Discount-Jagd auf Elefanten in Botswana

Wilderei grassiert weiterhin

München, 23. September 2019. Im Mai kündigte Botswanas neue Regierung an, das seit 2014 geltende Jagdverbot aufzuheben. Jetzt wurde die Trophäenjagd wieder freigegeben – mit Discount-Preisen für den Abschuss von Elefanten: umgerechnet 1.644 Euro sollen ausländische Jäger als Gebühr an die Regierung bezahlen, für einheimische Jäger werden sogar nur 657 Euro fällig. Andere Regierungen erheben deutlich höhere Gebühren. Insgesamt zahlen Jäger etwa 40.000 Euro für das umstrittene Vergnügen, einen Elefanten zu töten und die Stoßzähne als Trophäe zu exportieren. Die erste Jagdzeit findet zwischen 3. September und 30. November statt, die Lizenzen werden in einer Lotterie verlost. Als Gründe für die Wiedereinführung der Jagd hatte die Regierung vor allem die Generierung von Einkommen für die Landbevölkerung sowie angeblich wachsende Konflikte zwischen Kleinbauern und Tieren genannt. Bereits jetzt kursieren Jagdangebote im Internet, die nicht im Einklang mit den Vorschriften sind, die Pro Wildlife vorliegen.

„Botswanas neue Regierung treibt mit ihrer Politik den Ausverkauf der Natur voran. An der Trophäenjagd bereichern sich vor allem Jagdreiseveranstalter. Die Menschen, die in den Jagdgebieten leben, erhalten bestenfalls Almosen. Gleichzeitig setzt die Regierung die blühende Wildtier-Tourismus-Branche des Landes aufs Spiel. Lebende Elefanten generieren ein Vielfaches an Einnahmen und Arbeitsplätzen als Tote“, so Daniela Freyer von der Artenschutzorganisation Pro Wildlife. So kann der Fototourismus pro Elefant und Jahr Einnahmen von mehr als 20.000 Euro erzielen. Laut Informationen der Weltnaturschutzorganisation IUCN schafft der Safari-Tourismus in Botswana 39 mal mehr Arbeitsplätze als die Großwildjagd – im ganzen Land verdienten im Jahr 2009 nur 1.000 Menschen an der Jagd. Der Tourismus-Sektor Botswanas ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und wurde eine bedeutende Einkommensquelle. „Touristen besuchen Botswana wegen seiner einzigartigen Natur und reichen Tierbestände. Die Wiedereinführung der Jagd und die grassierende Wilderei schrecken Touristen ab“, so Freyer.

Wilderei um 600 Prozent angestiegen

Eine Ende Juli 2019 veröffentlichte Studie belegt einen Anstieg der Elefanten-Wilderei in Botswana um knapp 600 Prozent zwischen 2014 und 2018. Aktuelle Berichte belegen, dass die Wildereikrise weiter anhält. Botswanas Regierung hatte ursprünglich versucht, die Wissenschaftler an der Veröffentlichung der Zahlen zu hindern und dementierte diese.

Botswanas neuer Präsident scheint mit seinem Feldzug gegen Elefanten vor allem darauf abzuzielen, bei den Neuwahlen am 23. Oktober Wählerstimmen im ländlichen Raum zu gewinnen. Unter dem früheren Präsidenten Ian Khama hatte sich Botswana zum Vorreiter in Sachen Wildtierschutz entwickelt. Er hatte sein Amt 2018 an seinen Parteifreund Mokgweetsi Masisi übergeben, der seither das Jagdverbot aufkündigte, die Aufhebung des internationalen Handelsverbots für Elfenbein beantragte und Staatsgäste mit aus Elefantenfüßen gefertigten Hockern beschenkte. Der neue und der alte Präsident haben sich mittlerweile auch angesichts konträrer Positionen im Wildtierschutz überworfen, Khama unterstützt im Wahlkampf die Opposition.

„Elefanten dürfen nicht zum politischen Spielball werden. Dass der Reichtum des Landes ungleich verteilt ist und Teile der Landbevölkerung bisher vernachlässigt wurden, lässt sich nicht lösen, indem man reiche Ausländer bedrohte Arten abschießen lässt und an die Menschen vor Ort Almosen verteilt. Eine bessere Beteiligung der Landbevölkerung an Einnahmen aus Bodenschätzen und Tourismus und die Förderung der Koexistenz zwischen Menschen und Wildtieren scheinen deutlich vielversprechender“, so Freyer. Botswana ist eines der reichsten Länder in Afrika, gehört global gesehen zu den Ländern mit gehobenem, mittleren Einkommen und hat eine Gesamtbevölkerung von nur 2,2 Millionen Menschen. Allerdings ist der – vor allem aus dem Diamanten-Abbau stammende – Reichtum sehr ungleich verteilt.

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