München, 02. Dezember 2025. – Auch die 2024 in Botswana ins Amt gekommene Regierung von Präsident Duma Boko genehmigt weiterhin die umstrittene Trophäenjagd, insbesondere auf Elefanten. Doch eine unabhängige wissenschaftliche Studie des renommierten Forschungsprojekts Elephants Without Borders (EWB) kommt ganz aktuell zu einem alarmierenden Ergebnis: Die in Botswana zulässigen Jagdquoten sind ökologisch unverantwortlich und für den Elefantenschutz kontraproduktiv. „Der Bericht widerlegt deutlich den Mythos der angeblich nachhaltigen Trophäenjagd auf Elefanten in Botswana. Werden diese Quoten aufrechterhalten, drohen langfristig drastische Konsequenzen für die größte Elefantenpopulation der Welt“, betont Dr. Mona Schweizer von Pro Wildlife.
Veraltete Modelle – fehlerhafte Quotenberechnung
Der aktuell veröffentlichte EWB-Bericht „Scientific Review of Botswana’s Elephant Hunting Programme“ analysiert erstmals umfassend die wissenschaftliche Grundlage des Jagdprogramms. Das Fazit: Die aktuelle Abschussquote von 431 Elefanten (rund 0,3% der Gesamtpopulation) ist deutlich zu hoch. Denn die Jagd konzentriert sich auf bestimmte Gebiete und zielt vorwiegend auf alte Bullen mit großen Stoßzähnen. Diese machen jedoch nur einen kleinen Teil der Gesamtpopulation aus und sind gleichzeitig auch besonders im Visier der Wilderei.
Das von den botswanischen Behörden verwendete Modell zur Quotenberechnung ignoriert zudem zentrale Risikofaktoren wie Dürren, Krankheiten und Mensch-Elefant-Konflikte. Auch die Grundannahme einer konstant hohen Reproduktionsrate ist biologisch nicht haltbar. Im Vergleich zu dem veralteten und fehlerhaften Modell der Behörden zeigt die aktuelle Modellierung von EWB: Bei Beibehaltung der derzeitigen Quote würde der Anteil der über 30-jährigen Bullen um 24% sinken, bei den über 50-Jährigen sogar um 50% im Vergleich zu nicht-bejagten Populationen.
Abschuss alter Bullen destabilisiert die ganze Population
Alte Bullen sind zentral für Reproduktion sowie als Orientierung für Jungbullen in Junggesellenverbänden, denn sie kennen Wanderrouten, Wasser- und Futterquellen und senken mit ihrer Anwesenheit das Aggressionslevel. Ihr Abschuss destabilisiert daher nicht nur die Sozialstruktur, sondern erhöht laut Experten auch das Konfliktpotenzial zwischen Elefanten und Menschen.
Problematischer Interessenskonflikt: Jagdlobby schreibt an Managementplänen mit
Neben der unzureichenden Datenlage, mangelnder Transparenz und fehlender unabhängiger Kontrolle, beeinträchtigt ein gravierender Interessenskonflikt den Wildtierschutz in Botswana: Erst kürzlich unterzeichnete die botswanische Regierung ein Memorandum of Understanding mit Conservation Force – einer einflussreichen Jagdlobbyorganisation – und machte damit eine langjährige Zusammenarbeit öffentlich und offiziell. Conservation Force war bereits in der Vergangenheit maßgeblich an der Erstellung nationaler Managementpläne für Elefanten und Leoparden beteiligt.
Pro Wildlife fordert: Deutschland muss Einfuhren stoppen
Die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen: Trophäenjagd auf Elefanten in Botswana ist nicht nachhaltig und widerspricht den Zielen eines effektiven Artenschutzes. Auch nach Deutschland werden Elefantentrophäen importiert. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) registrierte zwischen 2016 und 2024 immerhin 28 Einfuhrgänge. „Deutschland darf nicht auf den von der Jagdlobby verbreiteten Nachhaltigkeitsmythos hereinfallen. Wir müssen unserer Verantwortung für konsequenten Artenschutz gerecht werden und die Einfuhr von Elefantentrophäen aus Botswana unterbinden“, fordert Schweizer abschließend.