Happy Birthday, CITES!

Bilanz zu 50 Jahre CITES

Happy Birthday, CITES!

Am 3. März 1973 wurde das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (engl. CITES) gegründet. Zum 50. Jahrestag der Gründung ist es Zeit für ein Resümee über die Konvention, die im Zentrum unserer Arbeit steht, denn sie ist das wohl „schärfste Schwert“ im internationalen Artenschutz.

Warum wurde CITES gegründet?

In den 1960er und frühen 1970er Jahren schreckten Bilder von abgeschlachteten Elefantenherden und kollabierenden Walbeständen die Öffentlichkeit auf. Und das war nur die Spitze des Eisbergs:

Vom Ara für den Käfig bis zum Ozelot als Pelzmantel – um die boomende Nachfrage nach Fellen, Elfenbein, Fleisch, Hörnern oder exotischen Haustieren zu befriedigen, drohte auch viele anderen Arten die Ausrottung. Bereits 1964 gab es Pläne für ein neues Artenschutzabkommen, das diese rücksichtslose Plünderung der Natur stoppen sollte, doch es dauerte noch Jahre, bis man sich auf die Rahmenbedingungen einigen konnte. Schließlich luden die USA zur Gründungstagung im März 1973 in Washington ein, 80 Staaten folgten der Einladung. Die ersten Länder, die CITES 1974 ratifizierten, waren die USA, Nigeria, die Schweiz, Tunesien, Schweden und Zypern; Deutschland trat dem Abkommen 1976 bei.

Leopard
Happy Birthday CITES
Leopard: in Anhang I gelistet und somit vor internationalem kommerziellen Handel geschützt

Warum ist CITES so wichtig?

CITES ist das einzige Abkommen, das den internationalen Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten reguliert: entweder durch ein kommerzielles Handelsverbot (für alle Arten, die in Anhang I des Abkommens gelistet sind) oder durch Handelsbeschränkungen (für Arten in Anhang II). Drei Tatsachen machen CITES so stark:

  1. Mit inzwischen 184 Mitgliedsstaaten ist CITES nahezu weltweit gültig.
  2. Zwar versucht man auch bei CITES, Entscheidungen im Konsens zu treffen, doch wenn dies aufgrund konträrer Interessen nicht möglich ist, kommt es zu verbindlichen Abstimmungen und eine Zweidrittelmehrheit der anwesenden Staaten entscheidet. Deshalb werden Dokumente, im Gegensatz zu anderen Konventionen, nicht bis zu einem minimalen Konsens verhandelt und abgeschwächt, der niemanden mehr stört, aber auch kaum einen Effekt hat.
  3. Als eines der wenigen Umweltabkommen kann CITES Sanktionen verhängen: Verstößt ein Land wiederholt gegen die CITES-Auflagen, kann dies dazu führen, dass andere CITES-Staaten den Handel mit ihm stoppen.

Afrikanische Elefanten, Ozelote, Buckelwale oder Hellrote Aras wären heute vermutlich ausgerottet, wenn CITES nicht die Reißlinie gezogen hätte. Handelsverbote für Elfenbein und Walfleisch aus den 1980er Jahren, aber auch Ergebnisse der jüngsten CITES-Konferenz im November 2022, auf der 500 Tier- und Pflanzenarten, darunter 60 Haie und 37-Rochen sowie mehr als 200 Arten aus dem Heimtierhandel unter Schutz gestellt wurden, sind historische Meilensteine.

Glasfrosch © Santiago Ron
Happy Birthday CITES
Glasfrosch: seit 2023 gelten globale Handelsbeschränkungen © Santiago Ron

Gerade in den Anfangsjahren wurden große Tiergruppen wie alle Wale, Affen, Papageien, Kakteen oder Orchideen durch CITES geschützt. Derzeit sind knapp 40.000 Tier- und Pflanzenarten in den CITES-Anhängen gelistet. Anhang I bedeutet ein internationales Handelsverbot für Wildentnahmen einer Art, Anhang II eine Beschränkung des Handels auf ein nachhaltiges Level (hierin sind die allermeisten Arten enthalten), Anhang III eine Handelsbeschränkung für eine Art aus einem bestimmten Herkunftsland.

Die Schwächen von CITES

Der Verlust der Artenvielfalt, u.a. bedingt durch direkte Ausbeutung von Wildtieren und -pflanzen, schreitet jedoch um ein Vielfaches schneller voran, als CITES in seiner jetzigen Form ihn aufhalten kann.

  1. In den CITES-Anhängen ist bislang nur ein Bruchteil der international gehandelten Tier- und Pflanzenarten gelistet. Für alle anderen gilt: Sogar, wenn sie auf der Roten Liste vom Aussterben bedrohter Arten stehen, kann die Ausbeutung für den internationalen Handel ungebremst weitergehen.
  2. Das Tempo der Entscheidungen ist zu langsam: Die CITES-Konferenzen finden nur alle drei Jahre statt, dann werden in der Regel jeweils nur wenige Dutzend Arten unter Schutz gestellt. Und wo Daten fehlen oder Wirtschaftsinteressen dominieren, scheitern Listungen in den CITES-Anhängen.
  3. Nachhaltigkeit nur auf dem Papier: Die meisten in CITES gelisteten Arten dürfen weiterhin gehandelt werden, wenn das Ausfuhrland bescheinigt, dass der Handel nachhaltig und legal ist. Teils basieren Handelsquoten und Exportgenehmigungen jedoch auf wirtschaftlichen Interessen, nicht wissenschaftlichen Daten – und die Plünderung der Bestände schreitet weiter voran.
Requiemhai © Diego Delso
Happy Birthday, CITES
Blauhai: Ab 2024 gelten für den meistbefischten Hai erstmals Handelsbeschränkungen © Diego Delso

Die nächsten 50 Jahre: Was muss CITES leisten?

Pro Wildlife fordert deshalb eine Umkehr der Beweislast: Der Schutz der Artenvielfalt muss Vorrang vor der kommerziellen Ausbeutung haben! Naturentnahmen dürfen nur dann erfolgen, wenn sie nachweislich ökologisch unbedenklich sind.

Seit einigen Jahren versuchen jedoch Lobbygruppen aus Handel und Trophäenjagd zunehmend, die Schutzkriterien von CITES aufzuweichen. Sie wollen erreichen, dass der Artenschutz gegen ökonomische Interessen abgewogen werden muss. CITES hatte jedoch schon vor 50 Jahren wahrlich gute Gründe, die Ökologie über die Ökonomie zu stellen. Angesichts der dramatischen Biodiversitätskrise muss diese Ausrichtung heute mehr denn je Bestand haben. CITES braucht wieder den Mut für weitreichende Entscheidungen – so wie in seinen ersten Jahrzehnten! Die jüngsten Entscheidungen für den Schutz von immer mehr kommerziell genutzten Haien, Reptilien, Amphibien und Pflanzen sind ein Schritt in die richtige Richtung.

Autorin: Dr. Sandra Altherr
Veröffentlicht am: 2. März 2023

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