Heimischer Wildtierschutz im Winter

Winterwunderland für Igel, Amsel & Co

Heimischer Wildtierschutz im Winter

Die Tage werden kürzer und die Temperaturen fallen. Die erste Erkältungswelle hat uns im Griff. Spätestens nach der Zeitumstellung können wir es nicht mehr verdrängen: Der Sommer ist vorbei und der Winter steht vor der Tür. Gartenbesitzer machen spätestens jetzt alles winterfest. Doch was können wir für den heimischen Wildtierschutz im Winter tun?

So gestalten Sie einen tierfreundlichen Garten

Auch im Winter können Hobbygärtner ihren Garten so gestalten, dass heimische Wildtiere sich wohl fühlen und dort vielleicht sogar ihren dauerhaften Wohnsitz einrichten. Die Grundstein dafür wird natürlich bei der Bepflanzung im Frühjahr gelegt, doch mit diesen Tipps ist auch das Winterquartier einladend für Igel und Kollegen:

Ein großer Laubhaufen in einer Ecke ist ein Anfang, aber nicht optimal – im Laufe des Winter sackt er zusammen und wird unbrauchbar, vor allem, wenn er nass oder voll Schnee wird. Igel brauchen einen stabilen Unterschlupf zum Beispiel » einen Hohlraum hinter an die Wand gelehnte Bretter, » ein geschickt gestapelter Haufen aus Totholz, Ästen und Zweigen, » Höhlen aus alten Baumstümpfen oder Wurzelstöcken, » Komposthaufen mit einer Öffnung am unteren Rand, » Hohlräume in (Natur-)Steinmauern, » als Luxusvariante ein Igelhaus.

Singvögel, die ihren Winterurlaub nicht im warmen Süden verbringen, suchen vor allem nachts Schutz vor Nässe und eisiger Kälte. Belaubte Sträucher wie die Hainbuche sind beliebt bei Zaunkönig, Rotkehlchen und Meisen. Auch Baumhöhlen und Mauernischen sind ein guter Platz, um sich ungestört gegen die Kälte aufzuplustern.

Wildbienen und Hummeln überwintern in Insektenhotels, Altholz oder Pflanzenstängeln. Auch ungeschnittene Stauden und Gehölze bieten den bedrohten Nützlingen ein gutes Winterquartier, ebenso wie Trockenmauern, Kräuterspiralen oder Steinhaufen. Setzen Sie im Winter die Zwiebeln von Frühblühern wie Winterlinge oder Krokusse, damit die ersten Flugkünstler einen reich gedeckten Frühstückstisch haben. Marienkäfer sind nicht nur hübsch, sondern ihre Larven sind auch hervorragende Blattlausbekämpfer. Jeder Gartenbesitzer sollte sie also hegen und pflegen. Sie verbringen den Winter schlafend am liebsten in Laubhaufen, in Mauerritzen oder zwischen Dachsparren. Auch die nützlichen Florfliegen überwintern, um im Frühjahr wieder auf Läusejagd zu gehen. Allgemein gilt: Ein etwas unordentlicher, naturnaher Garten ist die beste Zutat für ein Winterwunderland für Insekten!

Mähen Sie Ihren Rasen nicht mehr im Herbst und lassen Sie Blüten- und Samenstände stehen. Hohes Gras, Stengel und trockene Pflanzen sind gute Überwinterungsplätze für Schmetterlinge und ihre Puppen. Raupen fühlen sich wohl unter einer Blätter- oder Mulchdecke, also einfach mal das Laubkehren auf Beeten sein lassen.

Eichhörnchen halten keinen Winterschlaf, sondern werden nur ein wenig faul. Sie verbringen viel Zeit in ihrem „Kobel“, den sie täglich für die Futtersuche verlassen. Bucheckern, Haselnüsse, Walnüsse, sowie Tannen- und Kiefernzapfen gehören zum Winterspeiseplan, gerne klauen sie aber auch Nüsse und Kerne aus Vögelhäuschen. Ein sauberes Schälchen Wasser in sehr trockenen Zeiten ist auch nicht verkehrt.

Amphibien verfallen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt in eine Winterstarre. Unter Stein- oder Reisighaufen, unter Baum­stümp­fen und in Erdlöchern finden sie sicheren Unterschlupf vor Fressfeinden.

Eichhörnchen im Garten

Der einfachste Weg, heimischen Wildtieren dauerhaft zu helfen, ist ein wildtierfreundlicher Garten. Insektenhotels, Laubhaufen, Holzstapel, Totholz, Igelhäuser und Futterpflanzen für Insekten: Wir können viel tun mit wenig Aufwand und fast keinem Geld.

