Falknerei und Greifvogelschau: Freizeitspaß oder Tierquälerei?

Hunger und Anbindehaltung – das Leid der Greifvögel in Gefangenschaft

Falknerei und Greifvogelschau: Freizeitspaß oder Tierquälerei?

Die Greifvogelschau auf einem Falkenhof, in einer Burg-Falknerei oder im Tierpark erfreut sich großer Beliebtheit. Statt hinter Gittern erlebt das Publikum Greifvögel und Eulen aus nächster Nähe und kann beobachten, wie sie sich in die Lüfte erheben, majestätisch über ihre Köpfe hinweggleiten und schließlich auf die Faust der Falkner*in zurückkehren. Doch was nach Freiheit und einer harmonischen Mensch-Tier Beziehung aussieht, ist in Wirklichkeit Tierquälerei.

Fehlgeprägt und ausgehungert

Bei einer Greifvogelschau wird der Eindruck erweckt, dass die Vögel freiwillig zum Menschen zurückkehren. Doch in Wirklichkeit ist Hunger der Grund. Damit die Vögel nicht wegfliegen, sondern auf der Faust des Menschen landen, werden sie „restriktiv“ gefüttert, was nichts anderes heißt, als dass man sie hungern lässt. Denn damit Greifvögel überhaupt für die Falknerei oder Greifvogelschauen eingesetzt werden können, müssen sie zuvor gefügig gemacht werden. Zusätzlich zum Nahrungsentzug werden auch noch weitere Methoden eingesetzt. Unter anderem wird der Wille der Tiere gebrochen, indem sie an den Arm des Menschen gebunden und so lange herumgetragen werden, bis die Tiere den Versuch wegzufliegen aufgeben.

Für die Greifvogelschau werden bevorzugt von Hand aufgezogene und somit auf den Menschen fehlgeprägte Vögel verwendet, die von klein auf gefügig gemacht werden. Das Problem: Mit dem Erreichen der Geschlechtsreife werden diese Tiere dem Menschen gegenüber teils aggressiv, da der Mensch als Konkurrent wahrgenommen wird. Große, wehrhafte Greifvogelarten können dann nicht mehr für Shows oder Selfies eingesetzt werden. Aber auch ein Leben mit Artgenossen ist aufgrund der Fehlprägung meist nicht mehr möglich und so verbringen viele Vögel restliches Leben allein in einer viel zu kleinen Voliere.

Falknerei: Was ist das?

Falknerei oder Beizjagd nennt man die Jagd mit abgerichteten Vögeln auf andere Tiere. Diese Methode entstand vor etwa 3.500 Jahren in Zentralasien, wo vor allem Falken für die Jagd in der offenen Steppe eingesetzt wurden. Anders als der Name vermittelt, jagen Falknerinnen auch mit anderen Vögeln als Falken, etwa mit Bussarden, Habichten oder Adlern.

Eigentlich verbietet das deutsche Tierschutzgesetz das Hetzen eines Tieres auf ein anderes ausdrücklich, lediglich die Jagd ist davon ausgenommen. Um Jagdbeute aufzustöbern, verwenden Falkner*innen häufig zusätzlich zu Greifvögeln auch Stöberhunde oder Frettchen.

Falknerei und Greifvogelschau: Greifvögel an der Leine

Die Haltung der Tiere in Falknereien und für Greifvogelschauen ist, in welcher Form auch immer, mit großem Leid verbunden. Jenseits der Greifvogelschau fristen viele Greifvögel und Eulen den Großteil ihres Lebens angebunden an einer kurzen Leine an einem Holzpflock, Reck oder ähnlichem. Jeder Versuch sich fortzubewegen, endet abrupt, wenn sie von der Leine (die nur ein bis zwei Meter misst) zurück gerissen werden. Das Ausleben ihrer elementarsten, natürlichen Verhaltensweise, dem Fliegen, wird ihnen damit unmöglich gemacht. Alles, was ihnen bleibt ist etwas zu flattern oder zu hüpfen. Freiflug muss den angebundenen Greifvögeln und Eulen in Deutschland nur alle zwei Tage gewährt werden, so schreibt es das „Gutachten über die Mindestanforderungen an die Haltung von Greifvögeln und Eulen“ aus dem Jahr 1995 vor. Eine Untersuchung, die in Großbritannien durchgeführt wurde, zeigt, dass sich die Tiere während der Vorführungen durchschnittlich nur elf Minuten bewegen. Artgerecht sieht anders aus.

Damit die Besucher*innen sie besser sehen können, werden die Vögel zumeist auf Augenhöhe in der Nähe der Wege angebunden. Für die scheuen Wildtiere stellt die unnatürliche Nähe zum Menschen eine hohe Belastung dar. Manchmal werden stressempfindliche Tiere deshalb mit einer Falknerhaube ruhiggestellt, die sie blind und fast taub macht. Praktiziert wird diese sogenannte falknerische Haltung, um besseren Zugriff auf die Tiere zu haben und sie für die Show oder Selfies nutzen zu können.

