Jagd auf Kängurus stoppen

Australiens Wappentiere werden millionenfach zu Fleisch und Leder verarbeitet

Jagd auf Kängurus stoppen

Kängurus sind die australischen Wappentiere. Gleichzeitig werden jährlich etwa 1,6 Million Tiere getötet, um sie zu Hundefutter, Fleisch und Sportschuhen zu verarbeiten. Die Jagd auf Kängurus ist besonders grausam und mit den in Deutschland und Europa geltenden Tierschutzvorschriften nicht vereinbar. Pro Wildlife und seine Partner konnten bereits zahlreiche Erfolge gegen den Handel mit Känguruprodukten erzielen. Die Sportartikelhersteller NIKE, Puma, zahlreiche Modelabels sowie deutsche Lebensmittel-Einzelhändler haben angekündigt, keine Känguru-Produkte mehr zu verkaufen.

Erbarmungslose Jagd auf Australiens Nationaltier

Weit über 100.000 wilde Kängurus werden in Australien jeden Monat legal getötet. Von industriellen Schlachtunternehmen und Landwirten angeheuerte “Shooters“ schießen die Tiere nachts  und liefern sie an spezielle Schlachthäuser, die bis zu 4.000 Kängurus pro Tag verarbeiten. Die Tiere werden industriell ausgeschlachtet, um Hundefutter, Fleisch und Leder zu produzieren, das Australien in alle Welt exportiert. Alle Känguru-Produkte stammen von Wildtieren aus freier Natur, nicht aus Zucht. Gejagt werden vor allem die „Big Four“: das Rote Riesenkänguru, das Östliche und Westliche Graue Riesenkänguru sowie das Bergkänguru. Hintergrund dieses Feldzugs gegen die Kängurus ist, dass die in Australien heimischen Wildtiere seit der Besiedelung des Kontinents durch Europäer als Schädlinge galten, und in der Dank Klimakrise zunehmend trockenen Landschaft als Konklurrenten zur Landwirtschaft gesehen werden. Durch wissenschaftliche Fakten ist dies allerdings nicht belegt.

Erfolg gegen Känguru-Handel

Etwa 40 Prozent des Känguru-Fleisches wird ins Ausland exportiert und dort entweder als Haustierfutter, als exotische Delikatesse oder als Känguruleder angeboten. Der Großteil der Importe geht in die EU. Auch Deutschland gehörte bislang zu den großen Absatzmärkten. Doch das Blatt wendet sich: Immer mehr Unternehmen folgen dem Aufruf von Pro Wildlife und einer internationalen Tierschutz-Koalition und stoppen den Handel mit Känguruprodukten.

Kampagnenvideo „Stop selling cruel kangaroo leather shoes!“:

  • Puma und NIKE erklärten im März 2023, zukünftig auf Känguru-Leder („K-Leather“) zu verzichten. Mehrere Modelabels, darunter Versace, Prada und Diadora hatten Känguruprodukte bereits zuvor aus dem Sortiment genommen.
  • Deutsche Einzelhandelsketten (z.B. Aldi, Lidl, Kaufland, real und V-Markt), die Drogeriemarktkette dm sowie der Tierfuttermittelhersteller Bewital folgten unserer Aufforderung und nahmen Kängurufleischprodukte aus dem Sortiment. Allerdings bieten zahlreiche Tierfutterhändler (z.B. Fressnapf und Zooplus) weiterhin Kängurufleisch als Hunde- und Katzenfutter an.

