Tiercafés im Trend

Wenn Unterhaltung auf Kosten der Tiere geht

Tiercafés im Trend

In den letzten Jahren sind exotische Tiercafés zu einer weltweiten Touristenattraktion geworden. Orte wie das „Little Zoo Café“ in Bangkok, das „Owl Café“ in Tokio oder das „Meerkat Friends Café“ in Seoul locken mit dem Versprechen, mit Wildtieren wie Eulen, Affen, Capybaras, Otter, Fenneks oder Erdmännchen auf Tuchfühlung zu gehen. Was zunächst verlockend klingt – süße Tiere streicheln, Selfies machen und einen Latte trinken – hat jedoch eine dunkle Kehrseite. 

Wildtiere gehören nicht in Cafés 

Wildtiere sind keine Attraktionen für unser Vergnügen. Sie sind keine Haustiere, keine Entertainer oder Kuscheltiere und ganz sicher keine Dekoration für einen Kaffeetisch. Als eigenständige Lebewesen mit komplexen Bedürfnissen und Verhaltensweisen bleiben sie, anders als domestizierte Tiere wie Hunde oder Katzen, eng mit ihrer natürlichen Umgebung verbunden. Sie brauchen weite Reviere, spezielle Nahrung, soziale Strukturen – oder eben Rückzug und Ruhe, je nach Art.

Tiercafés: Fennek im Little Zoo Cafe, Bangkok
Fennek im Little Zoo Cafe, Bangkok © sevendeman

In Tiercafés jedoch sind Wildtiere ständig grellem Licht, Lärm und menschlicher Nähe ausgesetzt. Ihre Grundbedürfnisse bleiben unerfüllt. Der Versuch, sie an ein solches Umfeld zu gewöhnen, verursacht Stress, Angst und körperliches Leid, was nicht selten zu Verhaltensstörungen, schweren Krankheiten und im schlimmsten Fall zum frühen Tod führen kann.  

Enge Gehege, grelles Licht und chronischer Stress 

Während Besucher*innen fröhliche Bilder auf Instagram posten oder TikTok-Videos teilen, bleibt das Leid der Tiere im Hintergrund verborgen. Viele Wildtiere in Tiercafés leben unter chronischem Stress: Sie sind permanent fremden Menschen ausgeliefert, können sich kaum zurückziehen und entwickeln häufig schwere Verhaltensstörungen oder gesundheitliche Probleme.

Waschbär
Waschbär zum Streicheln © Huy Thoai

Die Haltungsbedingungen sind katastrophal: Statt in ihrer natürlichen Umgebung zu leben, fristen sie ihr Dasein in engen Gehegen oder Caféräumen ohne Rückzugs- oder Fluchtmöglichkeiten. Tagtäglich sind sie vom Blitzlichtgewitter der Kameras und dem Lärm der Besucher*innen hilflos ausgeliefert. Nacht- oder dämmerungsaktive Tiere wie Eulen, die eigentlich nachts jagen, sitzen tagsüber bewegungslos auf Stangen. Semi-aquatische Tiere wie Capybaras vegetieren auf trockenen Böden dahin, statt wie in der Wildnis den Großteil ihres Tages im Wasser zu verbringen, und Erdmännchen wird jede Möglichkeit genommen ihr natürliches Buddelverhalten auszuleben. Was für die Besucher*innen ein paar Minuten Unterhaltung bedeutet, ist für die Tiere ein endloser Albtraum.

Capybara Zoo-Café
Capybara © 小和尚 温柔的

Problematische Beschaffung der Tiere 

Viele exotische Tiere, die in Tiercafés gehalten werden, werden nicht gezüchtet, sondern in der Wildnis eingefangen. Der legale und illegale Wildtierhandel, ein milliardenschweres Geschäft, profitiert massiv von der wachsenden Nachfrage nach „besonderen“ Tieren für Unterhaltungszwecke. Für jedes Tier, das lebend in einem Café landet, sterben oft mehrere andere während des gewaltsamen Fangs, beim Transport oder aufgrund unzureichender Haltungsbedingungen. 

Tiercafés tragen erheblich dazu bei, diese zerstörerische Praxis zu normalisieren. Indem sie Wildtiere als freundliche, ungefährliche Begleiter inszenieren, fördern sie die Vorstellung, dass exotische Arten als Freizeitattraktion oder gar als Haustiere geeignet seien. Damit wird nicht nur individuelles Tierleid in Kauf genommen, sondern auch der legale und illegale Handel weiter angekurbelt – mit verheerenden Folgen für die Artenvielfalt und den Schutz natürlicher Lebensräume. Jeder Besuch solcher Cafés unterstützt indirekt ein System, das Tiere ihrer Freiheit beraubt und langfristig ganze Ökosysteme gefährdet.

Erdmännchen im Little Zoo Cafe, Bangkok
Erdmännchen im Little Zoo Cafe, Bangkok © WHYFRAME

Was Sie tun können 

Auch wenn Tiercafés mit exotischen Tieren harmlos erscheinen mögen – sie sind Teil einer Industrie, die Wildtiere ausbeutet und ihre natürlichen Bedürfnisse ignoriert. Jeder Besuch, jeder Klick, jedes Like trägt unbewusst dazu bei, diese Tierausbeutung weiter am Leben zu erhalten.

Am Ende profitieren nur die Betreiber*innen solcher Cafés, nicht die Tiere. Wer Tiere wirklich liebt, sollte Einrichtungen meiden, die Wildtiere in unnatürliche, stressreiche Situationen zwingen. Stattdessen lohnt sich der Besuch seriöser Wildtierauffangstationen und Schutzgebiete, wo das Wohl der Tiere im Vordergrund steht – nicht der Profit oder die Unterhaltung. Denn der Wunsch nach Unterhaltung darf niemals über dem Wohl der Tiere stehen.

Tiercafés: Igel-Cafe in Tokio
Igel-Cafe in Tokio © Peera_Sathawirawong

Das tut Pro Wildlife

Pro Wildlife informiert Reisende und Reiseveranstalter über die Tier- und Artenschutzprobleme im Wildtiertourismus und gibt >> Tipps, worauf sie im Urlaub achten sollten. Zusätzlich setzen wir unsfür strengere Gesetze und Verbote im Handel mit Wildtieren ein und helfen, diese international zu schützen.

Mehr zum Thema