulation oder Verhungern: Plastikmüll verursacht einen langsamen, qualvollen Tod. Schätzungen zufolge sterben jährlich mehr als 100.000 Meeressäuger und eine Million Seevögel durch Plastikmüll. Auch Meeresschildkröten, Fische und sogar Wirbellose, wie Quallen, sind Opfer der zunehmenden Vermüllung.
Jedes Stück Plastik, das eingespart wird, verbraucht weniger Ressourcen und landet nicht im Müll. Ein Beispiel: 2017 lebten in Deutschland etwa 71,6 Millionen Menschen über 14 Jahren. Gehen wir davon aus, dass ein durchschnittlicher Mensch eine Flasche Shampoo alle zwei Monate verbraucht, sind das sechs Flaschen pro Jahr. Wenn nur 1% der über 14-Jährigen auf verpackungsfreie Haarseife oder festes Shampoo umsteigt, werden pro Jahr knapp 4,3 Millionen Plastikflaschen eingespart.
Hinzu kommen Plastikzahnbürsten, Cremetuben, Cremedosen und vieles mehr im nicht-plastikfreien Bad. Nicht zu vergessen der Kunststoff, den wir in der Küche verwenden, wie die zahllosen Nudelverpackungen, PET-Flaschen, Verpackungsfolien um Obst und Gemüse usw. … Eine unvorstellbare Menge an Kunststoff, die entsorgt, verwertet und im besten Fall recycelt werden muss. Und im schlimmsten Fall in den Gewässern landet. Wir alle können etwas dagegen tun – jeden Tag.
Unsere Forderungen
- Verbot von Einwegplastik-Artikel
Das seit 2021 geltende Einwegplastik-Verbot der EU betrifft nur einige Kunststoffartikel (wie Einwegbesteck, Wattestäbchen mit Plastikschacht, Strohhalme und To-Go-Becher aus Kunststoff) und ist nur ein Anfang. Überfällig ist ein Verbot von z.B. Einweg-Getränkekartons und PET-Flaschen. - Exportverbot für unseren Plastikmüll
Deutschland darf sein Müllproblem nicht an ärmere Länder abschieben und dort zur Vermüllung der Landschaft beitragen. Hierzulande produzierter und verwendeter Plastikmüll muss auch hier recycelt werden. - Strengere Auflagen und Verursacherprinzip für die Plastik-Hersteller
Die Verpackungsindustrie profitiert bislang von den laxen Auflagen und produziert munter weiter ihren Plastikmüll. Stattdessen braucht es eine Verpflichtung für den Handel v.a. zur Reduzierung, aber auch zur Wiederverwendung von Plastikverpackungen sowie eine Kostenbeteiligung der Verursacher bei der Bekämpfung der Naturschäden durch Plastik.
Helfen Sie mit, gegen die Plastikflut anzugehen:
- Kaufen Sie möglichst verpackungsfrei ein.
- Helfen Sie mit bei CleanUp-Aktionen und aktivieren Sie Ihren Freundes- und Familienkreis.
- Wollen Sie beim Lieblingsrestaurant Ihr Essen abholen? Fragen Sie, ob Sie Ihre eigene Transportbox mitbringen können.
Pro Wildlife brachte Ideen und Anregungen bei einer öffentlichen Konsultation der EU-Kommission ein, wie die Plastikschwemme in den Meeren reduziert werden kann. Doch bis die EU hier tatsächlich die Reißleine zieht, bleibt es an uns Verbraucher*innen, etwas zu ändern.
Unser Tipp: Plastik-Scout werden! Plastiksünden dokumentieren, sich an die jeweilige Zentrale der Handelskette wenden und auch Pro Wildlife die Fotos zuschicken.
2011
Die Europäische Union startet erstmals eine öffentliche Befragung zum Thema Plastiktüten. Stellungnahmen von Pro Wildlife und anderen Organisationen bestätigen die Notwendigkeit EU-weiter Regelungen.
2018
Die EU startet eine weitere öffentliche Konsultation, diesmal zum Thema Plastik-Vermüllung der Meere und der Rolle von Einwegplastikartikeln. Pro Wildlife und viele andere Naturschutzorganisationen drängen auf ein Verbot. 2019 beschließt die EU eine erste Richtlinie, die 2021 in Kraft tritt (s.u.).
2020
Der Bundestag beschließt ein Verbot für Plastik-Tragetaschen. Das Gesetz tritt zum 1.1.2022 in Kraft.
2021
Das EU-weite Verbot von diversen Einwegplastikartikeln tritt in Kraft. Ein Anfang – auch wenn die Liste nicht vollständig ist und deutlich mehr Plastikartikel verboten werden müssten.