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Unsere Forderung an adidas: Stoppt Känguru-Leder in Fußball-Schuhen

Grausame Jagd auf Kängurus bei Nacht

Die Tötung von Kängurus ist ausgesprochen grausam und nicht im Einklang mit Tierschutzstandards, wie sie in Deutschland und Europa gelten: Die Vorgaben der australischen Regierung fordern zwar, Tiere durch einen direkten Kopfschuss zu töten, um ihnen unnötiges Leid zu ersparen. Das ist aber häufig nicht der Fall, weil die Jagd im Dunkel der Nacht und im Akkord stattfindet. Die Jäger werden pro Kilo bezahlt und versuchen entsprechend so viele Tiere zu töten wie möglich. Untersuchungen von Tierschützern in Australien ergaben, dass längst nicht alle getöteten Kängurus durch einen Kopfschuss sterben, unzählige Tiere erleiden einen langen Todeskampf durch Körperschüsse. Werden weibliche Tiere getötet, sterben auch die vom Muttertier abhängigen Jungtiere, die zurückgelassen werden und verhungern oder verdursten. Die Tierschutz-Verfahrensregeln der australischen Regierung sehen explizit vor, im Beutel der Mutter befindliche Jungtiere mit einem Messer zu köpfen oder ihren Schädel durch einen kräftigen Schlag zu zertrümmern. Zynischer Weise wird diese archaische Praxis als „Euthanasie“ („guter Tod“) bezeichnet. In der Realität werden Kängurubabys üblicherweise getötet, indem ihre Köpfe gegen Fahrzeuge geschlagen werden.

Kängurus werden auf einem LKW enthauptet © Hopping Pictures
Kängurus werden auf einem LKW enthauptet © Hopping Pictures

Unhygienische Bedingungen stellen die Verarbeitung zu Fleisch in Frage:

  • Die Beuteltiere werden direkt im Outback, ohne behördliche Kontrollen ausgeweidet und ungekühlt auf offenen Fahrzeugen, ohne Schutz vor Fliegen oder Schmutz transportiert. Starke Hitze und weite Transporte erhöhen das Risiko für die Ausbreitung von Krankheitserregern.
  • Tests im Einzelhandel und Supermärkten zeigen häufig hohe Werte für Kolibakterien und Salmonellen. In Fleischproben in Deutschland und anderen Ländern wurden Rückstände von Milchsäure festgestellt. Diese wird üblicherweise benutzt, um das Fleisch von Bakterien zu „reinigen“. In der EU ist dies für Wildfleisch nicht erlaubt.
  • 60 – 75% menschlicher Krankheiten stammen von Wildtieren. Auch Kängurus sind Träger vieler Parasiten und Krankheiten.
  • Verunreinigungen durch Schusspatronen und für Menschen und Tiere giftige Bleimunition sind ebenfalls nachgewiesen.

Millionenfache Abschüsse heimischer Wildtiere

Während Farmer und Känguru-Industrie seit Jahrzehnten ein Bild von angeblicher Überbevölkerung zeichnen, beklagen Wissenschaftler und Tierschützer in Australien die Auslöschung von Beständen aus Gebieten mit ehemals reichem Vorkommen. Sie befürchten, dass der Massenabschuss den langfristigen Fortbestand dieser einzigartigen Wildtiere, die den Kontinent seit Hunderttausenden Jahren bevölkern, gefährdet.

Beliebt bei der Jagd auf Kängurus: das Rote Riesenkänguru
Rotes Riesenkänguru mit Nachwuchs

In weiten Gebieten Australiens, wie z.B. in Tasmanien oder Victoria, sind die Bestände deutlich zurückgegangen: 2010 war z.B. das Rote Riesenkänguru in 56 Prozent seines ursprünglichen Verbreitungsgebietes verschwunden, das Graue Riesenkänguru sogar in 69 Prozent. In New South Wales bestätigen Regierungsberichte von 2018, dass die Bestände des Östlichen Grauen Riesenkängurus in einigen Abschussgebieten innerhalb eines Jahres um 40 bis 70 Prozent zusammen gebrochen sind. Laut australischen Medienberichten beklagten 2020 sogar die professionellen Känguru-Jäger, dass sie in einigen Gebieten nicht ausreichend Tiere vor finden.

Die offiziellen Schätzungen der Regierung, auf deren Grundlage Abschussquoten berechnet werden, sind laut Experten stark überhöht. So würden Zählungen selektiv in Bereichen mit hohen Bestandsdichten oder besonders niedrigen Abschussraten erfolgen. Diese werden auf andere Gebiete hochgerechnet, ohne die dortige Populationsdichte, die Landnutzung und den Vegetationstyp zu berücksichtigen.

