Die Rote Liste der gefährdeten Arten

Rote Liste – IUCN stuft mehr als 44.000 Arten als bedroht ein

Die Rote Liste der gefährdeten Arten

Vor 65 Millionen Jahren verursachte ein Meteorit das wohl berühmteste Artensterben der Erdgeschichte. In den 1980er Jahren warnten Wissenschaftler*innen erstmals davor, dass wir bald Zeugen des sechsten Massensterben werden könnten – diesmal menschgemacht. Nun ist es soweit:

Jahrhunderte lang hat der Mensch zu seinem vermeintlichen Vorteil die Natur ausgebeutet, transformiert und ganze Ökosysteme vernichtet. Damit hat er das empfindliche Gleichgewicht der Natur massiv gestört, was zu einem Verlust ihrer Biodiversität geführt hat. Verdeutlicht wird dies durch die Internationale Rote Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten der Weltnaturschutzunion IUCN. Besonders in den Tropen, die Hotspots der Biodiversität sind, ist der Artenreichtum stark zurückgegangen. Die sensiblen, perfekt aufeinander abgestimmten Wechselwirkungen der Natur werden durch zahlreiche menschliche Eingriffe stark belastet. Der Verlust beziehungsweise die Fragmentierung der Lebensräume, Umweltverschmutzungen, sowie legaler und illegaler Wildtierhandel führen jährlich dazu, dass Tausende von Tier- und Pflanzenarten aussterben.

Mehr als 44.000 Arten vom Aussterben bedroht

Die internationale Rote Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten ist ein Indikator für den Zustand der Artenvielfalt. Seit sie von der Weltnaturschutzunion (IUCN) erstmals im Jahre 1964 veröffentlicht wurde, hat ein Netzwerk von Tausenden Spezialisten den Status von 157.190 Arten erfasst. Davon gelten mehr als 44.000 als bedroht – mehr als jemals zuvor (Stand Dezember 2023). Hierzu zählen u.a. 41 Prozent der Amphibien, 37 Prozent der Haie und Rochen, 36 Prozent der Korallen, 26 Prozent der Säugetiere und 12 Prozent der Vögel. Dabei konnten bisher noch längst nicht alle der zwei Millionen bekannten Arten analysiert werden. Hinzu kommt ein Vielfaches an Arten, die bislang noch nicht wissenschaftlich beschrieben sind, Schätzungen gehen von acht Millionen Arten aus. Unzählige davon verschwinden jedes Jahr.

Rote Liste: Koralle - Francesco Ungaro auf Unsplash
36 Prozent der Korallen gelten als bedroht

Irrtum Nr. 1: „Arten, die nicht auf der Roten Liste stehen, sind auch nicht bedroht.“

Oft wird angenommen, wenn eine Art nicht auf der Roten Liste steht, dann sei sie auch nicht bedroht und könnte ohne Probleme genutzt werden. Ein fataler Irrtum, denn die Rote Liste ist mangels Kapazitäten und belastbarer Populationsdaten (gerade bei neu entdeckten oder weniger beachteten Arten) schlicht nicht vollständig: Forscher*innen gehen davon aus, dass wir bis heute nur 20 Prozent der auf der Erde vorkommenden Arten entdeckt und bestimmt haben. Den Großteil dieser unbestimmten Arten werden wir wohl nie zu Gesicht bekommen, denn täglich verschwinden 150 Tier- und Pflanzenarten von unserer Erde – sie sind damit unwiederbringlich verloren.

Aufbau der Roten Liste der gefährdeten Arten

Um den Status einer Art zu ermitteln, ist es nötig, diverse Informationen zu sammeln und unter wissenschaftlichen Aspekten zu bewerten. Neben der Größe des Verbreitungsgebietes und der Population spielen weitere Faktoren wie Bedrohungen und Ökologie eine wichtige Rolle. Deshalb wurden 1992 acht verschiedene Gefährdungskategorien, die bis heute gültig sind, eingeführt.

  • EX – Ausgestorben
  • EW – in der Natur ausgestorben
  • CR – vom Aussterben bedroht
  • EN – stark gefährdet
  • VU – gefährdet
  • NT – potenziell gefährdet
  • LC – nicht gefährdet
  • DD – ungenügende Datengrundlage

Als weltweit anerkannter kritischer Indikator verzeichnet die Rote Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten nicht nur den Status diverser Arten aus dem Reich der Tiere, Pilze und Pflanzen. Vielmehr ist sie ein Werkzeug, das Regierungen, wissenschaftliche Institute, Organisationen und Privatpersonen dabei hilft, Prioritäten im Bereich des Naturschutzes zu setzen.

Irrtum Nr. 2: „Arten, die auf der Roten Liste stehen, sind automatisch geschützt“

Leider sind dies zwei völlig unabhängige Vorgänge: Die Rote Liste wird von Expert*innen erstellt, die die Gefährdungssituation einer Art analysiert. Doch damit eine bedrohte Art auch international unter Schutz gestellt wird, müssen weitere Daten (z.B. zum Handel) zusammengetragen sowie Regierungen überzeugt und aktiviert werden. Erst wenn Schutzanträge für das CITES-Artenschutzübereinkommen ausgearbeitet und von einem Land eingereicht werden – und auch die erforderlichen Mehrheiten den Antrag unterstützen – wird eine bedrohte Art endlich unter internationalen Schutz gestellt.

Zusätzlich zu der internationalen Roten Liste führen auch einzelne Länder nationale Rote Listen. Diese beleuchten den Status von Flora und Fauna im regionalen Zusammenhang. In Deutschland wurden bis heute 40.000 Tier- und Pflanzenarten hinsichtlich ihres Gefährdungsstatus bewertet, mehr als ein Viertel davon gelten als bedroht oder ausgestorben.

Diese alarmierende Tatsache dürfen wir nicht ignorieren! Wir müssen handeln! Denn die Erde ist unser Zuhause, sie ist unser größtes und wichtigstes Gut, wo sollten wir hingehen wenn wir sie zerstören?

Weitere Informationen:

Das tut Pro Wildife

Auf politischer Ebene arbeitet Pro Wildlife daran, in Deutschland und international Gesetze zum Schutz von Wildtieren und ihren Lebensräumen zu verbessern. Daher nehmen wir an Konferenzen internationaler Konventionen wie der Internationalen Walfangkommission (IWC) und des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (WA, engl. CITES) teil, gestalten hier aktiv die Themen mit und sind im engen Dialog mit Regierungen.

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