Delfinarien und Delfin-Shows – eine glitzernde Illusion.
Vergnügungsparks in aller Welt halten hunderte aus dem Meer gefangener Kleinwale und Delfine als „schwimmende Clowns“. In kargen Betonbecken und abgeschnitten von ihrem Familienverband verkümmern die sozialen und hochintelligenten Tiere. Die Tiere zeigen psychische Auffälligkeiten und Verhaltensstörungen, wie z. B. Depressionen, Selbstverletzung oder apathische oder wiederkehrende Verhaltensmuster.
Dennoch sind Delfinarien und Angebote wie Delfintherapien oder Schwimmen mit gefangenen Delfinen nach wie vor populär. Spätestens seit den Kino-Dokumentarfilmen „Die Bucht“ (2009) und „Blackfish“ (2013) ist die glitzernde Welt der Delfinarien entlarvt – in puncto Wildfänge und Verwicklungen mit Treibjagden sowie in puncto Leiden der Meeressäuger in Gefangenschaft. Für beide Kinofilme war Pro Wildlife offizielle Partnerorganisation und nutzte die Filme intensiv, um Politiker, Medien und Bevölkerung über die Missstände in Delfinarien aufzuklären.
Weltweit vegetieren schätzungsweise 1.000-1.500 Delfine und Kleinwale in Gefangenschaft – am häufigsten werden Große Tümmler (aus „Flipper“ bekannt) gehalten, gefolgt von Belugas und Orcas. Noch leben die meisten von ihnen in den USA und Europa. Während v.a. in westlichen Ländern immer mehr Delfinarien geschlossen oder gar ganz verboten werden, nimmt ihre Zahl in China, der Türkei, Russland und Japan erschreckend zu.
Jetzt Petition zeichnen: Russland soll Fang für Delfinarien verbieten!
Noch immer Wildfänge für Delfinarien
Die wenigsten Menschen können sich vorstellen, dass noch immer wilde Meeressäuger für Delfinarien eingefangen werden. Doch gerade die Delfinarien in Japan, China, Thailand oder Ägypten beziehen Wildfänge aus Russland und den grausamen Treibjagden des berüchtigten japanischen Fischerstädtchens Taiji. Derzeit ist der japanische Fischerort Taiji der weltgrößte Lieferant wildgefangener Delfine – den Zusammenhang zwischen blutiger Treibjagd und der Glitzerwelt von Delfinarien in aller Welt zeigte 2009 der Kinofilm DIE BUCHT anschaulich. Mit dem Fleisch von Delfinen lässt sich in Japan kaum noch Geld verdienen, lukrativ sind die Treibjagden inzwischen nur noch, weil die schönsten und kräftigsten Tiere für den Lebendtierhandel herausgefangen werden. Ein trainierter Delfin kann bis zu 100.000 USD einbringen. Im Zeitraum 2000-2012 exportierte Japan 217 Große Tümmler, 164 davon nach China, 12 in die Türkei und neun nach Thailand.
Aber auch westliche Delfinarien schrecken nicht vor Wildfang-Bestellungen zurück: 2012 beantragte das Georgia-Aquarium (USA) den Import von 18 Weißwalen (Belugas) aus Russland. Die Tiere waren dort kurz zuvor eingefangen worden. Pro Wildlife und Kollegen in den USA legten umfassende Gründe vor, warum dieser Import aus Tier- und Artenschutzgründen nicht genehmigt werden sollte. Und tatsächlich lehnten die US-Behörden die Einfuhr ab. Das Georgia-Aquarium klagte gegen den Bescheid vor Gericht- und verlor.
Delfinarien in Deutschland
Aktueller Tierbestand:
- Nürnberg: Sieben Große Tümmler, davon drei Wildfänge (Moby, Jenny, Anke) – sowie vier im Zoo geborene Tiere (Sunny, Dolly, Donna, Nami)
- Duisburg: Acht große Tümmer (Ivo, Pepina, Delphi, Daisy, Diego, Dörte, Darwin, Debby) und ein einsamer Amazonas-Flussdelfin (Baby). Die Tümmler Ivo und Pepina kamen in den 1990ern als Wildfänge aus Mexiko bzw. Kuba. Der Amazonas-Flussdelfin ist seit zehn Jahren allein und wird nicht in der Delfinariums-Show eingesetzt.

Delfinshow Delfinarium Duisburg
Pro Wildlife kämpft gegen den Fang der kleinen Meeressäuger, protestiert gegen den Neubau von Delfinarien und klärt die Öffentlichkeit über das Leid der intelligenten Meeressäuger in Gefangenschaft auf. So war die Pro Wildlife Mitarbeiterin Dr. Sandra Altherr u.a. als Sachverständige im Agrarausschuss des Deutschen Bundestages zum Thema Delfine eingeladen und gab hierzu eine umfassende Stellungnahme ab. 2018 veröffentlichtte Pro Wildlife gemeinsam mit Kollegen den Bericht „Small cetaceans, big problems“ über den Fang und die Tötung von Delfinen und Kleinwalen weltweit. Er wird als Vorlage für Initiativen bei der IWC dienen, um auch Delfine endlich international besser schützen zu lassen » Bericht „Small cetaceans, big problems“
Mehr Informationen
» Das Leiden der Orcas in Gefangenschaft
» Pro Wildlife Stellungnahme Bundestags-Agrarausschuss
» Hintergründe zu Japans Delfinjagd
» „Blackfish“ (2013)