Letztendlich ist unbekannt, wie viele Kängurus es in Australien gibt. Trotzdem sind die Abschussquoten extrem hoch angesetzt:

  • Laut sogenannter „nachhaltiger Quote“ dürfen 15 bis 20 Prozent des geschätzten Bestandes getötet werden, obwohl die Vermehrungsrate deutlich geringer ist.
  • Kängurus bekommen nur etwa alle 7 Monate Nachwuchs von einem Jungtier, zudem ist die Jungtiersterblichkeitsrate mit über 73 Prozent sehr hoch.
  • Besonders in Dürrezeiten überleben nur wenige Jungtiere.

Dürre und Buschbrände bedrohen Australiens Tierwelt

Tote Kängurus auf einem LKW im Outback © Hopping Pictures
Tote Kängurus auf einem LKW im Outback © Hopping Pictures

Kängurus sind stark von Umwelteinflüssen wie Trockenperioden betroffen und immer größerem Druck ausgesetzt. Auch ihr Lebensraum schrumpft drastisch, vor allem durch die urbane Entwicklung sowie die zunehmende Landwirtschaft. Seit 2018 leiden große Gebiete Australiens infolge fehlgeleiteter Landwirtschafts- und Wasserpolitik und Klimawandel massiv unter Dürre.

Zwischen 2019 und 2020 wüteten verheerende Buschbrände von bislang ungeahntem Ausmaß, vor allem im Südosten des Kontinents. Schätzungen zufolge waren über 3 Milliarden Wildtiere von den Feuern betroffen. Doch Brände, Verlust von Lebensraum, Umwelteinflüsse und illegale Abschüsse durch Farmer und Landbesitzer werden bei der staatlich regulierten Jagd der Kängurus bislang nur unzureichend berücksichtigt. Auch in von Buschfeuern besonders stark betroffenen Gebieten werden Kängurus weiterhin massenhaft abgeschossen.

PUMA, NIKE und Lebensmittelhandel stoppen Känguru-Produkte

Die Sportartikelhersteller PUMA und NIKE kündigten im März 2023 an, keine Fußballschuhe aus Känguru-Leder mehr zu produzieren – Pro Wildlife und weitere Tierschutzorganisationen hatten sich hierfür eingesetzt. Zudem haben alle von uns kontaktierten Einzelhandelsketten in Deutschland mittlerweile den Verkauf von Kängurufleisch gestoppt. Auch die Drogeriemarktkette dm und der Tierfutterhersteller Bewital haben als Reaktion auf unsere Kampagne angekündigt, nicht länger Tierfutter mit Kängurufleisch anzubieten. Deutsche Unternehmen wie adidas und verschiedene Tierfutterhändler halten trotz der Grausamkeit der Jagd noch immer am Handel mit Känguru-Produkten fest.

Auch in Belgien, den Niederlanden, Italien und Großbritannien haben bereits zahlreiche Unternehmen Känguruprodukte aus den Regalen genommen – Supermarktketten ebenso wie Luxuslabel (u.a. Versace, Prada) und Sportartikelhersteller wie Diadora. In den USA verbietet der Bundesstaat Kalifornien den Handel mit Känguru-Produkten.

Um dem grausamen Tod von Millionen von Kängurus die lukrative Grundlage zu entziehen setzt sich Pro Wildlife gemeinsam mit Organisationen in Australien, Europa und den USA dafür ein, die grausame Jagd auf Kängurus zu stoppen und Einfuhren von Känguruprodukten in die EU zu verbieten. Unserem Protest haben sich u.a. diverse Sportler (inklusive Olympia-Gewinnern und Weltmeistern) angeschlossen. Zum Finale der Fußball-Europameisterschaft 2021 protestierten 10 Organisationen bei der UEFA.

Der Dokumentarfilm „Kangaroo – A Love-Hate Story“ zeigt Australiens gespaltene Beziehung zu seinem weltweit beliebten Nationaltier:

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