Japan dominiert die Walfang-Debatten.
Beim Thema Walfang dominiert Japan die internationalen Schlagzeilen – und lange Zeit tötete das asiatische Land auch mit Abstand die meisten Meeresriesen, bis es vor wenigen Jahren von Norwegen als Walfangland Nummer Eins abgelöst wurde. Doch bis heute verärgert Japans dreiste Vorgehensweise Diplomaten und Tierschützer gleichermaßen. Denn die Sündenliste des Landes ist lang – und gipfelte im Sommer 2019 darin, dass Japan die IWC verließ und seither ganz offiziell auf kommerzielle Waljagd geht.

Seiwale © Christin Khan NOAA
„Forschung“ mit der Harpune

Japanischer Walfänger © Australian Customs and Border Protection Service
Besonders kritikwürdig: Japan fing im Nordpazifik sogar Seiwale auf hoher See – dies ist nach den Vorgaben des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (englisch CITES) verboten, da es sich formal um einen Import handelt und das Land keinen Einspruch gegen das weltweite Handelsverbot für Seiwale eingelegt hat. 2018 drohten Japan deshalb sogar Sanktionen – was sicher ein Grund für Japans spätere Kehrtwende in seiner Walfangpolitik wurde (s.u.).
Dreiste Scheckbuchpolitik

Japanischer Walfänger © Australian Customs and Border Protection Service
Sogar Walfang im Schutzgebiet
Japans Walfang konzentrierte sich all die Jahre auf zwei Gebiete: vor den eigenen Küsten im Nordpazifik (Zwerg-, Sei- und Brydewale sowie einige Pottwale) und ausgerechnet im Walschutzgebiet um die Antarktis (vor allem Zwergwale, gelegentlich auch Finnwale). Die Exkursionen dorthin sind aufwändig und teuer, aber die Wale in den abgelegenen Antarktis-Gewässern sind weniger mit Schadstoffen belastet.

Japans Walfang im Antarktis-Schutzgebiet bis 2019
Rüge vom Internationalen Gerichtshof
Der Walfang im Antarktis-Schutzgebiet war Anlass für Australien und Neuseeland, Japan beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag zu verklagen. Mit Erfolg: Der IGH befand 2014 die Waljagd in der Antarktis als nicht-wissenschaftlich und damit illegal. Einer der Kritikpunkte dabei war die hohe Zahl von Walen, die für die japanischen „Studien“ getötet werden – weitere Schelte gab es für das Fehlen wissenschaftlich relevanter Ergebnisse.
Neue „Forschungsprogramme“ statt Ende der Jagd
Nach der Schlappe vor dem Internationalen Gerichtshof hoffte die Weltöffentlichkeit, dass Japans Walfang zumindest in der Antarktis eingestellt würde. Stattdessen pausierte Tokio nur eine Saison und arbeitete derweil zwei neue „Forschungsprogramme“ aus – mit weniger Arten und, zumindest in der Antarktis, weniger Individuen: Von 2016 bis 2019 waren unter „NEWREP-NP“ im Nordpazifik jährlich 134 Sei- und 174 Zwergwale zum Abschuss freigegeben, unter „NEWREP-A“ in der Antarktis jährlich 333 Zwergwale.

Japans Walfang im Nordpazifik bis 2018
Handel mit Walprodukten eskaliert
Japan hat gegen das weltweite CITES-Handelsverbot für Walprodukte formalen Widerspruch eingelegt und ist somit formaljuristisch nicht daran gebunden – wie auch die anderen beiden Walfang-Nationen Island und Norwegen. Seit Japan in der Antarktis weniger Wale fängt, haben die beiden nordeuropäischen Länder ihre Exporte von Walfleisch und Walspeck nach Japan drastisch ausgebaut.
Trauriger Höhepunkt 2019: Japan verlässt IWC und beginnt kommerzielle Waljagd
Im Dezember 2018 kündigte Japan seinen Austritt aus der IWC und vermeldete, nach Ablauf der sechsmonatigen Kündigungsfrist (also dem 30. Juni 2019) mit der kommerziellen Waljagd auf Sei-, Bryde- und Zwergwale beginnen zu wollen. Seit dem 1. Juli 2019 ist die Jagd auf Küstengewässer und die ausschließliche Wirtschaftszone (EEZ) von 200 Seemeilen beschränkt. Laut eigenmächtig gesetzter Fangquote sind 227 Wale (150 Bryde-, 52 Zwerg- und 25 Seiwale) anvisiert. Auch wenn damit deutlich weniger Wale als zuvor harpuniert werden, ignoriert Japan damit internationale Konventionen und stellt sich ins diplomatische Abseits.
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Walfang in Norwegen © Michael Tenten