Vernichtende Befunde zu Islands Walfang

Finnwaljagd widerspricht isländischem Tierschutzgesetz

München / Reykjavik, 9. Mai 2023. Im vergangenen Sommer begleitete die isländische Veterinärbehörde MAST einen Teil der Finnwaljagd. Ihr offizieller Bericht liegt nun vor und schlussfolgert, dass ein inakzeptabel hoher Anteil der Tiere während der Tötung leidet. „Dies belegt, dass die international ohnehin stark kritisierte Jagd endlich verboten werden muss“, betont Astrid Fuchs von der Whale & Dolphin Conservation (WDC). Und Dr. Sandra Altherr von Pro Wildlife fordert: „Mit diesen verheerenden Ergebnissen muss die Fischereiministerin das Auslaufen der Walfangschiffe Anfang Juni verhindern.“

Im Sommer 2022 belegten Fotos der Organisation Hard to Port die immense Grausamkeit der Finnwaljagd: „Unsere mehrwöchige Recherche im Sommer vergangenen Jahres hat zum Vorschein gebracht, dass diese Tiere einen langen Todeskampf durchstehen mussten. Einige der von uns fotografierten Finnwale hatten bis zu vier Harpunen in ihrem Körper“, so Arne Feuerhahn, Gründer von Hard To Port. Diese Aufnahmen veranlassten die Fischereiministerin, für den Rest der Fangsaison die Anwesenheit von Amtstierärzten zu veranlassen: Ab August überwachten Amtstierärzte die Tötung von 58 der insgesamt 148 Finnwale, die 2022 angelandet wurden.

Wichtigste Ergebnisse der Veterinärbehörde

Der Bericht von MAST wurde nun veröffentlicht. In einer Pressemeldung vom 8. Mai fasst MAST u.a. folgende Ergebnisse zusammen:

  • Nur 59 Prozent der Finnwale starben sofort.
  • 24 Prozent der Wale mussten mit mehr als einer Explosivharpune beschossen werden.
  • Zwei der 58 Wale wurden sogar viermal harpuniert – einer starb erst nach fast einer Stunde, der zweite nach zwei Stunden.
  • Ein weiterer angeschossener Wal wurde über fünf Stunden erfolglos gejagt und verschwand schließlich.
  • Die durchschnittliche Leidenszeit der angelandeten Wale betrug 11,5 Minuten.

Stirbt ein getroffener Wal nicht sofort, braucht es mindestens acht Minuten, um das Tier zu beobachten, den Entschluss für einen weiteren Schuss zu fassen, die Harpune nachzuladen und bei den starken Wellen auf See und den Bewegungen des Wals das Tier erneut anzuvisieren. Das erklärt die teils extrem langen Leidenszeiten“, erläutert Altherr von Pro Wildlife.

MAST stellt in seinem Bericht nun fest, dass die Finnwaljagd gegen das isländischen Tierschutzgesetz verstößt, welches eine möglichst kurze Tötungszeit und minimales Leiden verlangt.

Fischereiministerin unter Druck: Verbietet sie die Finnwaljagd bereits für 2023?

Die Finnwaljagd in Island wird von einem einzigen Unternehmen durchgeführt, der Firma Hvalur, der in der Vergangenheit immer wieder Fünf-Jahres-Quoten im Block genehmigt wurden. Der aktuelle Quotenblock gilt nur noch 2023.  

Bereits im Februar 2022 vermeldete das isländische Fischereiministerium, dass man ab 2024 keine Walfangquoten mehr erteilen wolle. Das Ministerium sieht wenig ökonomischen Nutzen durch die Jagd und befürchtet sogar Beeinträchtigungen des boomenden Whale-Watching-Tourismus.

„Loftssons Schiffe werden derzeit für die Saison 2023 flott gemacht. Der nun vorliegende Bericht von MAST sollte die Finnwaljagd vorzeitig beenden. Die Ministerin sieht aber derzeit angeblich keine rechtliche Grundlage, um ein Auslaufen zu verhindern, da die Lizenz bereits erteilt wurde“, so Fuchs.

Island ist weltgrößter Lieferant von Walfleisch

Im Dezember 2022 lief ein Containerschiff mit 2.576 Tonnen gefrorenem Walfleisch aus Island aus – in Japan kam das Fleisch sieben Wochen später an. Dabei handelt es sich isländischen Medienberichte zufolge um die größte Lieferung seit mehr als 30 Jahren. Doch auch in der Vergangenheit gab es regelmäßige Ausfuhren:

„Seit 2008 belaufen sich Island registrierte Walfleischexporte nach Japan insgesamt auf unfassbare 16.000 Tonnen Walfleisch“, berichtet die Pro Wildlife Sprecherin Altherr. „Damit ignoriert das europäische Land nicht nur das kommerzielle Fangverbot durch die Internationale Walfangkommission (IWC), sondern auch das Handelsverbot der Weltartenschutzkonvention CITES*“. Sowohl Island als auch Japan (und Norwegen) sind wegen formaler Vorbehalte hieran juristisch nicht gebunden.

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