Igel

Wenn es in entlegenen Gartenecken raschelt und schnauft, ist wohl ein Stacheltierchen eingezogen! Normalerweise kommen Igel im heimischen Klima gut zurecht, eine Fütterung ist auch im Winter nicht notwendig. Meist schadet sie mehr als sie hilft.

Eine Zufütterung macht nur Sinn wenn

  • ein Igel im Spätwinter zu früh aus dem Winterschlaf erwacht und kein Futter zu finden ist,
  • zu spät geborene, gesunde Jungtiere im Spätherbst das Winterschlaf-notwendige Gewicht von 500 bis 600 Gramm noch nicht erreicht haben.
Igel im Garten: wie Wildtierschutz im Winter funktioniert
Igel im Garten

Manche Experten raten in insektenarmen Zeiten (sehr trocken und kalt) zu einer kurzfristigen Fütterung auch von gesunden Igeln. Dabei gibt es jedoch einiges zu beachten: Nur eine Schale Katzenfutter hinstellen ist nicht ausreichend! Auch Milch darf keinesfalls gefüttert werden. Hier finden Sie eine gute Übersicht zum Thema Zufütterung » www.igel-in-bayern.de/igel-ganzjahresfuetterung/

Bevor Sie einen vermeintlich hilfsbedürftigen Igel füttern oder sonstige Maßnahmen ergreifen, holen Sie sich auf jeden Fall Rat bei Fachleuten! Ihr Tierschutzverein vor Ort weiß in der Regel, was zu tun ist. Laut Gesetz dürfen Igel nur dann der Natur entnommen werden, wenn sie tatsächlich verwaist, verletzt, krank oder aus sonst einem Grund hilfsbedürftig sind.

Vögel

Viele unserer heimischen Wildvogelarten sind bedroht. Deshalb ist es umso wichtiger, sinnvollen und tiergerechten Vogelschutz im Winter zu betreiben. Letztendlich sind Singvögel Wildtiere, die nur in bestimmten Situationen auf menschliche Hilfe angewiesen sind. Ausnahmslos gilt: Bei geschlossener Schneedecke regelmäßig füttern! Jedes einzelne Körnchen Futter kann das Überleben eines Vogels sichern. In schneefreien Zeiten ist eine Fütterung in naturfernen Umgebungen (betonierte Hinterhöfe, intensive Landwirtschaftsflächen) früher nötig als in naturnahen Gärten mit genug Futterquellen wie beispielsweise Samenständen oder Hagebutten. Einige Vogelexperten raten sogar zu einer ganzjährigen Fütterung in Gebieten mit wenig natürlichem Futterangebot.

Der vogelfreundliche Garten im Winter

  • Lassen Sie die Samenstände verblühter Blumen und Wildkräuter bis zum Frühjahr stehen.
  • Schneiden Sie samen- und früchtetragende Sträucher erst gegen Ende des Winters.
  • Ernten Sie im Sommer nicht alle (Him- oder Brom-)Beeren.
  • Denken Sie schon bei der Gestaltung Ihres Gartens daran, heimische Sträucher und reich blühende Blumen zu pflanzen.

Regeln für die Fütterung

  • Die Futterstelle muss katzensicher angebracht sein: Frei aufgestellt/hängend und mindestens drei Meter entfernt von Bäumen und Sträuchern.
  • Am besten eignen sich Futtersilos oder -spender. Herkömmliche offene Futterhäuschen verunreinigen schnell und müssen regelmäßig gereinigt werden, da sich sonst Infektionen ausbreiten können.
  • Meisenknödel und Futterglocken lassen sich schnell und einfach selbst machen. Eine Anleitung dazu finden Sie hier.
  • Das Angebot sollte vielfältig sein, denn Körnerfresser (Fink, Sperling > Sonnenblumenkerne mit oder ohne Schale) bevorzugen andere Nahrung als Weichfutterfresser (Amsel, Rotkehlchen > Haferflocken). Einige Vogelarten wie Meisen sind wenig wählerisch und fressen alles. Beliebt sind auch Erdnüsse und Leinsamen.
  • Auf keinen Fall Speisereste oder Brot anbieten!
  • Lieber mehrere kleine als eine große Futterstelle einrichten.
  • Wenn Sie viele Tauben und Raben im Garten haben, kann es sinnvoll sein, zusätzliche Futterstellen für kleine Vögel zu präparieren. Dazu einfach das Häuschen mit grobem Maschendraht umgeben.

Wissenswertes rund um den Insektenschutz finden Sie auf der Website des Bundesumweltministeriums

Mehr zum Thema