Südafrika: Auktion gefährdet Nashörner

Versteigerung von Rhino-Horn geplant – Nashorn-Besitzer will Genehmigung gerichtlich erzwingen

München, 18. August 2017.

Der Nashornbesitzer John Hume will vom 21. August an in der „ersten legalen Auktion Südafrikas“ einen Teil seiner sechs Tonnen Nashorn-Horn online versteigern. Die erforderlichen Genehmigungen will Hume noch heute per Gerichtsentscheid erstreiten. Die Artenschutzorganisation Pro Wildlife befürchtet, dass die Auktion die Nachfrage weiter anheizt und Schmuggel und Wilderei eskalieren lassen wird. International ist der Handel mit Nashorn seit 1977 durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) verboten. „Wir befürchten, dass die geplante Auktion, auf der Rekordpreise für das Horn erzielt werden sollen, die Ausrottung der Nashörner vorantreibt“, erklärt Freyer. „Eine Unterscheidung zwischen legal erworbenem und gewildertem Horn ist unmöglich. Der Verkauf von Nashorn-Horn in Südafrika spielt vor allem Wilderern und kriminell organisierten Schmuggler-Syndikaten in die Hände und unterminiert alle Bemühungen, die Nachfrage in den illegalen Absatzmärkten in Asien einzudämmen“, so Daniela Freyer von Pro Wildlife.

Im April hatte das südafrikanische Verfassungsgericht das bisher geltende Verbot des Handels mit Nashorn-Horn innerhalb Südafrikas aus formalen Gründen gekippt. Das Urteil geht zurück auf eine Klage von John Hume und einem weiteren Nashornbesitzer. Sie möchten ihre wertvollen Lagerbestände von Horn, das lebenden Tieren regelmäßig entfernt wird, verkaufen. Hume hat mit 1.500 Nashörnern den größten privaten Bestand weltweit. Die Einnahmen der Auktion will er angeblich für seine eigenen Bemühungen zur Zucht und zum Schutz seiner Tiere verwenden.

In Südafrika gibt es so gut wie keinen Markt für das Horn. In Vietnam und China allerdings ist die Nachfrage für vermeintliche Heilmittel sowie als Statussymbol in den letzten Jahren stark gestiegen. Ein Kilogramm Nashorn kann auf dem Schwarzmarkt bis zu 60.000 Dollar erzielen. „Es ist perfide, dass die Auktions-Website in Chinesisch und Vietnamesisch online ist und aktiv um Käufer aus diesen Ländern wirbt – obwohl in diesen Ländern und international der Handel mit den vom Aussterben bedrohten Nashörnern streng verboten ist.  Damit werden Schmuggler und kriminelle Syndikate geradezu herausgefordert“, so Freyer.

Seit 2007 wurden in Afrika mehr als 7.000 Nashörner gewildert, 85 Prozent davon in Südafrika. Die meisten Tiere sind in Staatsbesitz. „Wir appellieren an die Regierung von Südafrika, den geplanten Verkauf zu stoppen und das nationale Handelsverbot wieder in Kraft zu setzen. Die nur noch 25.000 Nashörner in Afrika und 3.600 Tiere in Asien haben keine Überlebenschance, wenn skrupellose Händler die Nachfrage nach Horn weiter ankurbeln. Sie bedienen einen absurden Mythos um ein Wundermittel, das nachweislich keinerlei medizinische Wirkung hat, aber das Überleben der Nashörner in Afrika und Asien aufs Spiel setzt“, so die Pro Wildlife Sprecherin.

Kauf und Verkauf des Horns sind innerhalb Südafrikas nur mit behördlicher Genehmigung möglich. Das Umweltministerium erklärte am 17.August, es habe noch keine Genehmigung erteilt, lehne den Handel aber grundsätzlich nicht ab. John Hume will die Ausstellung der Permits noch heute per Gerichtsentscheid erzwingen. Bis vor kurzem hatte das Umweltministerium das Handelsverbot noch vor Gericht verteidigt und vor den Gefahren einer Aufhebung gewarnt. Jetzt plant die Regierung eine neue Regelung zum Handel mit Rhino-Horn – diese ist jedoch noch nicht verabschiedet. Auch eine staatliche Datenbank zur Registrierung und Markierung aller Hörner ist bisher nicht fertig gestellt. Seit Jahren stehen zudem die Korruption in Südafrika bis in höchste Regierungskreise sowie die unzureichende Strafverfolgung von Drahtziehern im illegalen Nashorn-Handel in der Kritik. Aus Südafrika heraus geschmuggeltes Horn wird bereits jetzt immer wieder im Ausland beschlagnahmt – zuletzt in Amsterdam und Hongkong.

Die Vereinigung der privaten Nashornbesitzer in Südafrika will eine „Zentrale Verkaufsorganisation“ gründen, die den Nashorn-Käufern Anonymität zusichern soll. Einen Teil des Erlöses will sie zudem für Lobbyarbeit verwenden, um das geltende internationale Handelsverbot für Nashorn zu Fall zu bringen. „Ganz offensichtlich soll der extrem lukrative Handel mit Nashorn-Horn in Südafrika gegen alle Regeln der Vernunft durchgesetzt werden“, so die Pro Wildlife Sprecherin abschließend.

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