1. November 2018
Im Winterwunderland für Igel, Amsel & Freunde.
Die Tage werden kürzer und die Temperaturen fallen. Die erste Erkältungswelle hat uns im Griff. Spätestens nach der Zeitumstellung können wir es nicht mehr verdrängen: Der Sommer ist vorbei und der Winter steht vor der Tür. Gartenbesitzer machen spätestens jetzt alles winterfest. Doch was können wir für unsere heimischen Wildtiere tun?
Wissenswertes rund um den Insektenschutz finden Sie auf der Website des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) » www.bmu.de/insektenschutz/
Igel
Wenn es in entlegenen Gartenecken raschelt und schnauft, ist wohl ein Stacheltierchen eingezogen! Normalerweise kommen Igel im heimischen Klima gut zurecht, eine Fütterung ist auch im Winter nicht notwendig. Meist schadet sie mehr als sie hilft.
Eine Zufütterung macht nur Sinn wenn
- ein Igel im Spätwinter zu früh aus dem Winterschlaf erwacht und kein Futter zu finden ist,
- zu spät geborene, gesunde Jungtiere im Spätherbst das Winterschlaf-notwendige Gewicht von 500 bis 600 Gramm noch nicht erreicht haben.
Manche Experten raten in insektenarmen Zeiten (sehr trocken und kalt) zu einer kurzfristigen Fütterung auch von gesunden Igeln. Dabei gibt es jedoch einiges zu beachten: Nur eine Schale Katzenfutter hinstellen ist nicht ausreichend! Auch Milch darf keinesfalls gefüttert werden. Hier finden Sie eine gute Übersicht zum Thema Zufütterung » www.igel-in-bayern.de/igel-ganzjahresfuetterung/
Bevor Sie einen vermeintlich hilfsbedürftigen Igel füttern oder sonstige Maßnahmen ergreifen, holen Sie sich auf jeden Fall Rat bei Fachleuten! Ihr Tierschutzverein vor Ort weiß in der Regel, was zu tun ist. Laut Gesetz dürfen Igel nur dann der Natur entnommen werden, wenn sie tatsächlich verwaist, verletzt, krank oder aus sonst einem Grund hilfsbedürftig sind.
Woran erkenne ich, dass ein Igel Hilfe braucht?
- Wenn sich ein Igel tagsüber im freien Gelände aufhält, ist dies bereits ein Warnsignal. Kranke, verletzte oder zu schwache Igel schaffen es nicht mehr, sich in ihr Tagesquartier zurückzuziehen.
- Oft liegen sie fast regungslos herum oder torkeln wackelig durch die Gegend.
- Das Aufstellen der Stacheln und das Einrollen funktioniert nicht mehr so gut oder nur ganz langsam.
- Sie haben tiefliegende, manchmal trübe Augen, eine trockene Nase und fühlen sich kühl an.
- Igeljunge, die sich tagsüber außerhalb ihres Nestes befinden, noch geschlossene Augen und Ohren haben und sich womöglich kühl anfühlen, brauchen dringend Hilfe.
Beobachten Sie den Igel zunächst aus sicherer Entfernung. Nur wenn Sie eines oder mehrere Warnsignale an dem Tier feststellen, dürfen Sie es in das nächste Tierheim oder in eine Igelauffangstation bringen. Adressen finden sich zahlreich im Internet.
Vögel
Viele unserer heimischen Wildvogelarten sind bedroht. Deshalb ist es umso wichtiger, sinnvollen und tiergerechten Vogelschutz im Winter zu betreiben. Letztendlich sind Singvögel Wildtiere, die nur in bestimmten Situationen auf menschliche Hilfe angewiesen sind. Ausnahmslos gilt: Bei geschlossener Schneedecke regelmäßig füttern! Jedes einzelne Körnchen Futter kann das Überleben eines Vogels sichern. In schneefreien Zeiten ist eine Fütterung in naturfernen Umgebungen (betonierte Hinterhöfe, intensive Landwirtschaftsflächen) früher nötig als in naturnahen Gärten mit genug Futterquellen wie beispielsweise Samenständen oder Hagebutten. Einige Vogelexperten raten sogar zu einer ganzjährigen Fütterung in Gebieten mit wenig natürlichem Futterangebot.
Tipps für einen vogelfreundlichen Garten im Winter
- Lassen Sie die Samenstände verblühter Blumen und Wildkräuter bis zum Frühjahr stehen.
- Schneiden Sie samen- und früchtetragende Sträucher erst gegen Ende des Winters.
- Ernten Sie im Sommer nicht alle (Him- oder Brom-)Beeren.
- Denken Sie schon bei der Gestaltung Ihres Gartens daran, heimische Sträucher und reich blühende Blumen zu pflanzen.
Regeln für die Fütterung
- Die Futterstelle muss katzensicher angebracht sein: Frei aufgestellt/hängend und mindestens drei Meter entfernt von Bäumen und Sträuchern. Bodenfutterstellen eignen sich nur für katzenfreie Gärten.
- Am besten eignen sich Futtersilos oder -spender. Herkömmliche offene Futterhäuschen verunreinigen schnell mit Kot und müssen regelmäßig gereinigt werden, da sonst Infektionen schnell die Runde machen können.
- Meisenknödel und Futterglocken machen Sie schnell und einfach selber. Anleitungen dazu finden sich überall im Netz, z.B. hier: www.smarticular.net/vogelfutter-fuer-den-winter-selbermachen/
- Das Angebot sollte vielfältig sein, denn Körnerfresser (Fink, Sperling > Sonnenblumenkerne mit oder ohne Schale) bevorzugen andere Nahrung als Weichfutterfresser (Amsel, Rotkehlchen > Haferflocken). Einige Vogelarten wie Meisen sind wenig wählerisch und fressen alles. Beliebt sind auch Erdnüsse und Leinsamen.
- Auf keinen Fall Speisereste oder Brot anbieten!
- Lieber mehrere kleine als eine große Futterstelle einrichten.
- Wenn Sie viele Tauben und Raben im Garten haben, kann es sinnvoll sein, zusätzliche Futterstellen für kleine Vögel zu präparieren. Dazu einfach das Häuschen mit grobem Maschendraht umgeben.
Gestalten Sie ein Winterwunderland für Wildtiere
Auch im Winter können Hobbygärtner ihren Garten so gestalten, dass heimische Wildtiere sich wohl fühlen und dort vielleicht sogar ihren dauerhaften Wohnsitz einrichten. Die Grundstein dafür wird natürlich bei der Bepflanzung im Frühjahr gelegt, doch mit diesen Tipps ist auch das Winterquartier einladend für Igel und Kollegen:
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Der einfachste Weg, heimischen Wildtieren dauerhaft zu helfen, ist ein wildtierfreundlicher Garten. Insektenhotels, Laubhaufen, Holzstapel, Totholz, Igelhäuser und Futterpflanzen für Insekten: Wir können viel tun mit wenig Aufwand und fast keinem Geld.
Autorin: Christine Schorling