Falknerei: Greifvogel mit verdeckten Augen
Falknerei und Greifvogelschau: Greifvogel mit verdeckten Augen

Auch die Haltung in Volieren ist nicht artgerecht. Sie sind zumeist so gering bemessen, dass den Tieren nur wenige Flügelschläge möglich sind. Das Ausleben ihrer natürlichen Verhaltensweisen, die Nahrungs- und Partnersuche, das Territorialverhalten, der Nestbau oder die Aufzucht der Jungen, die in der freien Natur zumeist in luftiger Höhe stattfinden, ist ihnen somit kaum oder gar nicht möglich.

Das Leid der Eulen in Falknerei und Greifvogelschau

Viele Schaubetriebe und Falknereien bieten Selfies mit Eulen, Eulenwanderungen oder Kuscheln mit Eulen an. In Abu Dhabi und Japan gibt es sogar Eulen-Cafés, die gutes Geld mit der Faszination der Menschen für Eulen verdienen. Dabei sind Eulen dämmerungs- und nachtaktive Vögel, die sich in der freien Natur bei Tageslicht verstecken.

Besonders perfide: Manche Halter*innen versuchen den durch Handaufzucht fehlgeprägten Vogel durch gezielte Mangelernährung in seiner Entwicklung so zu beeinträchtigen, dass das Tier ein Leben lang im Stadium eines unselbstständigen Jungvogels bleibt. Diese physisch und psychisch schwer gestörten Tiere betteln auch noch im Erwachsenenalter, obwohl dieses Verhalten normalerweise nur Jungvögel zeigen. Die von den Tieren ausgestoßenen Laute werden von den Besucher*innen als besonders niedlich wahrgenommen wird.

Jetzt Greifvögeln und Eulen in Falknereien und Greifvogelschauen helfen

Was politisch passieren muss:

  • Die Haltung von Greifvögeln und Eulen für Schauzwecke muss ausnahmslos verboten werden.
  • Das Jagdrecht muss dahingehend novelliert werden, dass das Hetzen eines Tieres auf ein anderes verboten wird.
  • Die Haltungsvorgaben für Greifvögel und Eulen müssen grundlegend überarbeitet werden, damit die in Gefangenschaft befindlichen Tiere unter besseren Bedingungen leben können.

Wie Sie helfen können:

  • Besuchen Sie keine Burg-Falknereien oder Falkenhöfe
  • Besuchen Sie keine Tierparks mit Greifvogelschau
  • Informieren Sie Ihre Familie und Freunde
  • Bitten Sie Lehrer*innen auf den Besuch von Flugshows zu verzichten

Entkommene Greifvögel bedrohen heimische Populationen

Sowohl im Rahmen der Falknerei als auch bei der Greifvogelschau kommt es immer wieder vor, dass die Tiere nicht zum Menschen zurückkommen. Dabei stellt das Entkommen von nicht-heimischen Greifvögeln ein Risiko für unsere heimische Fauna dar. Die Tiere können Krankheiten übertragen und konkurrieren mit den heimischen Arten um Horstplätze.

Jedes Jahr entkommen in Europa Hunderte, wenn nicht Tausende von Greifvögeln verschiedener Arten oder werden freigelassen. Viele dieser Vögel gewöhnen sich an ein Leben in freier Wildbahn. In Europa ist es bereits mehrfach vorgekommen, dass sich entkommene Hybride wie der Gerlin (Hybridzüchtung aus arktischen Gerfalken und Merlin) und nicht-heimische Tiere mit frei lebenden Greifvögeln verpaart haben. Da diese zwischenartliche Verpaarung die Brutpopulation einheimischer Greifvogelarten gefährdet, ist die Haltung und Zucht von Greifvogelhybriden in Deutschland grundsätzlich verboten, während nicht-heimische Arten wie der nordamerikanische Wüstenbussard noch immer eingesetzt werden dürfen. In anderen EU-Ländern ist die Haltung und Zucht von Greifvogelhybriden weiterhin erlaubt.

Das tut Pro Wildlife

Das zuständige Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft arbeitet seit Jahren an der Novellierung der Haltungsvorgaben für Greifvögel und Eulen. Pro Wildlife setzt sich in Stellungnahmen an Behörden und Politiker*innen sowie in Verhandlungsrunden für einen Schutz von Greifvögeln und Eulen ein. Wir möchten, dass die Greifvogelschau endlich beendet wird. Dafür werden wir auch weiterhin mit Nachdruck eintreten. Zusätzlich informiert Pro Wildlife Reisende und Reiseveranstalter über die Tier- und Artenschutzprobleme im Wildtiertourismus und gibt Tipps, worauf sie im Urlaub achten sollten. 

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