Einzelhandelsketten stoppen den Verkauf von Känguruprodukten

Kaufland, Real, Lidl, V-Markt und Tierfutterhersteller Bewital nehmen Kängurufleisch aus dem Sortiment

München, 22. Oktober 2020. Pünktlich zum World Kangaroo Day am 24. Oktober haben Tierschützer ein erstes Etappenziel im Kampf gegen die Kängurujagd erreicht: Die vier Lebensmittel-Einzelhandelsketten Kaufland, Lidl, Real und V-Markt sowie der Tierfuttermittelhersteller Bewital haben sich dazu entschlossen, den Verkauf von Kängurufleisch zu stoppen. „Das ist ein großer Erfolg für die Kängurus“, erklärt Daniela Freyer von Pro Wildlife. „Leider setzen aber Anbieter wie Metro, dm-drogerie markt oder Fressnapf weiterhin auf Kängurufleisch. Auch Känguruleder wird noch immer für den deutschen Markt verarbeitet: Wie in Schuhen von adidas und Puma. Diese Unternehmen befeuern die Nachfrage und damit auch die grausame Jagd.“

Pro Wildlife hatte gemeinsam mit weiteren deutschen Organisationen insgesamt 17 Unternehmen aufgefordert, auf Produkte aus Känguru zu verzichten. Alle Lebensmitteleinzelhandelsketten und ein Futtermittelhersteller ließen sich jetzt überzeugen. „Wir freuen uns sehr, dass diese Unternehmen umdenken“, sagt Daniela Freyer. „Die verheerenden Buschbrände 2019, von denen über drei Milliarden Wildtiere betroffen waren, haben sicherlich dazu beigetragen, für das Leiden der Kängurus zu sensibilisieren.“ Als weiteres großes Unternehmen hat auch Kölle-Zoo angekündigt, nach einer Übergangsfrist auf den Verkauf von Kängurufleisch zu verzichten.

In Australien werden jedes Jahr rund 1,6 Millionen Kängurus erschossen, um sie zu Lederprodukten, Tierfutter und Steaks zu verarbeiten. Die nächtliche Jagd ist besonders grausam und mit deutschen und europäischen Tierschutzvorschriften nicht vereinbar: Regelmäßig werden auch weibliche Tiere getötet, sodass auch die vom Muttertier abhängigen Jungtiere sterben. Außerdem kommt es bei der Jagd häufig zu Fehlschüssen, die die Tiere schwer verletzen und qualvoll verenden lassen.

Die internationale Kampagne, an der sich Organisationen aus Australien, den USA sowie Europa beteiligen, hat bereits zahlreiche europäische Unternehmen zum Umdenken bewegt: Sämtliche belgische sowie führende französische und englische Einzelhandelsketten haben den Verkauf von Kängurufleisch eingestellt. In Italien haben die Bekleidungsunternehmen Prada, Versace, Diadora und Ferragamo den Verzicht auf Känguruleder erklärt. „Für den deutschen Markt müssen Kängurus noch immer für Sportschuhe und Tierfutter sterben. Deutsche Unternehmen sind weltweit die drittgrößten Importeure und müssen endlich Verantwortung übernehmen, um das Abschlachten von Australiens einzigartigen Wildtieren zu stoppen“, so Daniela Freyer.

Hintergrundinformationen

  • Hier können Sie einen Überblick zu den befragten Unternehmen und ihren Reaktionen herunterladen.
  • Werden weibliche Tiere getötet, sterben auch die vom Muttertier abhängigen Jungtiere, die zurückgelassen werden und verhungern oder verdursten. Im Beutel der Kängurus befindliche Jungtiere werden von den Jägern getötet, meist indem ihre Köpfe gegen Fahrzeuge geschlagen werden.
  • Die offiziellen Bestandsschätzungen und Abschussquoten der Regierung sind laut Experten stark überhöht: So würden Zählungen selektiv in Bereichen mit hohen Bestandsdichten oder niedrigen Abschussraten erfolgen und auf andere Bereiche hochgerechnet, ohne dort Populationsdichte, Landnutzung und Vegetationstyp zu berücksichtigen. Letztendlich ist unbekannt, wie viele Kängurus es in Australien gibt.
  • Diese Organisationen fordern gemeinsam mit Pro Wildlife in einem Schreiben an adidas und PUMA einen Stopp der Verarbeitung von Känguruleder: animal public e.V., Bundesverband Tierschutz (BVT) e.V., Bund gegen Missbrauch der Tiere (bmt) e.V., Deutscher Naturschutzring (DNR), GAIA – Global Action in the Interest of Animals, Kangaroos Alive, PETA Deutschland e.V., VIER PFOTEN Deutschland
  • Auch der Bundesverband „Die Verbraucherinitiative e.V.“ rät in seinem Mitgliedermagazin zum Verzicht von Känguruprodukten: Es bestünde das Risiko, „dass die Tötung des Kängurus, von dem das Erzeugnis stammt, für das Känguru qualvoll verlief, das Fleisch oder Leder von einem weiblichen Tier abstammt, welches mindestens ein Junges hatte, das Känguru aus einer bedrohten Population stammte, das Fleisch mit Bakterien belastet sein könnte.“ (Verbraucher Konkret 3/2020)

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