Tee statt Tiger: Traditionelle Asiatische Medizin und Artenschutz.
Von Akupunktur bis zu Qigong – Die Traditionelle Asiatische Medizin ist in China eine 2.000 Jahre alte Heilkunst. Die TCM (Traditionelle Asiatische Medizin /Traditionelle Chinesische Medizin) ist jedoch in Verruf gekommen, weil viele Rezepturen hoch bedrohte Arten verwenden und damit Nashorn, Tiger, Kragenbären und viele andere Arten an den Rand der Ausrottung treibt.

Sibirischer Tiger © Roberto Isotti
Aussterben auf Rezept
Mehr als 100 TCM-Rezepte (TCM = Traditionelle Chinesische Medizin /Traditionelle Asiatische Medizin) verwenden Körperteile des Tigers. Diese sollen helfen, Leiden von Asthma bis Tollwut zu lindern sowie Abszesse und Krämpfe, Faulheit und Pickel zu heilen. Vom Tiger wird nahezu alles verwendet, was den Schwarzmarktwert von bis zu 100.000 Euro erklärt. Bärengalle hingegen soll Entzündungen und sogar Krebs heilen; Schuppentiere (auch Pangoline genannt) werden zur Behandlung von Hauterkrankungen, Ödemen und Blutstauungen eingesetzt. Rhino-Horn (reines Keratin, wie auch Fingernägel) gilt als Wundermittel gegen Fieber, Arthritis und Krebs. Viele weitere Rezepturen basieren auf Seepferdchen, Saiga-Antilopen, Seegurken und viele weitere gefährdete Arten. Getrocknete Plumploris und Geckos werden auf Märkten ebenso verkauft wie Haiflossen und Schlangengalle – der Übergang zwischen Medizin und vermeintlich stärkendem Essen ist fließend.

Schuppentiere sind durch die Traditionelle Asiatische Medizin bedroht
Alternativen zu bedrohten Arten
Für TCM-Rezepturen werden jährlich Millionen Wildtiere zu Pasten, Tonika und Tinkturen verarbeitet. Während die bekanntesten Arten wie Tiger, Nashorn und Bären in Europa weder legal erhältlich sind noch von hiesigen TCM-Ärzten verwendet werden, sind Schildkröten, Seepferdchen oder Schlangen sogar in Europa noch immer Bestandteile, die in TCM-Rezepturen enthalten sein können. Zwar wurden in den letzten Jahren viele dieser Arten unter Schutz gestellt, der Handel mit ihnen ist aber zu einem gewissen Umfang erlaubt, so dass die Bestände in der Natur noch immer geplündert werden. Organisationen in China setzen auf Kampagnen zur Nachfrage-Reduktion. Auch Pro Wildlife kooperiert u.a. mit der Gesellschaft für Traditionelle Chinesische Medizin, um TCM-praktizierende Ärzte für die Artenschutz-Problematik zu sensibilisieren und ökologisch verträgliche Alternativen zu zeigen, die z.B. auf Schlachtabfälle oder Nutzpflanzen zurückgreifen: So werden Kuhhörner statt Rhino-Horn empfohlen, pulverisierte Austernschalen statt dem Panzer von Weichschildkröten, Rinder- statt Tigerknochen, Ziegenhorn statt Saiga-Antilope, Hühner- statt Schlangen-Gallenblasen, Bockshornsamen statt Seepferdchen, Seifenbohnendornen statt Schuppentieren und Spargelwurzel statt Landschildkröten.
Die Kritik von außen zeigt Wirkung: Im März 2019 verkündete die Regierung in Peking, die Verwendung von Schuppentieren und Nashörnern in TCM-Rezepturen zu verbieten. Ein wichtiger erster Schritt mit starker Signalwirkung…
Was tut Pro Wildlife?
Pro Wildlife setzt auf zwei Ebenen an: Zum Einen muss der Handel mit bedrohten Arten beendet werden. Deshalb verhandelt Pro Wildlife beim Washingtoner Artenschutzübereinkommen (engl. CITES) mit, damit für immer mehr Arten strikte Handelsverbote beschlossen werden. Auf der Weltartenschutzkonferenz im September 2016 konnten wir dies für alle acht Schuppentier-Arten erreichen. Zum Anderen setzt Pro Wildlife auf ein Umdenken bei TCM-Ärzten und -Patienten und zeigt unbedenkliche Alternativen auf.